Politik

Ampel soll Strategie vorlegen Union pocht auf unterirdische CO2-Speicherung

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
CO2-Speicherversuchsanlage in Brandenburg

CO2-Speicherversuchsanlage in Brandenburg

(Foto: imago/Jürgen Heinrich)

Während die Grünen bei Klimaschutz vor allem CO2-Emissionen vermeiden wollen, setzt die Union auch auf die unterirdische Speicherung von Klimagasen. Wissenschaftler halten die Risiken für vertretbar, doch eine Strategie hat das Wirtschaftsministerium bislang nicht geliefert.

In der Debatte um die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid drängen Wissenschaft und Opposition auf mehr Tempo. Deutschland müsse bei der Umsetzung dieser Technologie schneller vorankommen, sagte der Geowissenschaftler Klaus Wallmann vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel der "Rheinischen Post" mit Blick auf die sogenannte Carbon-Management-Strategie, die derzeit im Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet wird.

"Es ist jetzt wichtig, dass diese Strategie tatsächlich auch zeitnah verabschiedet und umgesetzt wird. Es geht zunächst darum, den Rechtsrahmen zu aktualisieren, sodass der Export nach etwa Norwegen, Dänemark und die Niederlande ermöglicht wird und CO2-Speicherstandorte in der deutschen Nordsee erkundet werden dürfen", sagte der Wissenschaftler der Zeitung. Anschließend müsse dann das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) aktualisiert werden, damit CO2 auch in Deutschland deponiert und gespeichert werden dürfe, betonte Wallmann.

Die Gefahren der sogenannten CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) hält er für überschaubar. Die Risiken seien in vielen wissenschaftlichen Projekten bereits seit Jahrzehnten intensiv untersucht worden. "Dabei hat sich gezeigt, dass die Risiken beherrschbar sind, wenn eine umfassende Überwachung und geeignete Regulierung erfolgt. Dann ist der Nutzen für den Klimaschutz deutlich höher als das Umweltrisiko", sagte Wallmann dem Blatt. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 sei ohne negative Emissionen nicht erreichbar.

Grüne fürchten um Vorrang der Dekarbonisierung

Druck auf die Ampel kommt auch aus der Opposition. "Wir müssen bei der Kohlendioxid-Abscheidung vorankommen, weil das entscheidend für die Verbindung von Klimaschutz und Industrie ist", sagte der CDU-Klimapolitiker Andreas Jung der "Rheinischen Post". Manche Emissionen in industriellen Prozessen können nicht vermieden, nur abgeschieden werden, so Jung. "CCS und CCU (Carbon Capture and Utilization) sind also weder Ersatz für konsequente Emissionsminderung, noch Verlängerung fossiler Energie. Die Technologien sind vielmehr der Schlüssel für ein klimaneutrales Industrieland", betonte Jung. Er kritisierte weiter: "Bei allen Lippenbekenntnissen ist die Ampel bislang halbherzig geblieben: Ein Schritt vor, einer zurück."

Bei den Grünen hingegen gibt es nach wie vor Vorbehalte gegenüber dieser Technologie. "Bevor wir keine echte Bauwende eingeleitet haben, brauchen wir über CCS in der Zementindustrie nicht reden. Echte Dekarbonisierung braucht Vorrang vor teuren und energieaufwändigen Abscheidetechniken. Wenn das nicht klar ist, schadet die Technik dem Klimaschutz", sagte die Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum der Zeitung. Besonders die Speicherung von Kohlendioxid unter dem deutschen Meer sieht sie kritisch. "Die Nordsee ist kein guter Ort für eine CO2-Müllkippe. Deswegen ist es entscheidend, die Menge des abzuscheidenden CO2 klein zu halten", so Badum weiter. Mit dem Entwurf für das Programm zur Europawahl 2024 hatte die Grünen-Spitze eine Kehrtwende in der CCS-Frage vollzogen und eine Öffnung für diese Technologie eingeleitet.

Quelle: ntv.de, mau

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen