Politik

Frohnmaier auf Event eingeladenUnternehmerinnen-Verband hält ebenfalls Kontakt zur AfD

25.11.2025, 17:13 Uhr
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Der VdU setzt sich für "mehr weibliches Unternehmertum, mehr Frauen in Führungspositionen und bessere Bedingungen für Frauen in der Wirtschaft" ein. (Foto: imago images/Steinach)

Die Familienunternehmer beenden die "totale Isolation" der AfD. Und auch der Verband deutscher Unternehmerinnen hält es nicht mehr mit einem Kontaktverbot. Beide Vereine richten zusammen eine Veranstaltung aus, bei der auch ein AfD-Politiker sprechen darf.

Die Brandmauer zwischen der deutschen Wirtschaft und Rechtsaußen bekommt offenbar weitere Risse. Nach Informationen des "Spiegels" hat sich nicht nur der Verband Die Familienunternehmer in Deutschland von seiner bisherigen Strategie verabschiedet, nicht mit der AfD zu sprechen. Auch der Verband der Unternehmerinnen in Deutschland (VdU) hält mittlerweile Kontakt mit der rechtsextremen Partei.

Erst in der vergangenen Woche luden der Verband Die Familienunternehmer, dessen Tochterverband Die Jungen Unternehmer und der VdU zu einer politischen Veranstaltung in die Räume des Familienunternehmens Lapp, einem Kabelhersteller in Stuttgart. Es ging um "die wirtschaftspolitischen Weichen für Baden-Württemberg", um Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts. "Die Veranstaltung war ausgebucht, das Haus bis auf den letzten Platz gefüllt", schrieben die Familienunternehmer hinterher auf LinkedIn.

Mit dabei war Markus Frohnmaier, der Landesvorsitzende der AfD und Ex-Chef der früheren AfD-Nachwuchsgruppe Junge Alternative, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft hat. 2019 deckte unter anderem der "Spiegel" ein Strategiepapier des Kreml auf, in dem Frohnmaier als ein potenziell "unter absoluter Kontrolle stehender Abgeordneter im Bundestag" bezeichnet wurde.

Frohnmaier jubelte nach dem Verbandsevent auf Facebook: "Die jahrelange Ausgrenzung der AfD ist endlich beendet, weil man die stärkste Kraft Deutschlands nicht länger ignorieren kann." Seine und die Positionen der anderen Politiker seien "erstaunlich nah beieinander".

VdU: Keine Zusammenarbeit mit der AfD

Der Verband deutscher Unternehmerinnen setzt sich nach eigenen Angaben für "mehr weibliches Unternehmertum, mehr Frauen in Führungspositionen und bessere Bedingungen für Frauen in der Wirtschaft" ein. Von einer Brandmauer zur AfD halten die Wirtschaftsfrauen dabei offenbar nichts. Man habe sich gemeinsam dazu entschieden, alle Spitzenpolitiker einzuladen, antworteten die Vorsitzende des VdU-Landesverbands Württemberg, Iris Rosenbauer, und ihre VdU-Kollegin Amela Turkmanovic auf eine Anfrage des "Spiegel".

Durch die inhaltliche Auseinandersetzung seien die Unterschiede zwischen "demokratischen Kräften und der AfD" deutlich geworden. "Das Gesellschafts- und Frauenbild der AfD steht im Widerspruch zu unserem Verständnis von unternehmerischer Verantwortung, Gleichstellung und Vielfalt", erklärten die Unternehmerinnen. Sie würden die AfD für Spalter ohne Lösungskonzepte halten. "Eine Zusammenarbeit mit der AfD schließen wir daher ausdrücklich aus und pflegen auch keinen Austausch mit ihren Vertreterinnen und Vertretern." Eingeladen haben sie Frohnmaier dennoch.

Weidel freut sich über Gesprächsbereitschaft

AfD-Chefin Alice Weidel fordert, dass weitere Wirtschaftsverbände mit ihrer Partei das Gespräch suchen. "Es ist auf jeden Fall der erste Schritt in die richtige Richtung", sagte Weidel im Gespräch mit RTL/ntv zu dem Vorgehen der Familienunternehmer. "Das hätte deutlich früher passieren müssen von der Industrie im Allgemeinen." Sie selbst suche den Kontakt zu Unternehmen schon seit Jahren auf "informeller Art und Weise", will ihre Kontakte aber nicht offenlegen.

"Wir sollten uns eigentlich über die Grenzen hinweg unterhalten und nach Lösungen suchen. Das haben die Familienunternehmen gemacht und ich glaube, dass das richtig ist und dass das auch das Zukunftsmodell ist. Es geht nicht mehr, dass wir nicht miteinander reden", so Weidel weiter. "Ich glaube, dass es in einer Demokratie ganz normal sein sollte, dass sich alle relevanten Akteure miteinander unterhalten und nach Lösungen suchen. Und wenn sich dort ein Verband der Familienunternehmen mit der größten Oppositionspartei in Deutschland - und wir sind auch noch nebenbei stärkste Kraft laut Umfragen - mit uns unterhält, dann ist das richtig, dass man sich über Argumente austauscht."

Quelle: ntv.de, mpa

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