Rolle rückwärts in EU? Verbrenner-Aus ab 2035 kommt "schnellstmöglich" auf den Prüfstand
12.09.2025, 16:17 Uhr Artikel anhören
Bis 2050 will die EU klimaneutral werden. Das Verbrenner-Aus ab 2035 soll dazu beitragen.
(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)
Ursprünglich soll Brüssels Entscheidung zum Verbrenner-Aus ab 2035 im kommenden Jahr überprüft werden. Angesichts der kriselnden europäischen Autoindustrie macht die EU nun Tempo. Die Branche selbst hält nicht viel von einer möglichen Rolle rückwärts - und äußert Kritik an der Debatte.
Die Europäische Union will nach Angaben aus der Kommission das Verbot von Verbrennermotoren bei Neuwagen ab 2035 früher als bisher geplant überprüfen. "Die gesetzlich vorgesehene Überprüfung wird so bald wie möglich durchgeführt", teilte ein Sprecher von Industriekommissar Stéphane Séjourné nach einem Treffen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Vertretern der Autoindustrie in Brüssel mit. Bisher war eine Überprüfung im kommenden Jahr vorgesehen.
Der Kommission zufolge würde diese Prüfung nun also noch vor Ende des laufenden Jahres vorgenommen. Angesichts der aktuellen Schwierigkeiten der Branche hatte die Industrie auf einen beschleunigten Zeitplan gedrängt. Autobauer und Zulieferer hoffen auf Lockerungen bei den Vorgaben.
Von der Leyen erklärte nach dem Treffen am Freitagvormittag auf X, sie habe "die Bedenken der Industrie gehört". Angesichts des "technologischen Wandels im Mobilitätsbereich und der geopolitischen Umwälzungen", könne es kein "Weiter so" geben. "Wir werden Dekarbonisierung und Technologie-Offenheit miteinander verbinden."
Debatte "kontraproduktiv"?
Vor dem Autogipfel hatte Audi-Chef Gernot Döllner die Debatte in der "Wirtschaftswoche" als kontraproduktiv bezeichnet, das Elektroauto sei die Zukunft der Branche. Die IG-Metall-Vorsitzende Christiane Benner plädierte gegenüber "The Pioneer" für mehr Flexibilität: "Jobs zu sichern bedeutet auch einen pragmatischeren Umgang mit Hybridtechnologien und erneuerbaren Kraftstoffen."
Mercedes-Chef Ola Källenius, der auch Präsident des europäischen Autoindustrieverbands ACEA ist, hatte am Wochenende mehr Flexibilität bei der Frage der Antriebstechnik gefordert. "Hybride und effiziente Hightech-Verbrenner sollten Teil des Wegs bleiben, sonst riskieren wir Akzeptanz und Arbeitsplätze", sagte er der "Welt am Sonntag".
Dies vertritt auch die IG Metall; sie hatte am Donnerstag gemeinsam mit dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) erklärt, dass die Bedingungen für eine Umstellung auf 100 Prozent rein batterieelektrische Fahrzeuge auf dem europäischen Markt für neue Fahrzeuge in mittlerweile nur noch neun Jahren "nicht gegeben sein werden". Nötig sei daher, bei den EU-Regeln zum geplanten Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren "Anpassungen" vorzunehmen.
Auch in der Bundesregierung hält der Streit an. Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Jakob Blankenburg, sagte dem Portal "The Pioneer": "Wir halten am Verbrenner-Aus 2035 fest." Der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke sagte dem Portal: "Unsere Interpretation von Technologieoffenheit ist so, dass wir das Verbrennerverbot revidieren."
Brüssel verfolgt das Ziel, bis 2050 klimaneutral zu werden, und hat unter anderem ein Aus für Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor für 2035 beschlossen.
Quelle: ntv.de, spl/AFP