Follower einfach übernommen? Verwirrung um Social-Media-Accounts von Trump und Vance
22.01.2025, 15:09 Uhr Artikel anhören
Musk und Zuckerberg handhaben den Umgang mit den Accounts des US-Präsidenten und seines Vizes auf ihren Plattformen unterschiedlich.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Der US-Präsident und sein Vize haben an das Amt gebundene Social-Media-Accounts. Mit der Amtsübergabe wechseln auch die Personen hinter den Accounts. Da viele Nutzer aber den neuen Amtsinhabern die Gefolgschaft verweigern, wollen sie den Accounts nun entfolgen. Das ist mit Hürden verbunden.
Die Amtseinführung von Donald Trump als 47. Präsident der USA soll unter anderem auf Plattformen des Meta-Konzerns für Verwirrung sorgen. So beklagen einem "Spiegel"-Bericht zufolge zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer, die Social-Media-Portale hätten es ihnen schwer gemacht, den offiziellen Accounts des US-Präsidenten und seines Vizes, seit Dienstag ist das JD Vance, zu entfolgen.
Zur Erklärung: Die Accounts etwa bei Instagram haben die Kennungen @potus (President of the United States, Präsident der Vereinigten Staaten) und @vp (Vice President). Wenn die Amtsinhaber wechseln, wird kein neuer Account für sie erstellt, sie übernehmen die Accounts mit den entsprechenden Kennungen ihrer Vorgängerinnen und Vorgänger. Die ursprünglichen Amtsinhaber erhalten entsprechende Archiv-Accounts, damit ihre Äußerungen weiterhin erhalten bleiben. Follower folgen demnach dem Amt, nicht der Person, die es bekleidet.
Viele Nutzer folgen den entsprechenden Accounts des US-Präsidenten und seines Vizes, weil es sich bei ihnen um die politisch mächtigsten Menschen weltweit handelt und sie wissen wollen, was sie posten. Zahlreiche Nutzer folgen den Accounts aber auch aus Überzeugung. Da die politischen Unterschiede zwischen Joe Biden und Kamala Harris auf der einen und Donald Trump und JD Vance auf der anderen Seite teils erheblich sind, wollen viele Nutzer nun den Accounts entfolgen - mit Hindernissen, wie sie schreiben.
Tausende Nutzer mit ähnlichen Erfahrungen
Musikerin Gracie Abrams etwa klagt auf Instagram, sie entfolgte beiden Accounts dreimal. Meta habe sie im Anschluss automatisch wieder folgen lassen. Am Ende habe sie die beiden Konten blockieren müssen, um sie nicht mehr angezeigt zu bekommen. Auf dem Instagram-Account shityoushouldcareabou wurde ähnliches berichtet. Schnell sammelten sich unter dem Post Tausende Kommentare zum Thema. Viele Nutzer hätten ähnliche Erfahrungen gemacht. Einige schrieben, sie hätten gar fünf Versuche unternommen, den Accounts zu entfolgen.
Einige Nutzer wiesen auf ein weiteres Phänomen hin. Nach ihren Angaben würden sie auf Facebook oder Instagram plötzlich den Accounts von Trump oder Vance folgen, obwohl sie das nie getan hätten, berichtet der "Spiegel". Der Vorwurf "gekaufter Follower" macht unter anderem die Runde.
Die Behauptungen sind schwer nachprüfbar, allerdings gab es zuletzt tatsächlich Verwunderung über den Instagram-Account von US-Vizepräsident Vance. Der konnte die Zahl seiner Follower auf Instagram binnen eines Tages von 9 auf 17 Millionen ausbauen, wie Social-Media-Star Matt Bernstein auf X anmerkte.
Meta-Sprecher Andy Stone versuchte sich auf dem ebenfalls Meta gehörenden Portal Threads an einer Erklärung. Er schreibt demnach, dass nach Amtsübergaben jene Nutzer, die zuvor US-Präsident Biden folgten, nun US-Präsident Trump folgen würden, weil der Account der gleiche bleibt, nur die Person, die er repräsentiert, wechselt. Für Vance müsste demnach das Gleiche gelten. Warum sein Account jedoch mit der Übernahme nicht direkt auf rund 17 Millionen Follower kletterte - wie sie Amtsvorgängerin Harris binnen vier Jahren aufgebaut hatte - sondern erst schrittweise, ist mindestens überraschend. Warum das Entfolgen, sollten die zahlreichen Schilderungen stimmen, dann so schwer vonstattengeht, ist es ebenfalls.
Keine Accountübernahme bei Musks X
Obwohl X-Besitzer Elon Musk ein deutlich flammenderer Anhänger von Trump ist, als Meta-Chef Zuckerberg, läuft es auf X anders. Dort werden Follower des Accounts "@potus" nicht automatisch auf den Amtsnachfolger übertragen, sondern wandern mit der Person - im Falle von Ex-US-Präsident Biden ins Archiv. Ebenso verhält es sich bei Ex-Vize-Präsidentin Harris. Nutzer, die dem Präsidenten Trump folgen wollen, müssen den Account "@potus" neu abonnieren. Die Zahl der Follower scheint mit null zu starten. Bei den Meta-Portalen Instagram und Facebook scheint es sich anders zu verhalten.
Natürlich ist die Zahl der Follower nie automatisch Ausdruck für die tatsächliche Anhängerschaft hoher Amtsträger. Allerdings macht es einen erheblichen Unterschied, ob die eigenen Darstellungen von einer Million Nutzer, von 15 oder 100 Millionen zur Kenntnis genommen werden. Die Reichweite ist enorm relevant. Das hatte nicht zuletzt X-Besitzer Musk selbst unter Beweis gestellt. Nachdem ein Post zum US Super Bowl vom damaligen Präsidenten Biden deutlich erfolgreicher war als sein eigener, ließ er Techniker "am Algorithmus schrauben". Seither wurden seine Beiträge um ein Vielfaches häufiger ausgespielt, und zwar auch Millionen Nutzern, die ihm auf X überhaupt nicht folgen. Seine Followerzahl wuchs immens und auch sein Einfluss, nicht zuletzt auf die US-Wahl.
Quelle: ntv.de, als