Israel droht Hisbollah mit Krieg Viele tote Kinder nach Raketeneinschlag auf Golanhöhen
27.07.2024, 19:55 Uhr Artikel anhören
Bei dem Einschlag einer Rakete auf den von Israel besetzten Golanhöhen sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Die Opfer seien Kinder und Jugendliche, berichtet ein ranghoher Mitarbeiter im israelischen Außenministerium. Laut Israels Außenminister Katz stehe man vor einem umfassenden Krieg.
Die Zahl der Toten infolge des Raketeneinschlags auf einem Fußballplatz auf den Golanhöhen ist nach israelischen Angaben auf mindestens zwölf gestiegen. Mindestens 30 seien verletzt worden und würden in Krankenhäusern behandelt, berichtet "The Times of Israel", der Rettungsdienst Magen David Adom spricht von 19 Verletzten. Eine Augenzeugin sagt der Nachrichtenagentur Reuters, auf dem Areal seien zahlreiche Kinder getötet worden. Ein ranghoher Vertreter des israelischen Außenministeriums bestätigte dies mittlerweile. Die israelische Armee kündigte bereits eine Reaktion gegen die Hisbollah an.
Die Schiiten-Miliz Hisbollah hatte zuvor nach Angaben der israelischen Streitkräfte rund 40 Raketen vom Libanon auf die von Israel besetzten Golanhöhen abgefeuert. Mindestens eine Rakete sei in dem Dorf Madschdal Schams eingeschlagen, teilte das Militär mit. Israelische Medien sprachen vom tödlichsten Vorfall seit dem Ausbruch der Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah im Oktober. Er weckte die Befürchtung, dass es in der Region zu einem größeren Flächenbrand kommen könnte.
Neun Verletzte im Alter zwischen 10 und 20 Jahren seien in einem kritischen Zustand, heißt es zunächst unter Berufung auf Rettungskräfte. Es handelt sich um den schwersten Zwischenfall seit Monaten in den Auseinandersetzungen zwischen israelischer und libanesischer Seite.
"Es gibt keinen Zweifel, dass die Hisbollah alle roten Linien überschritten hat", sagte Außenminister Israel Katz dem Fernsehsender Channel 12. "Wir stehen vor einem umfassenden Krieg." Das könne mit hohen Kosten für Israel verbunden sein, aber die Kosten für die Hisbollah würden noch höher sein, warnte der Chefdiplomat.
Netanjahu: Hisbollah wird hohen Preis zahlen
"Wir werden uns auf eine Reaktion gegen die Hisbollah vorbereiten, wir werden unsere Auswertungen abschließen und wir werden handeln", gab Militärsprecher Daniel Hagari an. Er sprach von dem Beschuss als "tödlichstem Angriff gegen israelische Zivilisten seit dem 7. Oktober". Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte auf X, dass er so schnell wie möglich nach Israel zurückkehren werden. Derzeit weilt er in den USA.
Der Regierungschef habe in einem Telefonat mit dem geistlichen Führer der Drusen angekündigt, dass der Angriff auf das von der Religionsgemeinschaft bewohnte Dorf Madschd al-Schams nicht ohne Folgen bleiben werde, berichtete die Zeitung "The Times of Israel" unter Berufung auf Netanjahus Büro.
"Premierminister Netanjahu machte deutlich, dass Israel den mörderischen Angriff nicht einfach so durchgehen lassen wird und dass die Hisbollah dafür einen hohen Preis zahlen wird, den sie bisher noch nicht gezahlt hat", wurde das Büro des Regierungschefs zitiert.
In dem nun angegriffenen Dorf leben vor allem Drusen. Die arabischsprachige Religionsgemeinschaft ist im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und siedelt heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien.
Hisbollah weist Verantwortung zurück
In einer Erklärung der Hisbollah heißt es allerdings, man habe mit dem Vorfall nichts zu tun. Man weise die Vorwürfe, Madschdal Schams angegriffen zu haben, kategorisch zurück.
Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau, etwa 60 Kilometer lang und 25 Kilometer breit. 1967 wurde das Plateau von Israel erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens.
Die israelischen Streitkräfte und die Hisbollah liefern sich seit dem Beginn des Gaza-Kriegs nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm die Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen. Seit langem wird befürchtet, dass sich der Konflikt ausweiten könnte.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts