"Das ist hochgefährlich" Virologe kritisiert Lauterbachs Aussagen
09.07.2020, 12:36 Uhr
Lauterbach sprach sich gegen Fans in Fußballstadien und das Ablegen von Schutzmasken in Läden aus.
(Foto: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild)
Gesundheitsexperte Lauterbach warnt ausdrücklich vor der Aufhebung einiger Corona-Maßnahmen wie der Maskenpflicht im Handel. Virologe Schmidt-Chanasit dagegen hält die Äußerungen des SPD-Politikers für "hochgefährlich". Der Abgeordnete heize die Stimmung im Land unnötig an.
Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hat die Warnung des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach vor einer Aufhebung der Maskenpflicht im Handel kritisiert. Masken hätten nur dort Sinn, wo Menschen auf engem Raum längere Zeit zusammen seien. "Wenn ich den Zugang so regele, dass entsprechend wenig Leute im Geschäft sind, die die Abstände dann einhalten, ist eine Maske auch nicht sinnvoll", sagte Schmidt-Chanasit dem "Hamburger Abendblatt".
Schmierinfektionen, vor denen Lauterbach warne, seien auch nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung keine große Gefahr. "Solche Äußerungen führen zu einer Dauer-Aufgeregtheit und können zu einer Corona-Müdigkeit führen. Und das ist hochgefährlich", meinte Schmidt-Chanasit. Lauterbach hatte kürzlich vor einer Aufhebung der Regelung gewarnt.
Fußballspiele mit Fans denkbar?
"Die Maskenpflicht im Handel ist eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen das Coronavirus. Es wäre das völlig falsche Signal, diese Pflicht jetzt schon wieder aufzuheben", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete der "Rheinischen Post". "Schafft eine Landesregierung die Maskenpflicht ab, experimentiert sie mit der Gesundheit der Menschen und erhöht das Risiko für eine zweite Infektionswelle."
Schmidt-Chanasit hält es für möglich, dass unter neuen Hygiene-Standards auch Diskotheken wieder öffnen. "In Asien standen schon immer auf den Tanzflächen Tische, um die sich die Gäste dann bewegen. Wenn sich die Gäste daran halten, kann das auch hier ein Weg sein."
Auch Fußballspiele mit Fans in Stadien, die Lauterbach "für nicht verantwortbar" hält, sind nach Ansicht des Virologen bei reduzierter Kapazität denkbar - sofern die Besucher Abstand halten und die Nachverfolgbarkeit gesichert ist. "Aber zugegeben, es fällt mir schwer zu glauben, dass Fans auf lautstarkes Anfeuern und Gesänge verzichten können", fügte Schmidt-Chanasit hinzu.
Quelle: ntv.de, lri/dpa