Politik

Zoff mit den USA WHO will Umgang mit Corona überprüfen

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus kündigte eine Untersuchung zum frühestmöglichen Zeitpunkt an.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus kündigte eine Untersuchung zum frühestmöglichen Zeitpunkt an.

(Foto: VIA REUTERS)

In der Corona-Krise werfen die USA der Weltgesundheitsorganisation zu viel Nähe zu China vor und stellen ihre Zahlungen ein. Bei der Versammlung der WHO kann ein Eklat zwischen den beiden Staaten aber vermieden werden: Eine unabhängige Untersuchung soll den weltweiten Umgang mit der Krise prüfen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) plant eine unabhängige Überprüfung des Umgangs mit der Coronavirus-Pandemie und bekommt dafür Unterstützung aus China. Eine solche Untersuchung solle zum frühest möglichen Zeitpunkt starten, kündigte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus zu Beginn der virtuellen Jahresversammlung der Genfer Organisation an. "Wir alle können Lehren aus dieser Pandemie ziehen. Jedes Land und jede Organisation muss seine Reaktionen überprüfen und aus den Erfahrungen lernen."

Das Risiko bleibe hoch. Tests in einigen Ländern zeigten, dass höchstens 20 Prozent der Bevölkerung an dem Virus erkrankt waren, an den meisten Orten weniger als zehn Prozent. Die Europäische Union forderte eine unabhängige Untersuchung des Umgangs mit der Pandemie. Der Resolutionsentwurf wird von 116 der 194 Mitgliedsstaaten unterstützt.

Die WHO hatte die Kritik von US-Präsident Donald Trump auf sich gezogen, der der WHO eine zu große Nähe zu China und ein falsches Krisenmanagement vorwirft. Der US-Präsident hat deswegen die amerikanischen Zahlungen in die WHO eingestellt. Die Organisation erklärte, bis zum Jahresende rechne sie mit einer Finanzlücke von rund 1,7 Milliarden Dollar. China will einspringen: Präsident Xi Jinping sicherte zwei Milliarden Dollar über zwei Jahre zur Bekämpfung der Pandemie zu.

Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA forderte von der Regierung in China eine höhere Summe. Der zugesagte Betrag sei nur symbolisch und ein Versuch der Volksrepublik, von ihrem Versagen abzulenken angesichts ihrer Pflicht "die Wahrheit zu sagen und die Welt vor dem, was auf sie zukam, zu warnen". China, wo das neuartige Coronavirus seinen Ursprung hat, verteidigte seinen Umgang mit dem Ausbruch und forderte eine unabhängige Überprüfung der weltweiten Reaktionen auf die Pandemie, sobald das Virus unter Kontrolle sei.

Trump hatte in der Vergangenheit China verantwortlich für die globale Ausbreitung des Erregers gemacht. Diplomaten zufolge werden die USA wahrscheinlich keine Mehrheit blockieren, die die Untersuchungs-Resolution unterstützt. Sie könnten sich aber von Abschnitten distanzieren, die sich auf die Rechte an geistigem Eigentum an Medikamenten und Impfstoffen beziehen.

China weist Vorwürfe zurück

Die Volksrepublik hatte sich ursprünglich entschieden gegen eine internationale Untersuchung der Pandemie ausgesprochen. Xi signalisierte nun, dass Peking für eine Bewertung offen sei. "Diese Arbeit erfordert eine wissenschaftliche und professionelle Einstellung und muss von der WHO geleitet werden. Die Grundsätze der Objektivität und Fairness müssen eingehalten werden", sagte Xi in einer Videobotschaft.

Mehrere Staats- und Regierungschefs sprachen sich für eine Stärkung der WHO aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, es müsse geprüft werden, wie die Prozesse verbessert werden könnten. "Die WHO ist die legitimierte globale Institution, bei der die Fäden zusammenlaufen", sagte Merkel in einer Videobotschaft. Nötig sei eine nachhaltige Finanzierung. Der südkoreanische Präsident Moon Jea In forderte, die Organisation müsse mehr Befugnissen bekommen. "Wir müssen die internationalen Gesundheitsvorschriften der WHO und andere relevante Normen aktualisieren und sie mit verbindlicher Rechtskraft ergänzen."

Nach den Regeln von 2005 sollen die Mitgliedstaaten der WHO schnell über jegliche Ausbrüche informieren. Die WHO verfügt aber nur über einen begrenzten Einfluss und darf in Ländern ohne deren Erlaubnis keine Nachforschungen anstellen. Nach Einschätzung der WHO und der meisten Experten hat das Virus seinen Ursprung auf einem Wildtiermarkt in der chinesischen Provinzhauptstadt Wuhan. US-Außenminister Mike Pompeo hatte gesagt, es gebe eine "erhebliche Menge an Beweisen", dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stammt. China weist das zurück.

Quelle: ntv.de, agr/rts

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