"Mehrere Hundert von ihnen" Wagner-Söldner in Belarus angekommen
16.07.2023, 06:03 Uhr Artikel anhören
Während ihrer Rebellion besetzten die Wagner-Söldner kurzzeitig die südrussische Stadt Rostow am Don.
(Foto: picture alliance/dpa/Kommersant Publishing House)
Nach der kurzzeitigen Wagner-Rebellion ist lange unklar, wo die Söldner stecken. Kremlchef Putin gibt ihnen mehrere Möglichkeiten - eine ist, nach Belarus zu gehen. Wie die Ukraine und Polen mitteilen, ist dort nun eine große Zahl angekommen.
Kämpfer der Wagner-Gruppe sind nach Angaben ukrainischer und polnischer Behörden in Belarus eingetroffen. "Wagner ist in Weißrussland", erklärte Andrij Demchenko, ein Sprecher der ukrainischen Grenzbehörde auf Telegram. "Es könnte sein, dass es im Moment mehrere Hundert von ihnen gibt", twitterte der stellvertretende Koordinator der polnischen Sonderdienste, Stanislaw Zaryn, über die Ankunft der Wagner-Kämpfer in Belarus.
Einem unbestätigten Bericht zufolge soll ein 60 Fahrzeuge langer Wagner-Konvoi am frühen Samstagmorgen die Grenze nach Belarus überquert haben. Darunter seien Lastwagen, Kleintransporter, Lieferwagen und Busse gewesen. Die Fahrzeuge würden Nummernschilder aus Donezk und Luhansk in der Ostukraine tragen.
Rund drei Wochen nach dem kurzzeitigen Wagner-Aufstand in Russland haben Kämpfer der Söldnergruppe nach Angaben aus Minsk damit begonnen, als militärische "Ausbilder" für die belarussischen Streitkräfte zu arbeiten. "In der Nähe von Assipowitchi werden Einheiten der territorialen Verteidigungstruppen ausgebildet", teilte das belarussische Verteidigungsministerium bereits am Freitag mit. "Kämpfer des privaten Militärunternehmens Wagner fungieren als Ausbilder bei einer Reihe militärischer Disziplinen", erklärte das Ministerium. Zusammen mit der Wagner-Gruppe sei ein "Fahrplan für Ausbildung und Erfahrungsaustausch" ausgearbeitet worden, ergänzte das Ministerium später.
Die Wagner-Söldner hatten während ihres Aufstands am 24. Juni das Hauptquartier der russischen Armee in der Stadt Rostow am Don im Südwesten Russlands besetzt und waren in Richtung Moskau vorgerückt. Die Rebellion endete jedoch bereits am Abend desselben Tages mit einer Vereinbarung unter Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko. Sie sah vor, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte.
Die Aufständischen wurden vor die Wahl gestellt, ebenfalls nach Belarus zu gehen, sich der regulären russischen Armee anzuschließen oder nach Hause zurückzukehren. Anfang Juli hatte Lukaschenko jedoch gesagt, dass bisher keine Wagner-Söldner in Belarus eingetroffen seien. Das Schicksal von Söldnerboss Prigoschin ist indes weiter ungewiss. Polen erklärte bereits Anfang Juli, seine Grenze zu Belarus wegen möglicher Bedrohungen verstärken zu wollen.
Quelle: ntv.de, ses/rts/AFP