Politik

Erbitterte Kämpfe um Knotenpunkt Warum Pokrowsk für die Russen so wichtig ist

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Ukrainische Artilleristen im Kampf nahe der Frontstadt Pokrowsk in der Region Donezk.

Ukrainische Artilleristen im Kampf nahe der Frontstadt Pokrowsk in der Region Donezk.

(Foto: REUTERS)

In der Ostukraine toben erbitterte Kämpfe um Pokrowsk. Die russische Armee erhöht in den vergangenen Tagen zunehmend den Druck auf die Stadt. Im Gegenzug schickt die Ukraine Spezialeinheiten zur Verteidigung. Doch warum hat die Region Donezk für den Kreml Priorität im Krieg gegen die Ukraine?

Russland kommt nach eigenen Angaben seinem Ziel näher, die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine einzunehmen. Die Ukraine erklärte hingegen, ihre Truppen hielten die Stellungen, auch wenn die Lage schwierig sei. Die Angaben beider Seiten vom Vormittag konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Die Bergarbeiterstadt im Süden der Region Donezk ist ein wichtiger Verkehrs- und Logistikknotenpunkt, den die russischen Streitkräfte seit mehr als einem Jahr zu erobern versuchen.

Geografisch bietet die flache Landschaft östlich und südöstlich von Pokrowsk den Ukrainern kaum Schutz. Militärisch können die Dörfer nicht zu Stützpunkten ausgebaut werden, um einem weiteren Vorstoß der Russen massiv etwas entgegensetzen zu können. Logistisch diente Pokrowsk als Knotenpunkt für den Eisenbahn- und Straßenverkehr.

Die Einnahme von Pokrowsk könnte Russland als Ausgangspunkt für einen Vorstoß auf Kramatorsk und Slowjansk dienen. Dies sind die beiden größten Städte in der Region Donezk, die noch von der Ukraine kontrolliert werden und die Russland vollständig erobern will. Sollte Pokrowsk fallen, wäre dies der bedeutendste russische Gebietsgewinn seit der Einnahme der zerstörten Stadt Awdijiwka Anfang 2024.

Mehrere hundert russische Soldaten waren in den vergangenen Tagen durch die ukrainischen Linien rund um die Stadt gesickert und hatten sich im Zentrum von Pokrowsk festgesetzt. Am Samstag hatte die ukrainische Armee erklärt, dass eine komplexe Operation unter Beteiligung von Spezialeinheiten im Gange sei, um nach Pokrowsk vorgedrungene russische Soldaten zu vertreiben. In Pokrowsk und der Nachbarstadt Myrnohrad droht den Ukrainern die Einkesselung.

Riskante ukrainische Taktik

Militärbeobachter vermuten, dass der Ballungsraum rings um Pokrowsk, wo vor Beginn des russischen Einmarsches 2022 rund 100.000 Einwohner lebten, bald eingekesselt werde und letztlich unter russische Kontrolle geraten könnte. Die Truppen Moskaus haben seit 2023 in der Region nach monatelangen, schweren Kämpfen mehrere ukrainische Hochburgen erobert, unter anderem Bachmut und Awdijiwka.

Angefangen in Bachmut 2023 hat die ukrainische Armee mehrmals auf die Taktik gesetzt, gefährdete Städte erst im letzten Moment zu räumen. So sollen sich die russischen Truppen bei ihren Angriffen abnutzen. Dies birgt indes jedes Mal das Risiko hoher eigener Verluste.

Der Krieg dauert inzwischen mehr als drei Jahre und acht Monate. Direkte Friedensgespräche hat es seit Juli nicht mehr gegeben. Kremlchef Wladimir Putin hatte sich zuletzt immer wieder überzeugt gezeigt, seine Ziele in der Ukraine auch militärisch durchsetzen zu können. Bei den Gesprächen zwischen Putin und US-Präsident Donald Trump soll der Russe von Kiew die Aufgabe der Region als Bedingung für ein Einfrieren des Frontverlaufs an anderer Stelle gefordert haben.

Quelle: ntv.de, gut/rts/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen