Tanker gestürmt, Boote versenktWas Trump in Venezuela bezwecken könnte

Die Drohkulisse ist gewaltig: Vor der Küste Venezuelas liegt derzeit der größte US-Flugzeugträger. Zugleich versenken US-Soldaten immer wieder venezolanische Boote und beschlagnahmen gerade erst einen Öltanker. Was steckt dahinter? Der Kampf gegen Drogen - oder etwas ganz anderes?
Die USA haben am Mittwoch einen Öltanker vor der Küste Venezuelas unter ihre Kontrolle gebracht. Sie heizen damit Befürchtungen vor einem größeren militärischen Konflikt in der Region an: Wie geht es weiter? Was will US-Präsident Donald Trump? Hier die Antworten auf die dringlichsten Fragen.
Was hat es mit dem Tanker auf sich?
Trump verkündete im Weißen Haus, die USA hätten "einen Tanker vor der Küste Venezuelas beschlagnahmt". Justizministerin Pam Bondi veröffentlichte ein Video von schwer bewaffneten US-Soldaten, die von Helikoptern aus an Bord des Schiffes gehen. Sie sprach von einer gemeinsamen Operation der US-Küstenwache, des FBI, des Heimatschutzministeriums und des Pentagon.
Wie begründen die USA ihr Vorgehen?
Bondi erklärte, der Tanker werde "zum Transport sanktionierten Öls aus Venezuela und Iran genutzt". Das Schiff sei seit Jahren mit US-Sanktionen belegt, weil es "in ein illegales Ölfrachtnetzwerk verwickelt ist, das ausländische Terrororganisationen unterstützt". US-Medien zufolge war das Schiff nach Kuba unterwegs.
Welche Rolle spielt Venezuela?
Venezuela ist Mitglied der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und hat die größten Erdölreserven der Welt. Bereits in Trumps erster Amtszeit hatten die USA Sanktionen gegen den Ölsektor Venezuelas verhängt. Ein großer Teil der venezolanischen Exporte geht seitdem an China.
Was bedeutet der Vorfall?
Er ist eine deutliche Eskalation der Spannungen zwischen den USA und Venezuela. Seit September hatten US-Streitkräfte immer wieder Boote mutmaßlicher Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik angegriffen und mehr als 80 Menschen getötet.
Wie viele Streitkräfte haben die USA im Einsatz?
Die militärische Drohkulisse ist gewaltig: Trump beorderte den größten US-Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" vor die Küste Lateinamerikas. Darauf sind mehr als 4000 Matrosen stationiert und Dutzende Kampfjets. Zudem wurden weitere Kriegsschiffe sowie F-35-Kampfjets und Überschallflugzeuge vom Typ B1-B in die Karibik entsandt. US-Bomber fliegen regelmäßig vor der venezolanischen Küste.
Was bezwecken die USA?
Der selbst ernannte US-"Kriegsminister" Pete Hegseth hatte zunächst von einem Kampf gegen "Drogen-Terroristen" gesprochen. Diese hätten "mehr Amerikaner getötet als Al-Kaida" und würden genauso behandelt wie das islamistische Terrornetzwerk nach den Anschlägen vom 11. September 2001, schrieb er nach einem der Angriffe. Beweise legten die USA nicht vor. Völkerrechtler und UN-Vertreter nennen das Vorgehen unrechtmäßig.
Wie reagiert Venezuela?
Venezuelas umstrittener Machthaber Nicolás Maduro wirft Trump vor, seinen Sturz zu betreiben. Er nennt den US-Militäreinsatz "die größte Bedrohung" für Lateinamerika seit hundert Jahren. Trump selbst sagte diese Woche in einem Interview, Maduros Tage seien "gezählt". Er schloss sogar einen Militäreinsatz gegen Venezuela am Boden nicht aus.
Was werfen die USA Maduro vor?
Trump beschuldigt Maduro, seine Wiederwahl im Juli 2024 gefälscht zu haben sowie Drogenbanden zu kontrollieren und gezielt gegen die USA einzusetzen. Anders als das Nachbarland Kolumbien produziert Venezuela keine Drogen im großen Stil, gilt aber als Transitland. Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit bis 2021 vergeblich versucht, Maduro mit Sanktionen und diplomatischem Druck loszuwerden.
Wer unterstützt die USA?
Unterstützt wird der US-Präsident von der venezolanischen Oppositionspolitikerin María Corina Machado. Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin dankte Trump mehrfach für seinen Einsatz.
Planen die USA eine Invasion in Venezuela?
Politologen glauben bisher nicht, dass Trump nach dem Debakel der US-Einsätze in Afghanistan und im Irak eine Bodenoffensive in Venezuela plant. Mit dem militärischen Säbelrasseln wolle er bei der venezolanischen Führung allerdings "Angst und Schrecken erzeugen", meint der Lateinamerika-Experte Will Freeman von der Denkfabrik Council on Foreign Relations. Republikaner aus Trumps Partei hatten spekuliert, dies könne Maduro zum Abtritt bewegen.