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Atomanlagen im Visier Was wir über Israels Angriffe auf Iran wissen - und was nicht

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Der Flugplatz Täbris wird auch von den israelischen Streitkräften angegriffen.

Der Flugplatz Täbris wird auch von den israelischen Streitkräften angegriffen.

(Foto: via REUTERS)

Israel greift in mehreren Wellen Stellungen im Iran an. Teheran wehrt sich am Morgen mit Drohnen. Was bisher bekannt ist - und was nicht.

Was wir wissen:

  • Die Angriffe: Kurz vor Tagesanbruch meldeten iranische Staatsmedien mehrere Explosionen rund um die Hauptstadt Teheran. Anschließend bestätigte Israels Armee Angriffe im Iran. Es sei Irans Atomprogramm angegriffen worden, darunter die Nuklearanlage Natans, der Schwerwasserreaktor Arak und der Nuklearkomplex Partschin. Es handele sich um "eine präventive, präzise, kombinierte Offensive". Neben dem Atomprogramm sollen auch weitere militärische Ziele angegriffen worden sein, wie das Hauptquartier der Streitkräfte. Teheran und weitere Städte, besonders im Westen des Landes, waren im Laufe des Morgens immer wieder von Explosionen erschüttert worden.
  • Es dürfte sich um mehrere Angriffswellen von Israels Militär im Iran handeln. Nach israelischen Angaben nahmen 200 Kampfjets rund 100 Ziele ins Visier. Laut Bildern der Luftwaffe wurden F-15, F-16 und F-35 eingesetzt.
  • Am Mittag führte Israel Medienberichten zufolge eine neue Welle an Angriffen durch. Explosionen ereigneten sich unter anderem in den Millionenstädten Täbris, Schiras und bei der Atomanlage Natans, wie iranische Medien berichteten.

  • Opfer: Detaillierte Informationen gibt es über prominente Opfer der Angriffe, über andere bislang kaum. Der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Generalmajor Hussein Salami, sei bei einer Attacke auf das Hauptquartier des Oberkommandos der Revolutionsgarden getötet worden, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht. Auch Generalstabschef Mohammed Bagheri ist tot sowie Gholam-Ali Raschid, der Kommandeur des zentralen Hauptquartiers Chatam al-Anbija. Das israelische Militär berichtete außerdem, den Kommandeur der Luftstreitkräfte der Revolutionsgarden, Amir Ali Hadschisadeh, zusammen mit führenden Offizieren bei einem Angriff getötet zu haben.
  • Getötet wurden auch sechs führende Wissenschaftler, unter ihnen Abdulhamid Minutscher, Professor und Dekan der Fakultät für Nukleartechnik, Schahid-Beheshti-Universität, spezialisiert unter anderem auf Reaktorphysik und nukleare Simulationen, Amirhossein Faghihi, stellvertretender Direktor der iranischen Atomenergieorganisation und Fereydun Abbasi, der frühere Leiter des iranischen Atomprogramms.
  • Orte: Neben den Angriffen in der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laut Netanjahu auch Atomanlagen des Landes getroffen - die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nennt eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen. Die Uran-Anreicherungsanlage in Natans sei "unter den Zielen", teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Das staatliche Fernsehen im Iran berichtete über Rauch an der Atomanlage.
  • Schäden: Israel erklärte später, es seien essenziell wichtige Anlagen vor Ort zerstört worden, "die für den fortlaufenden Betrieb und das weitere Vorantreiben des Nuklearprojekts des iranischen Regimes unerlässlich sind", hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Eine enge Zusammenarbeit des israelischen Militärgeheimdienstes und der Luftwaffe hätten zu "erheblichen Schäden" an der Anlage geführt. Nach iranischen Angaben wurde auch der Standort des Schwerwasserreaktors Arak angegriffen sowie der Nuklearkomplex Partschin. Informationen zu konkreten Schäden dort gab es zunächst nicht. Der Iran dementierte große Schäden an den Anlagen. "Die Schäden sind größtenteils an der Oberfläche", sagte Behördensprecher Behruz Kamalvandi. Es habe an der Anlage "keine Verletzten" gegeben.
  • Iranischer Gegenschlag: Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei droht Israel als Reaktion auf den nächtlichen Großangriff mit Vergeltung. Israel müsse mit "einer harten Bestrafung" rechnen, wurde der Religionsführer in einer Mitteilung seines Büros zitiert. Israel meldete mehr als 100 Drohnen, die in Richtung des Landes geschickt worden seien. Sie sollen abgefangen worden sein.
Ein beschädigtes Gebäude in Teheran.

Ein beschädigtes Gebäude in Teheran.

(Foto: IMAGO/Anadolu Agency)

Was wir nicht wissen:

  • Auswirkungen: Obwohl der Iran mit einer harten Reaktion auf Israels Vorgehen drohte, ist nicht bekannt, welche genauen Folgen die Angriffe auf die gesamte Region haben werden - neben den bereits erfolgten Drohnenattacken, die vollständig abgewehrt wurden. Die Sorge vor einer großen Eskalation im Nahen Osten ist groß. Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs.
  • Ausmaß der Schäden: Irans Behörden meldeten zwar Opfer und Schäden in weiten Landesteilen. Wie viele Menschen - auch Zivilisten - insgesamt durch den Großangriff gestorben oder verletzt worden sind, ist bisher allerdings nicht bekannt. Iranische Medien zeigten Bilder zerstörter Häuserfassaden in Teheran. In Videos war zu sehen, wie Rettungskräfte unter Trümmern nach Verschütteten suchen.

  • Weitere Ziele der Angriffe: Militärsprecher Defrin erklärte, zwar wie viele Kampfflugzeuge im Einsatz waren und wie viele Ziele angegriffen wurden. Dennoch ist das genaue Ausmaß der Angriffe bisher nicht bekannt.

Quelle: ntv.de, rog/dpa

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