Politik

AfD und BSW bei Maischberger Weidel: "Herr Höcke gewinnt Wahlen"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Weidel und Wagenknecht schenken sich bei Maischberger nichts.

Weidel und Wagenknecht schenken sich bei Maischberger nichts.

(Foto: WDR/Oliver Ziebe)

AfD und BSW werben bei der Bundestagswahl um ein ähnliches Klientel - eine Koalition wollen Alice Weidel und Sahra Wagenknecht trotzdem nicht bilden. Bei Maischberger machen sie deutlich, worin sie sich unterscheiden.

Die Vorsitzenden von AfD und BSW, Alice Weidel und Sahra Wagenknecht, haben einige Gemeinsamkeiten. Beide sind Kanzlerkandidatinnen, beide haben äußerst geringe Chancen, Bundeskanzlerin zu werden: Mit der AfD von Alice Weidel will keine andere Partei eine Koalition eingehen, bei dem nach Sahra Wagenknecht benannten BSW ist im Moment nicht einmal klar, ob es die Partei überhaupt in den Bundestag schafft. Da kann sich die AfD sicher sein: Die in Teilen rechtsextreme Partei liegt laut den letzten Wahlumfragen hinter den beiden Unionsparteien auf dem zweiten Platz. Und noch etwas eint sie, sagt der Politikchef von ntv und RTL, Nikolaus Blome, bei Sandra Maischberger in der ARD: "AfD und BSW wollen die amerikanischen Raketen nicht. Da gibt es schon eine ganz klare Schnittmenge. Da ist schon ein ganz klarer Antiamerikanismus in beiden Lagern."

Weidel und Wagenknecht sind auch im Studio. Die Moderatorin will herausfinden, was die beiden Politikerinnen eint und was sie trennt. Klar ist: Beide wollen ein Ende des Ukrainekrieges durch Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die AfD setzt voll auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump, der die Verhandlungen vorantreiben will. Sahra Wagenknecht ist da etwas vorsichtiger. Trump sei unberechenbar, sagt sie. "Aber sollte er den Ukrainekrieg beenden, wäre das ein Verdienst." Grundsätzlich misstraut sie Trump jedoch. "Das Einzige, was vielleicht seine Präsidentschaft bringen könnte, ist uns wachzurütteln, dass wir nicht mehr in dieser blinden Gefolgschaft immer das tun, was Washington will." Das BSW sei keine antiamerikanische Partei, sagt Wagenknecht. Sie, Wagenknecht, habe "unsere Interessen" im Kopf. Trump vertrete vor allem die Interessen der US-Wirtschaft.

Alice Weidel blickt dagegen mit Hoffnung auf die nächsten vier Trump-Jahre: "Donald Trump hat als einziger überhaupt den Frieden in der Ukraine zum Thema gemacht", sagt sie. Trump sei ein Friedenspräsident, habe die Waffenruhe im Nahen Osten mitverhandelt, und er wolle Frieden schaffen in der Ukraine. Man solle ihm die Möglichkeit dazu geben.

Wagenknecht: Weidel als "Fan-Girl von Elon Musk"

Wagenknecht nimmt Weidel die Nähe zur US-Politik jedoch ziemlich übel. Nach einer Diskussion mit Elon Musk auf dessen Social-Media-Plattform X nannte sie Weidel "Fan-Girl von Elon Musk". Weidel wolle wie Musk eine Ellenbogengesellschaft, in der Milliardäre noch weniger Steuern zahlten.

Sie sei ein "Fangirl der Meinungsfreiheit", entgegnet Weidel. Musk habe Twitter gekauft, das er dann in X umbenannt hatte, um einen Korridor gegen die einseitige Berichterstattung der Mainstream-Medien zu öffnen: "Ich glaube, dass die Menschen Scheren im Kopf haben und dass sie nicht mehr das sagen können, was sie wirklich denken." Musk unterstütze, dass jeder seine Meinung haben könne. Weidel verschweigt dabei, dass dies auf X nicht gilt. Dort werden Musk-kritische Posts durchaus zensiert.

Genau wie Wagenknecht wünscht sich auch Weidel: Deutschland solle seine eigenen Sicherheitsinteressen artikulieren. "Ich habe Deutschland überspitzt einen Sklavenstaat genannt", sagt Weidel. "Wir müssen aufhören mit der Trittbrettfahrerei auf Kosten der USA, und auch, uns in Konflikte der USA hineinziehen zu lassen. Die Kriege, die die USA führt, sind nicht unsere Kriege." Deutschlands Sicherheitsinteressen lägen in Europa, nicht in Taiwan, sagt Weidel.

Beide bezeichnen ihre Parteien als konservativ

Wagenknecht nennt das BSW links-konservativ, Weidel die AfD libertär-konservativ. "Wie würden Sie die Partei der jeweils anderen einordnen?", fragt Sandra Maischberger gegen Ende der Diskussion. "Sozialistisch", sagt Weidel, Wagenknecht ärgert das. Weidel lacht fröhlich. Wagenknecht stimmt jedoch in einem anderen Punkt zu: Die AfD sei libertär, und sie vertrete nicht das Bild einer Marktwirtschaft, für das das BSW stehe.

Im Laufe der Diskussion erklärt Weidel auch, warum Adolf Hitler ihrer Ansicht nach genau wie der sowjetische Staatschef Stalin ein Kommunist gewesen sei, eine bizarre Behauptung neu-rechter Historiker. Nikolaus Blome erklärt später, warum die Behauptung falsch ist: "Stalin hat viele Menschen umgebracht, weil sie einer bestimmten Klasse angehörten, Hitler hat unendlich viele Menschen umbringen lassen, weil sie einer bestimmten Rasse angehörten. Das ist ein wirklicher Unterschied, und wenn Alice Weidel das nicht begreift, dann ist ihr bis auf Weiteres nicht zu helfen."

Sahra Wagenknecht sei eine Stalinistin, sagt Weidel weiter. Wagenknecht antwortet, sie sei in den 1990er Jahren Kommunistin gewesen, aber jetzt nicht mehr. Weidel dagegen sei einmal rechts-konservativ gestartet, habe sich jedoch radikal entwickelt. Früher habe sie Björn Höcke aus der AfD ausschließen wollen. Jetzt habe sie sich mit dessen Leuten arrangiert.

Weidel: "Steigbügelhalter BSW"

"Herr Höcke gewinnt Wahlen", rechtfertigt sich Weidel. "Wenn Sie sich die Reden von Herrn Höcke anschauen, so ist er sehr, sehr klar im Ton, er ist moderat. Er hat 35 Prozent in Thüringen geholt." Nun werde er dort von der Regierung ausgeschlossen. "Wir haben dort eine linke Koalition zusammen mit dem Steigbügelhalter BSW", beschreibt Weidel die Koalition aus CDU, SPD und der Wagenknecht-Partei.

"Steigbügelhalter? Sie wollten mit der CDU koalieren, und uns werfen Sie das vor. Das ist ja lächerlich", unterbricht Wagenknecht. Weidel: "Sie verhindern den politischen Wandel. Sie sind für ein 'Weiter so'. Das gehört zur Wahrheit mit dazu." Wagenknecht habe die Linke zerlegt, jetzt kratze ihre Partei selbst an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Wähler würden begreifen: Das BSW stehe nicht für einen politischen Wandel.

Wagenknecht: "Sie stehen für einen Wandel, der der großen Mehrheit dieses Landes nicht zugutekommt." Außerdem werde das BSW in den Bundestag einziehen, "schon alleine, weil wir die alten Parteien mit Ihnen nicht alleine lassen dürfen."

Weidel kann sich eine Koalition mit der CDU vorstellen. Diese werde wesentliche Forderungen nur mit der AfD durchsetzen können. Auch das BSW hält eine Koalition mit der Union für denkbar, immerhin habe man in Thüringen schon einen Politikwechsel herbeigeführt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen