Polizei verstärkt Maßnahmen Weihnachtsmärkte sollen besser geschützt werden
21.12.2024, 13:04 Uhr Artikel anhören
Ein Autofahrer rast am Freitagabend über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Es gibt mehrere Tote und Verletzte. Damit sich das nicht wiederholt, sollen andere Veranstaltungsorte bundesweit nun besser geschützt und Sicherheitskonzepte überprüft werden.
Nach der Todesfahrt von Magdeburg verschärfen einige Länder und Städte ihre Sicherheitsvorkehrungen auf den Weihnachts- und Adventsmärkten. So soll etwa in Berlin, Bayern und Hamburg die Polizeipräsenz auf den Märkten erhöht werden. Das Thüringer Innenministerium berät mit den Marktveranstaltern im Freistaat mögliche Nachbesserungen der Sicherheitskonzepte. Auch in Leipzig sollen die Polizeipräsenz sichtbar erhöht und Zuwege zusätzlich gesichert werden.
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"Die polizeiliche Präsenz ist auf den hessischen Weihnachtsmärkten bereits außergewöhnlich hoch", erklärte Landesinnenminister Roman Poseck. "Dennoch werden wir diese Präsenz für die kommenden Tage noch einmal deutlich hochfahren." Dabei würden "auch die Sicherheitskonzepte im Hinblick auf Sperren für Fahrzeuge" überprüft, so der CDU-Politiker. Am Vormittag würden die hessischen Sicherheitsbehörden über weitere Konsequenzen beraten, erklärte Poseck.
Polizei reagiert auf erhöhte Gefährdungslage
Auch die Berliner Polizei erhöht ihre Präsenz auf den Weihnachtsmärkten, teilte Innensenatorin Iris Spranger mit. Polizei und Feuerwehr hätten den Magdeburger Kolleginnen und Kollegen zudem umgehend ihre Unterstützung angeboten. Die Sicherheitsbehörden stünden im engen Austausch miteinander, um über das weitere Vorgehen zu beraten. "Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt jetzt in dieser schweren Zeit den Opfern und ihren Angehörigen", sagte die SPD-Politikerin.
Ebenso verstärkt die bayerische Polizei die Sicherheitsvorkehrungen auf den Weihnachts- und Adventsmärkten im Freistaat. "Aufsetzend auf die bereits jetzt schon bestehenden Sicherheitskonzepte verstärken wir nochmals den Schutz der Weihnachtsmärkte und erhöhen lageangepasst die Polizeipräsenz", sagte Innenminister Joachim Herrmann. Allerdings lägen derzeit keine Hinweise auf konkrete Gefährdungen bayerischer Weihnachtsmärkte vor.
In Hamburg hat die Polizei bestehende Sicherheitsvorkehrungen kontrolliert und patrouilliert verstärkt. Gleichzeitig teilte sie über X mit: "Nach den Ereignissen von Magdeburg liegen zum jetzigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor, die eine veränderte Sicherheitslage in Hamburg begründen."
In Baden-Württemberg werde geprüft, ob größere Fahrzeuge von Bauhöfen oder der Feuerwehr an gewissen Zufahrtswegen als Barriere aufgestellt werden können. Betroffen wären davon Friedrichshafen und Saulgau. In Ravensburg und andernorts sei man bereits gut aufgestellt, beispielsweise durch Poller, sagte Polizeipräsident Uwe Stürmer.
Die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen blieben zunächst unverändert. "Die Sicherheitsmaßnahmen sind bereits nach dem Anschlag in Solingen noch einmal verstärkt worden", sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Mecklenburg-Vorpommerns Polizei erhöhe die Sicherheitsvorkehrungen: "In enger Abstimmung werden - soweit erforderlich - bereits bestehende Sicherheitskonzepte nochmals angepasst", teilte das Innenministerium in Schwerin mit.
Der Ludwigshafener Weihnachtsmarkt wird in den letzten drei Tagen als "stiller Weihnachtsmarkt" fortgeführt. Auf Musik, Programm und das geplante Feuerwerk werde verzichtet, teilte Kongress- und Marketinggesellschaft mit. In Leipzig werde die Polizeipräsenz sichtbar erhöht und Zuwege zusätzlich gesichert, sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg. Der Markt sei an diesem Wochenende regulär geöffnet. "Wir halten die Sicherheitslage für beherrschbar."
Magdeburger Weihnachtsmarkt bleibt geschlossen
Der ursprünglich bis 29. Dezember geplante Magdeburger Weihnachtsmarkt soll nach der Todesfahrt geschlossen bleiben, wie der Veranstalter mitteilte. "Wir sind in tiefer Trauer und mit unseren Herzen und Gedanken bei den Opfern, Angehörigen und Helfern", so die Gesellschaft zur Durchführung der Magdeburger Weihnachtsmärkte.
Am Freitagabend war ein Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gefahren. Dabei kamen nach Informationen aus Sicherheitskreisen fünf Menschen ums Leben, mehr als 200 wurden verletzt. Der festgenommene Verdächtige ist ein Islam-Kritiker und Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt.
Die Attacke in Sachsen-Anhalt erfolgte fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin. Am 19. Dezember 2016 war ein Terrorist am Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche mit einem Lastwagen in die Menschenmenge gefahren. Durch die Tat starben insgesamt 13 Menschen, einer von ihnen Jahre später an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP