Lambrecht im "Frühstart" "Wir dürfen uns nicht von Putins Drohungen lähmen lassen"
17.10.2022, 10:42 Uhr
Verteidigungsministerin Lambrecht sagt, man müsse russische Drohungen ernst nehmen, dürfe sich aber nicht davon lähmen lassen. Die Bundeswehr werde die Ausbildung ukrainischer Soldaten verstärken.
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht hat angekündigt, dass die Bundeswehr die Ausbildung ukrainischer Soldaten ausweiten wird. Bei der geplanten EU-Ausbildungsmission sei Deutschland "ganz vorn dabei, denn wir haben ja schon gezeigt, dass wir ukrainische Soldaten sehr gut ausbilden", sagte die SPD-Politikerin im "Frühstart" bei ntv.
Die Bundeswehr werde ihre Kapazitäten zum Beispiel bei Simulatoren und Gefechtsübungszentren zur Verfügung stellen. "Das ist uns wichtig, dass die Soldaten, die dann ins Gefecht, in den Krieg ziehen, dass sie auch entsprechend ausgebildet sind."
Lambrecht kündigte an, dass künftig auch normale Soldaten ausgebildet würden. Bisher habe Deutschland Spezialkräfte für einzelne Waffensysteme ausgebildet, "aber wir richten uns da auch nach dem Bedarf in der Ukraine". Entscheidend sei, wie die Ukraine selbst einschätze, was aktuell benötigt werde.
Offensive "wird in den nächsten Wochen weitergehen"
Die Verteidigungsministerin rechnet mit einem weiteren Vorrücken der ukrainischen Armee. "Ich habe erlebt, wie motiviert diese Soldatinnen und Soldaten sind. Das ist wirklich unglaublich, was sie da erleben", sagte Lambrecht. "Deswegen wird es auch in den nächsten Wochen genau so weitergehen. Natürlich spornen die Erfolge auch an, die erzielt werden konnten."
Putins Drohungen mit dem Einsatz von Nuklearwaffen dürften Deutschland nicht davon abhalten, die Ukraine weiter militärisch zu unterstützen. Man dürfe sich nicht von Drohungen lähmen lassen. "Das darf nicht sein. Man muss Drohungen, die aus Russland kommen, sehr ernst nehmen, aber nicht davon lähmen lassen, sondern die Ukraine weiter unterstützen."
Bessere Ausstattung der Bundeswehr muss parallel laufen
"Das ist eine Kraftanstrengung, aber das muss gehen", sagte die Verteidigungsministerin über die Herausforderung, die Ukraine mit Waffen, Ausrüstung und Munition zu versorgen und gleichzeitig die Bundeswehr besser auszustatten. "Wir müssen auf der einen Seite ganz klar an der Seite der Ukraine stehen, und das tun wir auch. Aber da gehe ich manchmal auch an die Grenzen dessen, was ich aus der Bundeswehr abgeben kann." Auch deshalb sei die Kritik, Deutschland liefere zu wenig an die Ukraine, nicht nur ein bisschen, sondern komplett verstummt, so Lambrecht.
Die Ministerin warb dafür, dass mehr Staaten beim geplanten NATO-Schutzschirm mitmachen. "Mit uns zusammen sind es jetzt schon 15 Staaten, die da mitmachen wollen. Und es bedeutet, dass wir schneller beschaffen können, was wir günstiger beschaffen können, weil die Zahlen viel größer sind, und dass wir dann auch interoperabel sind, das heißt aufeinander abgestimmt agieren können. Das ist das wichtige an dieser Beschaffungsinitiative, und ich würde mir wünschen, es kommen noch mehr Staaten dazu, denn davon können wir alle profitieren."
Die Lücken im europäischen Schutzschirm könnte ein israelisches Flugabwehrsystem schließen, so Lambrecht. "Arrow 3 ist ein solches System, das geeignet erscheint. Und da laufen auch schon Gespräche. Endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen, da sind noch Voraussetzungen zu erfüllen. Aber das ist ein sehr gutes System, das in Frage kommt."
Quelle: ntv.de, tbe/hvo