Politik

Naved B. nicht erreichbar Wo ist der pakistanische Flüchtling?

Kurz nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt wird Naved B. von den Ermittlern abgeführt.

Kurz nach dem Attentat auf den Berliner Weihnachtsmarkt wird Naved B. von den Ermittlern abgeführt.

Nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt präsentieren die Ermittler schnell einen Tatverdächtigen: Naved B. soll es gewesen sein. Wenig später müssen ihn die Behörden wieder laufen lassen. Nun ist der Pakistaner offenbar verschwunden.

Direkt nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin gilt schnell ein Flüchtling aus Pakistan als Tatverdächtiger. Naved B. wird zwei Kilometer vom Tatort entfernt festgenommen. Bald wird klar: Die Polizei hat den falschen Mann und lässt den Tatverdächtigen nach 20 Stunden wieder laufen.

Doch wo ist der Pakistaner jetzt? Der Vater des 23 Jahre alten Flüchtlings sagte der pakistanischen Zeitung "Dawn", sein Sohn habe sich seit der Freilassung nicht bei ihm gemeldet. Ein in Berlin lebender pakistanischer Aktivist namens Wajid Baloch aus Balutschistan, der Heimat des 23-Jährigen, sagte der Zeitung, Naved B. sei auch nicht in seine Flüchtlingsunterkunft auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof zurückgekehrt. Baloch steht mit dem Leiter der Unterkunft in Kontakt, das Telefon des 23-Jährigen sei ausgestellt.

Auch das britische Boulevardblatt "Daily Mail" berichtete, der Pakistaner sei nicht erreichbar. Sein Zimmernachbar in der Asylunterkunft bestätigte, dass Naved B. nicht zurückgekehrt sei. Die Berliner Polizei verwies diesbezüglich auf die Bundesanwaltschaft. Die wiederum ist für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.

Polizei hielt B. wegen Verkehrsdelikt an

Außerdem sprach "Daily Mail" mit Naved B.s Cousin Waheed. Er war bei der Festnahme des 23-Jährigen dabei. Waheed erzählte dem Blatt, dass B. in den Stunden vor dem Anschlag bei einer Behörde gewesen sei. Anschließend hätten sich die beiden Männer im Tiergarten getroffen. Am Abend verließen sie den Park wieder. Als sie um 20.14 Uhr die Straße an der Siegelsäule überqueren wollen, wird B. von der Polizei aufgehalten. "Ein Polizist erklärte, Naved habe die Verkehrsregeln missachtet", so der Cousin. Weitere Fragen der Polizei habe B. wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse nicht beantworten können. Obwohl er den Beamten seine Papiere zeigte, sei er von den Beamten mitgenommen worden. "Er ist ein Opfer der deutschen Polizei", meinte der Cousin im Gespräch mit dem Blatt.

Waheed nennt auch einige Details über die Familie des 23-Jährigen: Er stammt aus Turbat in Pakistan. Naved B. soll der älteste von sieben Geschwistern sein. Wegen des Terrors verließ er seine Heimat, reiste über die Balkanroute und dann über Passau nach Deutschland ein. Sein Vater, soll schockiert gewesen sein, als er hörte, dass sein Sohn in Deutschland zwölf Menschen getötet haben soll. Auch er sei laut "Daily Mail" von den Ermittlern befragt worden. Sie hätten etwa wissen wollen, ob seine Familie in religiösen oder politischen Gruppen aktiv gewesen sei. Der Vater verneinte und sagte: "Wir sind gute Menschen".

Naved B. reiste laut Behörden am 31. Dezember 2015 nach Deutschland ein und wurde registriert. Im Juni hatte er dann eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Der Pakistaner hatte von Anfang an das Attentat auf den Breitscheidplatz bestritten. Durch kriminaltechnische Untersuchungen konnten die Ermittler allerdings schnell ausschließen, dass er der gesuchte Lkw-Fahrer ist, der in den Weihnachtsmarkt raste.

Quelle: ntv.de, kpi

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