Politik

"Beginnen Tatort zu säubern"Forscher lokalisieren russische Lager für ukrainische Kinder

25.11.2025, 17:47 Uhr
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Die russischen Behörden hatten die Daten unfreiwillig selbst preisgegeben, weil sie Beweisbilder ihrer Taten an den Kreml schickten.

Während des Angriffskriegs entführen russische Behörden etwa 36.000 ukrainische Kinder. US-Forschern gelingt es, für sie vorgesehene Lager in Russland zu orten. Seit dem Haftbefehl gegen Putin wird jedoch damit begonnen, die Kinder an andere Orte zu bringen, warnen die Wissenschaftler.

US-Forscher lokalisieren nach eigenen Angaben mithilfe von Satellitenbildern nach Russland verschleppte ukrainische Kinder und haben 210 Lager ausfindig gemacht, in denen einige von ihnen untergebracht sind. Das Forschungslabor für Menschenrechte (HRL) der Universität in Yale sei 2022 vom US-Außenministerium damit beauftragt worden, Schätzungen zur Zahl der von Russland verschleppten ukrainischen Kinder zu erheben, sagte der Leiter des Forschungslabors, Nathaniel Raymond, in Stockholm.

Zunächst habe er die Aufgabe für unlösbar gehalten, sagte Raymond während eines Seminars zu dem Thema im schwedischen Parlament. "Wie findet man Kinder, die von russischen Geheimdiensten versteckt werden? In einem Entführungsfall, in dem wir nur das Internet und Satelliten haben?", ergänzte er.

Doch die russischen Behörden hätten die Daten unfreiwillig selbst preisgegeben, so der Forscher. Denn um dem Kreml einen Nachweis für ihre Arbeit zu liefern, hätten regionale Behördenvertreter sich vor den Bussen mit den verschleppten ukrainischen Kindern fotografiert. Dabei hätten viele die Ortungsfunktion ihres Handys nicht ausgeschaltet.

"Wir konnten also die Breiten- und Längengrade der Positionen dieser Behördenvertreter ausfindig machen", führte Raymond aus. Zudem hätten die Forscher anhand der Fotos die digitalen Geräte wie etwa Smartwatches identifizieren können, die die russischen Behördenmitarbeiter nutzen. "Und dann haben wir angefangen zu graben." Die Informationen wurden den ukrainischen Behörden zur Verfügung gestellt.

Forschern droht wegen Trump das Aus

Seitdem hätten die Wissenschaftler immer weitere Angaben herausfinden und weitere Spuren verfolgen können. Auch offizielle Fotos, die von den Behörden im Internet veröffentlicht wurden, wurden herangezogen. Das HRL habe so 210 Umerziehungs- und Militärlager in ganz Russland ausfindig gemacht, in denen einige der Kinder festgehalten werden. Die Forscher schätzen die Zahl der von Russland entführten Kinder auf 36.000.

Nach der Ausstellung des Haftbefehls durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGh) gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Jahr 2023 wegen des Vorwurfs der Zwangsverschleppung tausender ukrainischer Kinder seien die russischen Behörden jedoch vorsichtiger geworden. Entsprechende Informationen würden nicht mehr im Internet veröffentlicht. "Sie beginnen damit, den Tatort zu säubern. Und sie bringen die Kinder an andere Orte", sagte Raymond.

Aufgrund der Mittelkürzungen durch die seit Jahresbeginn amtierende Regierung von US-Präsident Donald Trump droht dem HRL zum Jahresende das Aus. Die Forschungseinrichtung hat ihre Daten deshalb bereits an die europäische Polizeibehörde Europol übergeben.

Quelle: ntv.de, gri/AFP

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