Habecks Ärger mit Sefe-Konzern Zahlte Ex-Gazprom-Tochter 60 Millionen an Berater?
15.06.2023, 17:28 Uhr Artikel anhören
Das Bundeswirtschaftsministerium hat den millionenschweren Beratervertrag wohl sogar ausdrücklich abgesegnet.
(Foto: REUTERS)
Nach dem russischen Gaslieferstopp wird die deutsche Gazprom-Tochter 2022 verstaatlicht und dem Bundeswirtschaftsministerium unterstellt. Der Generalbevollmächtigte soll horrende Beraterhonorare an eine Consulting-Firma vergeben haben, mit der er vorher eng zusammengearbeitet hat.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck steht ein weiterer Fall von Interessensverflechtung ins Haus. Laut einem "Spiegel"-Bericht zahlte der Gasversorger Sefe, der seit November 2022 dem grün-geführten Wirtschaftsministerium untersteht, üppige Beraterhonorare an die Boston Consulting Group (BCG). Der Beraterauftrag über 60 Millionen Euro sei nie regulär ausgeschrieben worden, berichtet das Magazin. Brisant außerdem: Den Auftrag erteilte demnach der damalige Generalbevollmächtigte Egbert Laege, der zuvor selbst mit der Boston Consulting Group zusammengearbeitet hatte. Das Magazin verweist auf Informationen aus Behördenkreisen, wonach Laege gerade wegen seiner BCG-Beziehungen eingestellt worden sei. Man habe einen Energiemanager gesucht, der eine schnelle externe Eingreiftruppe habe organisieren können, hieß es. Die bedenkliche Nähe zwischen Konzernleitung und externer Beratung hätte man dafür in Kauf genommen.
Den Auftrag an die Unternehmensberatung segneten Bundesnetzagentur und Bundeswirtschaftsministerium dem Bericht zufolge ausdrücklich ab. Die fehlende Ausschreibung rechtfertigen Ministerium und Bundesnetzagentur mit Zeitdruck und der akuten Gefahrenlage im April 2022. Laut den Compliance-Regeln dürfe in solchen Extremsituationen auf Ausschreibungen verzichtet werden. Boston Consulting wollte sich laut Bericht nicht zu dem Vertrag äußern.
Aufstockung scheitert am Aufsichtsrat
Der Energiekonzern Sefe ging aus der ehemaligen Gazprom Germania hervor. Die deutsche Gazprom-Tochter war im vergangenen Jahr durch den russischen Gaslieferstopp in Schieflage geraten und nach hohen Verlusten verstaatlicht worden. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin beschäftigt rund 1500 Mitarbeiter und gehört neben Uniper und der EnBW-Tochter VNG zu den größten Gaskonzernen in Deutschland. Kunden sind die Industrie und Stadtwerke.
2023 habe Sefe-Chef Laege versucht, die BCG-Honorare mit einem Jahresetat von bis zu 75 Millionen Euro noch weiter zu erhöhen, schreibt der "Spiegel". Eine Sprecherin habe die steigenden Beraterkosten mit der Umstellung des Geschäftsmodells auf grüne Energieprodukte gerechtfertigt. Doch der Aufsichtsrat der staatlichen Sefe-Holding habe den Etat nicht abgesegnet, zitiert der Bericht Regierungskreise. Ende Mai habe das Gremium beschlossen, das Budget für das zweite Halbjahr um die Hälfte zu kürzen.
Quelle: ntv.de, mau