Generalinspekteur über Krieg Zorn schwört Truppe auf Veränderungen ein
01.03.2022, 11:51 Uhr
"Rückgrat der Bundeswehr müssen wieder vollausgestattete, aus dem Stand projektionsfähige Streitkräfte sein", meint Eberhard Zorn.
(Foto: Jörg Carstensen/dpa)
Der von Russland initiierte Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine neue Realität geschaffen, ist sich Deutschlands ranghöchster Soldat sicher. Generalinspekteur Zorn richtet sich deswegen direkt an die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr.
Generalinspekteur Eberhard Zorn hat die Bundeswehr auf tiefgreifende Veränderungen eingestellt. Der rücksichtslose Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegen die Ukraine habe eine neue Realität geschaffen, schrieb Deutschlands ranghöchster Soldat an die Truppe. Er wies auf laufende und künftige Schritte zur Verstärkung der NATO-Ostflanke hin, wie die Beteiligung an einem Kampfverband in der Slowakei. Von besonderer Bedeutung sei nun auch der "Grundbetrieb", schrieb Zorn und wies auf Munitionsdepots, Sanitäts-, Logistik- und Führungseinrichtungen hin.
Das Kontingent zur Corona-Amtshilfe werde deutlich reduziert. Die Soldaten würden im Kernauftrag der Landes- und Bündnisverteidigung gebraucht. "Durch die Pandemie entstandene Ausbildungslücken sind unverzüglich zu schließen", schrieb er. Zorn verwies auf das nun beschlossene Milliardenprogramm für die Streitkräfte. "Rückgrat der Bundeswehr müssen wieder vollausgestattete, aus dem Stand projektionsfähige Streitkräfte sein, die zur hochintensiven Gefechtsführung im Rahmen von NATO und EU befähigt sind", so Zorn. Es müssten bürokratische Hürden abgebaut und die Einsatzbereitschaft der Truppe in der Fläche schnell und sichtbar erhöht werden.
Zorn dankte den Soldatinnen und Soldaten für ihr Engagement und ein "Mindset", das im Angesicht des Krieges in Europa gebraucht werde. Er schrieb: "Meine Gedanken sind in diesem Moment auch bei der Bevölkerung der Ukraine und bei den ukrainischen Streitkräften, die unter der Führung ihrer mutigen Regierung nicht nur für die demokratische und freie Zukunft ihres Landes kämpfen, sondern auch für unsere europäischen Werte."
"Wir nehmen diese Aussage ernst"
In einem Interview im "heute journal" am Montagabend äußerte sich Zorn zu den Aussagen Putins über die Atomstreitkräfte. Er halte diese für relevant, aber nicht unmittelbar besorgniserregend. "Wir nehmen diese Aussage ernst", sagte er im ZDF. "Wir verfolgen natürlich mit unseren Mitteln, was sich da gerade tut." Dazu gebe es auch engen Austausch innerhalb der NATO. "Ich kann aber noch nirgendwo erkennen, dass in irgendeiner Form tatsächlich Alarmierungsmaßnahmen umgesetzt wurden und wir von einer konkreten Bedrohung in der Praxis ausgehen müssen", betonte Zorn.
Putin hatte am Sonntag nach eigenen Worten angeordnet, "die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen". Diese sogenannten Abschreckungskräfte können auch Atomwaffen umfassen. Das russische Verteidigungsministerium versetze die Abschreckungswaffen dann am Montag in eine verstärkte Alarmbereitschaft. In diesem Zusammenhang nannte Minister Sergej Schoigu die strategischen Raketentruppen, die Nord- und die Pazifik-Flotte und die Fernfliegerkräfte.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP