Politik

Nukleare Teilhabe mit Putin Russland droht wie die USA und Deutschland

Trotz Verbot protestieren Bundeswehrsoldaten 1983 gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland.

Trotz Verbot protestieren Bundeswehrsoldaten 1983 gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland.

Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine kehrt ein Schreckgespenst aus dem Kalten Krieg zurück: ein nuklearer Angriff. Wie real ist diese Gefahr? Besteht noch Hoffnung auf eine Welt ohne Atomwaffen? Im ntv-Podcast "Wir sind Geschichte" gibt Frank Sauer Antworten.

Noch 2019 hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die NATO als "hirntot" bezeichnet. Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Verteidigungsbündnis einen neuen Sinn gefunden, stellt sich neu auf. Zum Beispiel wird die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die der schnellen Eingreiftruppe angehören, von bisher 40.000 auf mehr als 300.000 fast verzehnfacht.

"Das sind historische Entscheidungen, die fallen. Das räumt komplett auf mit den letzten drei Jahrzehnten, in denen wir versucht haben, mit Russland gemeinsam Sicherheit in Europa zu organisieren", analysiert Frank Sauer im ntv-Podcast "Wir sind Geschichte". Die NATO-Russland-Grundakte, Verträge, Gesprächsforen, an denen auch Russland teilnahm - all diese Dinge seien mit dem Angriff auf die Ukraine vom Tisch gewischt worden, erklärt der Politikwissenschaftler von der Universität der Bundeswehr München. "Und nun ist es so, dass wir uns bemühen müssen, auch im Interesse unserer Freunde in Ost- und Mitteleuropa, Sicherheit in Europa gegen Russland zu organisieren" - und somit gegen eine Atommacht.

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"Sorgen machen muss das schon. Aber es gibt keinen Grund für Angst", fasst Sauer den Stand der nuklearen Bedrohungslage aus seiner Sicht zusammen. "Man muss zwei Dinge unterscheiden: einmal die Komponente der Rhetorik und der psychologischen Kriegsführung. Putin will uns in Schockstarre versetzen, sodass wir der Ukraine nicht helfen. Die andere Sache ist: Was passiert am Boden?" Nach Meinung von Expertinnen und Experten derzeit nicht besonders viel, es gibt keine akute Bedrohung. Es sind keine Trägerraketen in Stellung gebracht worden.

Dennoch rückt die Bedrohung wieder näher, vor allem durch das Phänomen der nuklearen Teilhabe. "Die USA haben mit sechs europäischen Staaten ein Abkommen, das besagt: Um die erweiterte Abschreckung zu praktizieren, stationieren die USA Atomwaffen aus ihrem Arsenal in diesen Ländern. Im Ernstfall würden dann Bundeswehrwaffensysteme US-Atombomben ins Ziel bringen. Dieses Arrangement gibt es, Deutschland ist daran beteiligt. Es ist juristisch nicht unheikel", fasst Frank Sauer die Lage zusammen. Eine ähnliche Übereinkunft hat Anfang des Jahres Russland getroffen: Die belarussische Verfassung wurde geändert, um das Stationieren russischer Atomwaffen auf seinem Territorium möglich zu machen, wie Sauer erklärt. "Das destabilisiert insgesamt die Situation und macht alles unübersichtlicher."

Wir sind Geschichte - ein ntv Podcast

In "Wir sind Geschichte" steuert Moritz Harms seinen Zeitreisebus in zehn Episoden über die interessantesten Routen, die unser historisches Straßennetz zu bieten hat. Die Olympischen Spiele in Deutschland, Feminismus, politische Attentate, das atomare Wettrüsten und vieles mehr. "Wir sind Geschichte" - der ntv History-Podcast erscheint ab 1. April jeden Freitag in der ntv App und überall, wo es Podcasts gibt: Audio Now, Amazon Music, Apple Podcasts, Google Podcasts und Spotify. Mit dem RSS-Feed auch in anderen Apps.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 02. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

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