Starschiedsrichter Collina pfeift WM-Finale Charakterkopf aus Bologna
27.06.2002, 15:32 UhrDie Fans jubeln: Der italienische Starschiedsrichter Pierluigi Collina wird das WM-Finale zwischen Deutschland und Brasilien pfeifen. Der Mann mit der Glatze und den hervortretenden Augen gilt als der beste Schiedsrichter der Welt. "Das WM-Finale zu leiten ist für einen Schiedsrichter das Höchste", erklärte Collina vor Turnierbeginn.
Schiedsrichter aus Neugier
Doch auch der heute 42-jährige Collina hat einmal klein angefangen. Als Knirps kickte er mit seinen Schulkameraden in Bologna und trat später dem Kirchenteam Don Orione bei. Mit fünfzehn wechselte er zu einem anderen Klub, doch so richtig wollte die spielerische Karriere nicht vorangehen. Als er für eine Weile verletzungsbedingt pausieren musste, begann der junge Collina, bei Trainingsspielen seiner Vereinskameraden zu pfeifen. 1977 kam dann die entscheidende Wendung des Schicksals: Aus reiner Neugier begleitete der 17-Jährige einen Schulfreund auf einen Schiedsrichterlehrgang - der Beginn einer extrem erfolgreichen Laufbahn.
Rasante Karriere in Italien
Collinas Eignung für das Schiedsrichteramt war von Anfang an sichtbar. Innerhalb von nur drei Spielzeiten arbeitete er sich in die höchste regionale Spielklasse in Italien hoch. Daneben besuchte er die Universität in Bologna und promovierte in Ökonomie. 1983 begann er, in ganz Italien Partien zu leiten. 1988, schneller als gewöhnlich, pfiff er sein erstes Spiel in der dritten italienischen Liga. Zur selben Zeit traf er seine spätere Frau Gianna.Weitere drei Spielzeiten später rückte er erneut auf: Am 15. Dezember 1991 pfiff Collina sein erstes Match in der Serie A, der höchsten italienischen Spielklasse. Im selben Jahr hatte der Unparteiische seine Freundin Gianna geheiratet, Töchterchen Francesca Romana komplettierte die Familie Collina. Zeit für seinen Beruf als Finanzberater zu finden, wurde immer schwieriger.
Weltruhm als FIFA-Referee
1995, nachdem er 43 Begegnungen der Serie A geleitet hatte, wurde Collinas Name auf die FIFA-Liste gesetzt. Im selben Jahr wurde seine zweite Tochter Carolina geboren. Neben der italienischen Karriere kam nun auch der Erfolg auf internationalem Level: Bei den Olympischen Spielen in Atlanta 1996 leitete Collina das Finalspiel zwischen Nigeria und Argentinien, in der Champions League pfiff er das legendäre Endspiel zwischen Manchester United und Bayern München. Auf der ganzen Welt bekannt wurde der exzentrische Unparteiische durch die Weltmeisterschaft in Frankreich 1998 und die Europameisterschaft 2000 in Belgien/Niederlande.
Bei so viel internationalem Erfolg hat es für den Mann aus Bologna natürlich auch Preise geregnet: So wählte die International Federation of History and Statistics Collina zum weltbesten Schiedsrichter der Jahre 1998, 1999 und 2000. Collina selbst gibt sich bescheiden: "Ich halte mich nicht für den wichtigsten Mann auf dem Platz, wie einige oft meinen. Wenn man den Schiedsrichter nicht bemerkt, hat er meistens gut geleitet."
Pierluigi Collina - Schlechtes Omen für die deutsche Mannschaft?
Beim diesjährigen World Cup in Japan und Südkorea leitete Collina das Vorrundenspiel zwischen England und Argentinien und das Achtelfinalspiel Japan gegen die Türkei. Deutschen Mannschaften hat Collina bisher allerdings kaum Glück gebracht. Bestes Beispiel: Im vergangenen September ging die DFB-Elf in der WM-Qualifikation gegen England mit 1:5 unter - an der Trillerpfeife, natürlich, der Ökonom mit dem stechenden Blick.
Quelle: ntv.de