Sudden Death im Schlüsselspiel DEB-Team verliert und bangt
16.05.2010, 23:52 UhrDie deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zittert bei der Heim-WM um den Einzug ins Viertelfinale. Gegen Weißrussland erwischt das DEB-Team einen schwachen Tag und verliert nach Verlängerung. Eine herbe Pleite setzt es auch für Olympiasieger Kanada.

Geschlagen: DEB-Keeper Dennis Endras wurde 15 Sekunden vor Ende der Verlängerung zum zweiten Mal bezwungen - das Schlüsselspiel war damit verloren.
(Foto: dpa)
Für Gastgeber Deutschland ist die Tür zum Viertelfinale der Eishockey-WM nach der bitteren Niederlage gegen Weißrussland nur noch einen Spalt breit offen. Nach dem enttäuschenden 1:2 (0:1, 0:0, 1:0) nach Verlängerung in Köln braucht das DEB-Team nun am Dienstag gegen die Slowakei einen Sieg, um bei der Heim-Weltmeisterschaft erstmals seit sieben Jahren wieder die K.o.-Runde zu erreichen.
Nur 22 Stunden nach dem bärenstarken Auftritt beim 2:3 gegen Titelverteidiger Russland zeigte der kraftlose Gastgeber seine bisher schwächste Turnierleistung - und das ausgerechnet im wohl wichtigsten Zwischenrundenspiel. Marcel Müller rettete das DEB-Team 54 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit zwar in die Verlängerung und sicherte zumindest einen Punkt. Doch Alexej Kaljuschny stoppte 15 Sekunden vor Ende der Verlängerung den WM-Höhenflug des DEB-Teams, das so sehr auf den ersten Viertelfinal-Einzug seit 2003 hofft. Nebenbei misslang die Revanche für das 3:5 bei Olympia in Vancouver. Andrej Michaljew (7.) hatte das 0:1 für die Weißrussen besorgt.
"Sind nicht so ins Spiel gekommen"
"Wir sind nicht so ins Spiel gekommen. Wir wollten genauso spielen wie gestern", stellte Kapitän Marcel Goc fest. "So hatten wir uns das nicht vorgestellt", meinte auch Routinier Sven Felski. "Wir sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gegangen, wie wir es wollten und was uns bisher ausgezeichnet hat." Die bisher punktlosen und zum Siegen verdammten Weißrussen kamen oft einfacher als die Russen ins deutsche Drittel und machten den Hausherren mit der Führung im Rücken das Leben in der Offensive immens schwer.
Anders als gegen Russland sprang diesmal auch der Funke nicht so recht von den mit nur 11.748 Zuschauern besetzten Rängen über. Dabei hatte NHL-Profi Goc bereits nach 45 Sekunden eine Riesenchance gegen den letztjährigen Viertelfinalisten gehabt, er traf aber nur das Außennetz. Keine Mühe hatte dagegen Michaljew, der einen Schuss von Mitspieler Jaroslaw Tschupris abbekam, sich den Puck damit unfreiwillig selbst optimal vorlegte und den eigenen Assist nervenstark zur Führung vollendete.

Fels in der weißrussischen Abwehr: Andrej Mesin hielt fast alles, was zu halten war.
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Alexej Ugarow (21.) verpasste zu Beginn des zweiten Drittels aus spitzem Winkel sogar das 0:2. Die DEB-Auswahl bemühte sich nach besten Kräften, lief aber dem Rückstand hinterher, weil die Weißrussen dicht machten. "Dieses Spiel entscheidet darüber, wer in die nächste Runde kommt. Wenn die Deutschen verlieren, haben sie Probleme", hatte Weißrusslands Keeper Andrej Mesin vor der Partie gesagt. Im Spiel zeigte er sich dann lange schier unüberwindlich. Erst in der Schlussminute belohnte der Kölner Marcel Müller das Anrennen der Deutschen doch noch und erzwang die Verlängerung. Dort schockte dann Kaljuschny die Hausherren mit einem späten Konter.
Dämpfer für Kanada

Gegen die in Titelform spielenden Schweden kam Olympiasieger Kanada immer einen Schritt zu spät.
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Wie Gastgeber Deutschland musste auch Olympiasieger Kanada eine bittere Niederlage hinnehmen. Gegen den achtmaligen Weltmeister Schweden fanden die Kanadier nie ins Spiel und verloren das Prestigeduell verdient mit 1:3. Die Schweden setzten die Kanadier mit aggressivem Forechecking unter Druck und nutzten die daraus resultierenden Abwehrschwächen eiskalt zu Treffern durch Johan Harju (3.) und zweimal Jonas Andersson (22./25.). Nach dem 0:3 nahm Kanadas Trainer Craig MacTavish seinen Torhüter Cris Mason vom Eis. Ein weiteres Gegentor blieb Kanada anschließend zwar erspart. In der Offensive gelang Brooks Laich aber nur noch der Ehrentreffer (47.).
Während Schweden nun am Dienstag im direkten Duell gegen Überraschungsteam Schweiz um den Sieg in Zwischenrundengruppe F spielt, können die Kanadier keinen der ersten beiden Plätze mehr belegen. Die Qualifikation für die K.o.-Runde dürfte dem neben Titelverteidiger Russland als Topfavorit gehandelten Team trotzdem nicht mehr zu nehmen sein. Mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Tschechien (16.15) hätten die Kanadier zumindest den dritten Platz sicher.
Die Schweiz träumt derweil seit dem 3:2 gegen Tschechien am Samstag von der ersten WM-Medaille nach 57 Jahren. Nach dem vierten Sieg im vierten Turnierspiel, darunter auch ein 4:1 gegen Kanada, sagte Doppeltorschütze Andres Ambühl: "Der Erfolg ist schon etwas unheimlich. Wir hoffen aber, dass es noch unheimlicher wird."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid