"Mein Herz ist geschmolzen" "Geschockte" Biles staunt über Sensations-Comeback
06.08.2023, 17:11 Uhr
Mit einem grandiosen Comeback meldet sich die dreimalige Weltsportlerin Simone Biles auf der internationalen Turnbühne zurück. Der Weg zu den Olympischen Spielen 2024 scheint vorgezeichnet. Doch bei aller Euphorie will sich die 26-Jährige aus guten Gründen nicht drängen lassen.
Für Simone Biles war es nur ein "Arbeitsschritt in die richtige Richtung", für ihre Fans ein kleines Turnwunder. Das sensationelle Comeback der Rekord-Weltmeisterin, exakt 732 Tage nach ihrem Olympia-Ausstieg in Tokio wegen massiver psychischer Probleme, ließ das Publikum in Hoffman Estates förmlich ausrasten. Eine Begeisterung, die der viermaligen Olympiasiegerin offenkundig sehr gut tat.
"Mein Herz ist geschmolzen. Diese Unterstützung bedeutet die Welt für mich. Ich kann dafür gar nicht genug Dank sagen", erklärte Biles sichtlich berührt. Schon zwei Stunden vor Wettkampfbeginn hatten ihre Anhänger die NOW Arena in weißen Fußballtrikots, beflockt mit "Biles" und der Ziffer "1", förmlich geflutet. Das alles garniert mit zahllosen glitzernden Schildern und Transparenten, die ihr Idol aufbauen sollten."Es gibt noch einige Dinge, an denen ich arbeiten muss, aber für den ersten Wettkampf nach meiner Rückkehr würde ich sagen, dass er ziemlich gut gelaufen ist. Ich bin sehr schockiert und überrascht", gestand Biles.
Doch obwohl der weitere Weg zu Olympia 2024 in Paris vorgezeichnet zu sein scheint, wollte sich die 26-Jährige bei aller Euphorie um sie herum auch auf bohrende Nachfragen nicht drängen lassen: "Die Dinge gehen in die richtige Richtung. Aber dieses Mal stehe ich an erster Stelle." Eine mehr als verständliche Einschränkung, denn zuviel Leid hat die Ausnahmeturnerin in den vergangenen Jahren erfahren müssen. Als junge Athletin gehörte sie zu den Missbrauchsopfern des ehemaligen US-Mannschaftsarztes Larry Nassar, bei den Spielen in Tokio stieg sie entnervt und zermürbt vom Leistungsdruck aus.
Immer noch in therapeutischer Behandlung
Aktuell sind ihre damaligen Orientierungsstörungen bei den Flugelementen, Twisties genannt, verschwunden, doch Biles muss weiterhin regelmäßig daran arbeiten, dass dies auch so bleibt. "Ich bin immer noch wöchentlich in therapeutischer Behandlung", sagte die 1,42 Meter kleine Athletin nach dem Wettkampf. Bei ihrer Rückkehr waren Biles jedoch nur winzige Unsicherheiten anzumerken. Im Mehrkampf, beim Sprung, am Schwebebalken und am Boden belegte sie den ersten Platz, am Stufenbarren wurde sie Dritte. Insgesamt kam die dreimalige Weltsportlerin des Jahres auf 59,10 Punkte, ein Wert, den außer ihr im Mehrkampf noch niemand erturnen konnte.
Sollte die Trägerin der US-Freiheitsmedaille gesund bleiben, wäre ihr nächster Start bei den amerikanischen Meisterschaften in drei Wochen im kalifornischen San Jose. Anfang Oktober könnte sie dann Mitglied der US-Riege sein, die bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen ihren Mannschafts-Titel verteidigen will. Da könnte sich dann für die Ehefrau von Footballstar Jonathan Owens tatsächlich ein Kreis schließen. Denn im Sportpaleis der belgischen Hafenmetropole holte sich Biles vor zehn Jahren die beiden ersten ihrer mittlerweile 21 WM-Titel.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa