Sport

Schwimmer "nicht gut genug" Haussegen hängt schief

Auch EM-Gold für Janne Schäfer über 50 Meter Brust konnte die Stimmung nicht mehr retten: Deutschlands Schwimmer sind fünf Monate vor den Spielen in Peking unter Druck geraten. Die Konkurrenz empfahl sich mit einer Rekordflut bei den Europameisterschaften in Eindhoven und der australischen Olympia- Qualifikation in Sydney. Daheim hängt der Haussegen schief. Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), bejubelte die erfolgreichen Springer und übte harte Kritik an den Nicht- Schwimmern: "Es wird als absolut inakzeptabel empfunden, wie wir hier auftreten." Nur neun Deutsche stellten sich. Cheftrainer Örjan Madsen warnte mit Blick auf Peking: "Wir sind nicht gut genug, wir sind nicht hart genug im Kopf, wir trainieren nicht gut genug."

Die Springer sind fit für Peking. Annett Gamm/Nora Subschinski zum dritten Mal in Serie und Patrick Hausding/Sascha Klein bei ihrer EM- Premiere holten Synchron-Gold vom Turm. Tobias Schellenberg/Andreas Wels und Katja Dieckow als Solistin gewannen Silber vom Dreimeterbrett. Klein machte zum Abschluss beim Überraschungssieg des erst 13 Jahre alten Briten Thomas Daley mit Silber vom Turm die siebte EM-Medaille für das DSV-Team perfekt. Hausding wurde Fünfter. Von Christa Thiel gab es für die Springer ein Riesenlob: "Sie sind einfach spitze."

Zwei Schwimm-Titel für Deutschland

Obenauf war auch Brustschwimmerin Janne Schäfer. Die Wolfsburgerin eroberte nach dem EM-Sieg von Paul Biedermann (Halle/Saale/200 m Freistil) in 31,08 Sekunden über 50 m Brust den zweiten EM-Titel für das deutsche Mini-Team. "Ich habe das Beste aus den drei Tagen rausgeholt, an denen ich hier war", sagte Schäfer, "mit der Zeit bin ich nicht hundertprozentig zufrieden. Aber trotzdem hat der Sieg für mich große Bedeutung auf dem Weg nach Peking." Kerstin Vogel (Köln) wurde Vierte.

Deutschlands Schwimmer waren bei der Rekordjagd der Konkurrenz vor allem Zuschauer. Madsen verwies auf die Olympia-Qualifikation im April in Berlin: "Dann geht es um die Wurst." Die anderen können es schon jetzt. Der Franzose Alain Bernard schwamm an drei Tagen drei Weltrekorde. Zunächst unterbot er die Marke über 100 m Freistil in zwei Schritten auf 47,50 Sekunden, danach eroberte er über 50 m schon Halbfinale in 21,50 Sekunden die Top-Position. Marleen Veldhuis (Niederlande) gewann die 50 m Freistil in der Weltrekordzeit von 24,09 Sekunden.

Die erkrankt fehlende Janine Pietsch (Ingolstadt) verlor ihren Europarekord über 50 m Rücken kampflos. Im Halbfinale schwammen die Kroatin Sanja Jovanovic (28,17) und Nina Zhivanevskaya aus Spanien (28,13) Bestzeit, im Finale triumphierte die Russin Anastasia Sujewa in 28,05.

Australier sorgen für Rekordflut

Auch die australische Olympia-Qualifikation wurde zu einer Demonstration der Stärke. Die 19-jährige Stephanie Rice war beim Weltrekord über 400 m Lagen in 4:31,46 Minuten 1,43 Sekunden schneller als die US-Amerikanerin Katie Hoff bei der WM 2007. Über die nicht-olympischen 50 m Rücken gab es durch die 15-jährige Emily Seebohm (27,95) und Sophie Eddington (27,67) im Halbfinale und im Endlauf zwei Weltrekorde.

"Wir sehen jetzt, welche Probleme wir haben", mahnte der nach Olympia aus DSV-Diensten scheidende Madsen Maßnahmen an. Zu viele Trainer und Athleten hätten zu viel Angst, sich zu stellen, erkannte er schon vor der EM. Christa Thiel: "Der Cheftrainer scheitert daran, dass ihm die Stützpunkttrainer strukturell nicht folgen müssen." Noch in Eindhoven wurden Reformen auf den Weg gebracht. "Wir müssen die Strukturen ändern", klagte Madsen elementar Neues ein.

Quelle: ntv.de, Von Dietmar Fuchs und Richard Janssen, dpa

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