Sport

Mit Prothese auf der Streif Lanzinger startet in neues Leben

Der frühere österreichische Ski-Rennläufer Matthias Lanzinger hat sich vor dem Auftakt der Weltcup-Rennen in Kitzbühel einen Traum erfüllt. Der 28-jährige Salzburger, dem im vergangenen März nach einem schweren Sturz im norwegischen Kvitfjell der linke Unterschenkel amputiert werden musste, fuhr auf Skiern die berüchtigte Streif herunter. "Das war echt super. Ein Quantensprung, der letzte Schritt in ein neues Leben", sagte er nach seiner Fahrt und staunte über den Mut seiner ehemaligen Kollegen: "Es ist schon ganz schön glatt da runter."

Erst am Vortag hatte Lanzinger zum ersten Mal seine extra angefertigte 4500 Euro teure Prothese ausprobieren können. "Zum Glück hat alles gleich funktioniert", berichtete er. Erstmals fuhr er nun die Streif im Rahmen der Besichtigung vor dem abschließenden Trainingslauf komplett. Dreimal hatte Lanzinger in seiner Laufbahn schon ein Rennen auf der legendären Strecke absolviert, allerdings jeweils nur einen Super-G, der nicht über die gesamte Länge führt. Auch das verhängnisvolle Rennen am 2. März 2008 in Kvitfjell war ein Super-G.

Keine Lust mehr auf sportlichen Leistungsdruck

Lanzinger will künftig bei Hobbyrennen an den Start gehen und am 24. Januar im Anschluss an die klassische Hahnenkamm-Abfahrt an der alljährigen Charity-Trophy im Zielhang der Streif teilnehmen. Einen Start bei ernsthaften Behinderten-Rennen oder gar an den Paralympics schloss er aus. "Ich genieße, was ich mache. Ich will mich nicht mit dem sportlichen Leistungsdruck herumschlagen", erklärte er und fügte hinzu, er habe großen Respekt vor den Behindertensportlern: "Es ist unglaublich, was die leisten." Zugleich betonte er: "Es gibt schlimmere Schicksale als meines."

Im vergangenen Oktober hat Lanzingers Anwalt Manfred Ainedter eine Schadenersatzklage gegen den Internationalen Ski-Verband (FIS) eingereicht. Grundlage ist ein Gutachten des Münchner Gefäßchirurgen Bernd Steckmeister, der eine unsachgemäße Behandlung des einstigen Rennläufers attestiert. Nach dem Sturz in Kvitfjell hatte zunächst kein Rettungshubschrauber für einen unmittelbaren Abtransport zur Verfügung gestanden hatte, darüber hinaus soll Lanzinger danach im Krankenhaus von Oslo eine mangelhafte chirurgische Versorgung erhalten haben.

Lanzinger war damals mit einem offenen Unterschenkelbruch und schweren Gefäßverletzungen erst sechs Stunden nach dem Sturz ins Krankenhaus in Oslo eingeliefert worden. Nach zwei Operationen war eine Unterschenkel-Amputation schließlich unumgänglich.

Quelle: ntv.de

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