Zurück in die Heimat Luizao verlässt Hertha
08.03.2004, 16:25 UhrNach 592 Tagen hat Fußball-Bundesligist Hertha BSC Berlin seinen weltmeisterlichen Glanz verloren. Heimlich, still und leise wurde in der vergangenen Woche der Vertrag mit dem brasilianischen Stürmer Luizao aufgelöst. "Eine Verkettung unglücklicher Umstände", nennt Manager Dieter Hoeneß den vorzeitigen Abgang des 28-Jährigen, der 2002 bei der WM in Südkorea und Japan im Kader der "Selecao" gestanden hatte.
Es wäre tatsächlich unfair, die "unglücklichen Umstände" im Fall Luizao nicht zu berücksichtigen. Luiz Carlos Goulart, wie der Angreifer richtig heißt, schleppte sich in Berlin von Verletzung zu Verletzung: erst die Wade, dann das Knie, zuletzt die Leiste. Schon im Frühjahr 2001 hatte ein Kreuzbandriss den Weltmeister zurückgeworfen und eine damals mögliche Verpflichtung durch Borussia Dortmund verhindert. Erst ein Jahr später klappte der ablösefreie Wechsel in die Bundesliga. Hertha machte das Rennen.
Fehlgriff Alves
Dennoch muss sich Hoeneß fragen, weshalb nach Alex Alves erneut ein Brasilianer den Durchbruch in Berlin nicht schaffte. Schließlich lief Luizaos Vertrag noch bis 2006. Hoeneß verlor jetzt schon den Glauben an eine Wende zum Guten. "Er hätte den Verein spätestens im Sommer verlassen", sagt der 51-Jährige. Das klingt so, als würde Hoeneß eingestehen, dass Luizao nicht der war, für den man ihn in Berlin gehalten hatte. Alves hatte sich mit divenhaftem Verhalten selbst ins Abseits gedribbelt und wurde zurück in die Heimat verscherbelt - für wenig Geld. Ein Fehlgriff.
Als solcher wird trotz aller widriger Umstände auch Luizao in die Hertha-Annalen eingehen. Denn das Geld, das der Weltmeister an der Spree verdiente - rund 2,2 Millionen Euro pro Saison -, war er zu keinem Zeitpunkt wert. Auch wenn er im vergangenen Oktober für positive Schlagzeilen sorgte. Als Trainer Huub Stevens vor der Entlassung stand, rettete der bis dahin unauffällige Stürmer mit jeweils einem Tor im Pokal und im Punktspiel gegen Hansa Rostock dem Niederländer den Job.
Zurück zu Corinthians?
"Die Verletzungen haben ihn zermürbt. Er wollte zurück nach Brasilien", sagt Hoeneß. Angeblich verzichtete Luizao dafür nicht nur auf die Gehälter der kommenden Jahre, sondern auch auf Prämien, die ihm noch zugestanden hätten.
Jetzt steht der 28-Jährige in Verhandlungen mit seinem Ex-Klub Corinthians Sao Paulo sowie dem Pele-Verein FC Santos. Die Nase voll von Brasilianern hat Hoeneß dennoch nicht. Zum einen weil Marcelinho das Gegengewicht zu Alves und Luizao bildet. Zum anderen weil sich der Manager sicher ist, dass sich Luizao "in Berlin sehr wohl gefühlt hat". Trotzdem trat er die Flucht an.
Quelle: ntv.de