"Kleine Lösung" statt Fußballgott MSV auf Trainersuche
03.05.2006, 10:50 UhrNach dem Scheitern des Projekts Bundesliga mit Weltmeister Jürgen Kohler sucht der MSV Duisburg mit Hochdruck nach einem geeigneten Nachfolger für Interimstrainer Heiko Scholz. Wer die Scherben einer verkorksten Saison zusammenkehren soll, ist derzeit noch unklar - in der Gunst von Klub-Boss und Entscheidungsträger Walter Hellmich liegt offenbar Saarbrückens Coach Rudi Bommer ganz weit vorne.
In "acht bis zehn Tagen" will Hellmich spätestens den neuen Trainer der Öffentlichkeit präsentieren. Offensichtlich wartet der millionenschwere Bauunternehmer die Entwicklung im Abstiegskampf der 2. Liga ab, wo der 1. FC Saarbrücken mit dem Ex-Nationalspieler Bommer um den Klassenerhalt ringt. "Eine Woche brauchen wir noch für die Entscheidung", verkündet Hellmich - und hält ansonsten konsequent dicht.
Der 48-jährige Bommer schaffte mit den Saarländern zunächst das schier Unmögliche: Innerhalb weniger Monate hauchte der frühere Bundesliga-Profi von Fortuna Düsseldorf, Eintracht Frankfurt und Bayer Uerdingen einer totgesagten Mannschaft noch einmal Leben ein - letztendlich könnte die Saison dennoch zu kurz für ein "kleines Wunder" sein. Bommer hat beim FCS noch einen Vertrag bis 2007, wäre allerdings im Falle des Abstiegs frei und damit auf dem Markt.
Am Dienstagabend waren die Chancen der "Zebras" auf eine Verpflichtung Bommers gestiegen, nach dem 0:4 im "Abstiegsendspiel" gegen Kickers Offenbach ist der Klassenerhalt des 1. FC Saarbrücken sehr unwahrscheinlich geworden. Der Wunschkandidat bekundet unterdessen, die Würfel seien noch nicht gefallen: "Die Spekulationen kommen nur aus Duisburg. Ich habe mit niemandem gesprochen", versicherte der zweimalige Pokalsieger.
Die Fehler der laufenden Spielzeit jedenfalls sollte der Neue nicht wiederholen: Mit zu hohen Ansprüchen war der MSV in die Saison gestartet, die Neuzugänge erwiesen sich größtenteils als Flops - lediglich Mittelfeldspieler Mihai Tararache stellte sich als bundesligatauglich heraus. Zudem gelang es Kohler laut Hellmich nach der Demission von Norbert Meier nach dessen "Kopfstoß-Affäre" nicht, "die Individuen zu einer Einheit zu formen". Die Abmahnung von Torhüter Georg Koch und der Versuch, die Hierarchie im Team zu zerschlagen, erwiesen sich ebenfalls als kontraproduktiv.
"Notnagel" Heiko Scholz rückt unterdessen bereitwillig zurück ins zweite Glied. "Für mich ist das nach ein paar Spielen überhaupt kein Problem. Ich bin mit dem MSV verwachsen und werde auch in der 2. Liga mithelfen", sagte der 40-Jährige, der sich noch vor wenigen Wochen Hoffnungen auf den Stuhl des Cheftrainers machen konnte. Die "ganz kleine Lösung" mit Scholz kommt für Hellmich aber nicht mehr in Frage: "Klar ist, dass Heiko wieder Co-Trainer wird."
von Thomas Nowag, sid
Quelle: ntv.de