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Überraschung New Orleans Saints Machen die "Heiligen" sensationell Football-Träume wahr?

Carr und Kamara machten den Saints-Fans viel Spaß.

Carr und Kamara machten den Saints-Fans viel Spaß.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Die New Orleans Saints sind eine der Überraschungen der noch jungen NFL-Saison. Zwei Kantersiege - damit war nicht zu rechnen. Denn im Sommer gab es einige Baustellen. Wie lange kann das Offensiv-Feuerwerk andauern? Und führt es vielleicht sogar in den heimischen Super Bowl?

Das Datum ist allen in New Orleans bekannt. Seit Langem schon. 9. Februar 2025. Super Bowl LIX. Im heimischen Caesars SuperDome. Ein Tag, auf den sie sich alle freuen in der Stadt am Mississippi-Delta. Die Football-Welt wird auf New Orleans schauen - und dabei vielleicht sogar die Saints zu sehen bekommen? Die Heiligen an Amerikas heiligstem Sporttag auf dem Feld und nicht vor dem Fernseher? What?

Zugegeben, diese NFL-Saison ist noch so jung. Und somit noch so wenig aussagekräftig. Und, ja, Mitte September ist selbstverständlich noch niemand Meister geworden. Stimmt alles. Aber träumen wird doch noch erlaubt sein, oder? Und warum sollten sich in den Köpfen der New Orleans Saints-Fans derzeit nicht so einige Super Bowl-Szenarien abspielen? Oder zumindest einige Phantasien? Nach diesem herausragenden Start.

In 15 Angriffen nacheinander gepunktet

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Zwei Spiele, zwei Siege. Nein, mehr: zwei Offensiv-Feuerwerke. Der Angriff kommt einem Zwölf-Zylinder in Höchstgeschwindigkeit gleich. Mit 47:10 wurden zum Saisonauftakt die Carolina Panthers überrannt. Zugegeben, eines der wohl harmlosesten Teams der gesamten Liga. Doch der 44:19-Erfolg bei den Dallas Cowboys am zweiten Spieltag war dann schon ein land- und ligaweit beachtetes Ausrufezeichen.

Bei ESPN war von einem "historischen Start" die Rede. Denn: New Orleans hat unglaubliche 15 Angriffe nacheinander erfolgreich abgeschlossen. Laut dem Elias Sports Bureau hat es das seit 1978 - und somit 46 Jahre - nicht mehr gegeben. Man stelle sich vor, in der Fußball-Bundesliga wäre beim FC Bayern München jeder Schuss ein Tor.

Auf den Spuren von Bradys 2007er Patriots

New Orleans hat zudem bislang 4,33 Punkte pro Angriff erzielt. Wie erwähnt, es ist noch früh in dieser Saison 2024/25. Dennoch lohnt ein vorsichtiger Blick in die NFL-Annalen. Die bislang beste Offensive dieses Jahrhunderts war die von Tom Brady angeführte der New England Patriots 2007/08 mit einem Punkteschnitt von 3,19.

Dass die Saints so gut starten würden, nein, damit war nicht zu rechnen. Denn es gab in der Offseason einfach viele Baustellen. Die Größte war die Neubesetzung des Offensive Coordinators. Pete Carmichael hatte diesen Job seit 2009 - und er hatte gute Arbeit geleistet. Carmichael kreierte und entwickelte Spielzüge, Quarterbackstar Drew Brees setzte sie exzellent um. Höhepunkt der Zusammenarbeit war der 31:17-Super Bowl-Sieg am 7. Februar 2010 in Miami gegen Peyton Manning's Indianapolis Colts.

In der 14-jährigen Amtszeit von Carmichael gehörte New Orleans' Abteilung Attacke stets zu den top-Ten-Offensiven der Liga. Doch als die Saints im Januar zum zweiten Mal nacheinander die Playoffs verpasst hatten, musste der 52-Jährige gehen - und wurde durch Klint Kubiak ersetzt. Der ist nun für Derek Carr der fünfte Offensive Coordinator in den vergangenen fünf Jahren - aber er scheint der Richtige zu sein.

Kubiak hat die seit 2006 in New Orleans gespielte und zuletzt immer komplexer gewordene Offensive einfacher gemacht, sie simplifiziert. Weniger Spielzüge, mehr Klarheit.

Das Ergebnis: so souverän wie von 1859 bis 1861 ein gewisser Samuel Langhorne Clemence, der später als Mark Twain u.a. mit seinem Buch "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" weltbekannt wurde, die Schaufelraddampfer von New Orleans aus den Mississippi entlang steuerte, führt Quarterback Derek Carr bislang seine Saints-Offensive über's Football-Feld. Und wer hätte das erwartet nach dessen mittelmäßigen Leistungen im Vorjahr?

Trainer wackelte, Runningback-Star wartete

Der Playmaker hatte im Frühjahr 2023 einen Vier-Jahres-Vertrag (150 Mio. Dollar) in New Orleans unterschrieben. Und er hatte in sechs Partien jeweils mehr als 300 Yards Raumgewinn durch die Luft vorzuweisen. Er hatte zudem in den letzten fünf Spielen insgesamt 14 Touchdowns erzielt. Aber die Saints hatten trotzdem die Playoffs verpasst und dieser Derek Dallas Carr war eben über die gesamte Saison mit ihren 17 Matches nur auf einen Gesamtwert von 3878 Passing Yards gekommen, was einem Schnitt von 228 Yards/Partie entspricht. So wenig Raumgewinn waren ihm seit seinem Rookie-Jahr 2014 nicht mehr gelungen.

Zudem galt Trainer Dennis Allen durchaus als Wackelkandidat. Und dann war da auch noch die Causa Alvin Kamara. Der Runningback, der seit 2017 bei den Saints ist und mehrere Vereinsrekorde hält, hatte im Sommer auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung gehofft - vergebens. Kurzum: Es deutete nichts, aber auch wirklich gar nichts darauf hin, dass all dies zu zwei dominanten Auftritten und zwei hoch verdienten Siegen führen würde.

Starke O-Line gibt Carr Zeit und Platz

Wenn Carr nach den Gründen für den aktuelle Hoch gefragt wird, verweist er auf die Saisonvorbereitung. Wissend, dass er eine neue Offensive lernen muss, hat der 33-Jährige erstmals in seiner Karriere mit einem Assistenten zusammengearbeitet. Ist mit ihm die Spielzüge bereits vor dem eigentlichen Training durchgegangen. "So sind wir auf doppelt so viele Wiederholungen gekommen wie sonst", sagt Carr.

Klar ist: wenn die Bodyguards der O-Line ihrem Quarterback genug Schutz geben, ihm die Gegner lange genug vom Leib halten, hat der Spielmacher die entsprechende Zeit, seine Anspielstationen zu bedienen. Und die Saints-O-Line gibt Carr derzeit, trotz Rookie Taliesa Fuaga auf der wichtigen Position des Left Tackle, diese wichtigen Sekunden. Und die braucht er, denn in seiner bisherigen Karriere galt der Kalifornier als jemand, der, unter Druck gesetzt, große Probleme hat. Gegen Dallas hingegen führte die Absicherung durch seine Vorderleute unter anderem zu einem 70-Yard-Touchdown-Pass auf Wide Receiver Rachid Shaheed.

"Ein verdammt guter Quarterback"

"Wenn er beschützt wird und werfen kann, ist er ein verdammt guter Quarterback", sagt Dennis Allen. Der Trainer hat mit Wohlwollen vernommen, wie "wohl" sich sein Playmaker mit dem ihn gestellten Aufgaben fühlt. Carr hat bereits fünf Touchdown-Pässe (geteilter NFL-Bestwert) geworfen, einen Raumgewinn von 443 Yards im Pass-Spiel erzielt und 76,9 Prozent seiner Würfe sind beim Mitspieler angekommen. Alles starke Werte.

Im heutigen Heimspiel gegen die Philadelphia Eagles wollen er und die Saints nachlegen. New Orleans könnte die Startbilanz auf 3:0 ausbauen. Es wäre das achte Mal in der Vereinsgeschichte - und erstmals seit 2013 - dass der Klub die ersten drei Partien der Saison gewonnen hat. Anschließend folgt ein Duell bei den Atlanta Falcons, auch machbar. Dann wartet Meister Kansas City Chiefs.

Aktuelle Offensiv-Ausbeute auf Dauer nicht möglich

Je mehr Spiele diese Saints absolvieren, desto mehr werden sich natürlich die gegnerischen Abwehrreihen auf die Angriffe einstellen können. Andererseits ist natürlich allen in New Orleans klar, dass ein derartiges Offensiv-Feuerwerk nicht dauerhaft möglich ist. Aber wer braucht schon 47, bzw. 44 Punkte um Spiele zu gewinnen? Es wird Partien geben, da reichen 28 Zähler, oder mitunter sogar 20. Es werden natürlich auch Matches kommen, da werden die Saints einem Rückstand hinterherlaufen. Dann wird sich zeigen müssen, ob diese Offensive liefern kann, wenn sie liefern muss. Und wie sie dem Druck umgeht, einen Angriff unbedingt erfolgreich abschließen zu müssen.

Doch sie freuen sich in New Orleans auf diese Aufgaben und Herausforderungen. Zum Beispiel heute gegen die Eagles. "The Advocate", die größte Tageszeitung des Bundesstaates Louisiana, beschreibt die Situation so: "Ein Sieg gegen Philadelphia und ganz New Orleans wäre vollständig überzeugt." Noch 140 Tage bis zum Super Bowl LIX.

Quelle: ntv.de

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