Golden Girls des Bahnradsports Miriam Welte holt WM-Silber
21.02.2013, 18:54 Uhr
Erfolgreich bei der Bahnrad-WM: Miriam Welte, links, und Kristina Vogel.
(Foto: REUTERS)
In den vergangenen Wochen büffeln Kristina Vogel und Miriam Welte noch für ihre Abschlussprüfungen bei Bundes- und Landespolizei. Trotzdem reicht es bei den Bahnrad-WM in Minsk zu Gold im Teamsprint. Und nun holt Welte auch noch Silber.
Im Mannschaftshotel Victoria genehmigten sich Kristina Vogel und Miriam Welte noch ein Gläschen Sekt, dann war das schnellste Frauen-Duo im deutschen Radsport auch schon wieder verschwunden. Die Feier nach dem überraschenden WM-Titel fiel klein aus, dabei hatten die Golden Girls Großes vollbracht. Bis kurz vor den Bahnrad-Weltmeisterschaften hatten sie noch für ihre Abschlussprüfungen bei Landes- und Bundespolizei gebüffelt, erst in Minsk absolvierten sie ihr erstes gemeinsames Training seit gut einem halben Jahr. Das reichte für den dritten Gold-Coup innerhalb von nur elf Monaten.
"Ist das geil, oder ist das geil? Manchmal ist positiver Stress durchaus förderlich", sagte Vogel, die vor und während der Siegerehrung einige Tränchen verdrückte. Auch ihre Kollegin war ob des überraschenden Triumphes überwältigt: "Damit habe ich absolut nicht gerechnet. Noch mal Weltmeisterin zu sein, ist einfach unglaublich. Unfassbar." Es sei "super schön" gewesen, endlich mit Kristina mal wieder gefahren zu sein, ergänzte Welte. Einen Tag später bewies die 26-Jährige nun, dass sie auch ohne ihre vier Jahre jüngere Partnerin schnell ist. Im nicht-olympischen 500-Meter-Zeitfahren gewann sie wie 2012 WM-Silber.
Doch am erfolgreichsten sind Welte und Vogel, wenn sie gemeinsam fahren. Vor etwas weniger als einem Jahr war das Duo bei der WM in Melbourne in Weltrekordzeit zum Titel gerast. Den Höhepunkt des kleinen Märchens erlebten die beiden aber erst bei den Olympischen Spielen. Mit schier unfassbarem Glück hatten sie im Velodrom von London Gold geholt. Erst nachträglich waren sie nach einem Wechselfehler der Britinnen ins Finale gerutscht. Und im Finale unterlief den Chinesinnen, die klar gegen das deutsche Duo gewonnen hatten, das gleiche Malheur.
"Wir haben relativ wenig trainiert"
In der Minsk Arena kam es im Finale zur Revanche mit Jinjie Gong und Shuang Guo. Diesmal setzten sich Vogel und Welte aber in 33,053 Sekunden auf sportlichem Wege gegen die Chinesinnen (33,083) durch. "Ich freue mich riesig, dass wir die Olympia-Revanche gewonnen haben und zeigen konnten, dass wir die Schnellsten sind. Wir haben bewiesen, dass unsere Erfolge von 2012 keine Eintagsfliegen waren", sagte Vogel.
Die aus der Not geborene Vorbereitung fruchtete. "Wir haben relativ wenig trainiert, dass aber sehr intensiv und bewusst. Das hat, wie man sieht, durchaus viele positive Effekte", lobte Bundestrainer Detlef Uibel. Der Coach stimmte unter dem Jubel des gelungen WM-Auftaktes, bei dem der Chemnitzer Joachim Eilers Bronze im Zeitfahren beisteuerte, aber auch kritische Töne hinsichtlich der Zukunft an. "Uns fehlen ganze Jahrgänge. Wir können nur versuchen, das Umfeld für Vogel und Welte weiter zu stabilisieren. Und wir können nur hoffen, dass niemand krank wird oder sich ernsthaft verletzt", sagte Uibel.
Hinter Welte und Vogel klafft eine riesige Lücke im deutschen Frauen-Sprint. Nach den deutschen Meisterschaften 2012 hatten Charlott Arndt und Christina Konsulke ihren Rücktritt erklärt. Monika Kendziora (alle Cottbus) aus dem Anschlusskader ist schwanger. "Die Situation ist nicht schön. Wenn irgendetwas passiert, stehen Miriam oder ich alleine da", klagte Vogel. Schon die WM-Vorbereitung mussten beide aufgrund der Prüfungen weitgehend allein oder zusammen mit den Männern absolvieren. "Junge Frauen orientieren sich noch mehr als die Männer Richtung Straße", sagte Uibel und fügte hinzu: "Und der Sprint-Bereich ist noch nie mit viel Nachwuchs gesegnet gewesen. Sicher hat auch viele Jahre eine Vorzeigefigur gefehlt. Ich hoffe, dass jetzt eine Sogwirkung entsteht." Der dritte große Titel in Folge für Welte und Vogel war jedenfalls beste Werbung.
Quelle: ntv.de, Thomas Juschus, dpa