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Ewiger Kronprinz wird TenniskönigNadal stürzt Federer

02.08.2008, 11:05 Uhr

Rafael Nadal übernimmt nach viereinhalbjähriger Dominanz von Roger Federer spätestens am 18. August die Spitze der Tennis-Weltrangliste.

Nach viereinhalb Jahren beendet der Spanier Rafael Nadal die Dominanz des Ausnahmespielers Roger Federer und stößt den einst als beinahe unschlagbar geltenden Schweizer vom Thron. Spätestens am 18. August ist Rafael Nadal die Nummer eins der Weltrangliste - und kann nun selbst eine Ära prägen.

Nadal vollzog die seit längerem absehbare Wachablösung mit einem 7:6 (7:3), 6:1 im Viertelfinale gegen Nicolas Lapentti und zeigte sich am Ende seiner dreijährigen Leidenszeit auf Rang zwei überglücklich. "Dies ist ein extrem emotionaler Moment. Jetzt weiß ich, dass ich die Nummer eins bin, und ich bin wahnsinnig glücklich. Es war auch nicht schlecht, die Nummer zwei zu sein, aber ich habe jahrelang für diesen Moment gekämpft", sagte Nadal, nachdem er einen Jubelschrei losgelassen hatte.

Nadal will Olympiagold

Er habe aber "keine Zeit", den Triumph zu genießen: "Die Nummer eins zu sein, ist ein Geschenk für mich und meine Belohnung für harte Arbeit. Jetzt aber will ich auch oben bleiben", erklärte Nadal. Sein großes Ziel ist Olympiagold in Peking.

Zunächst aber wird der Mallorquiner die dritte Nummer eins Spaniens seit Einführung der Computer-Weltrangliste 1973. Zuvor hatte "Lehrmeister" Carlos Moya (März 1999) es zum besten Spieler der Welt gebracht, zudem nur Juan Carlos Ferrero (von September bis November 2003). Nadal wird die insgesamt 24. Nummer eins. Zuletzt am 1. Februar 2004 war nicht Federer am Platz an der Sonne - damals war es Andy Roddick.

Federer, der in den vergangenen Monaten ungewohnte Schwäche zeigte, führt die Weltrangliste seit dem 2. Februar 2004 und nun 235 Wochen ununterbrochen an - nur die Legenden Pete Sampras (286), Ivan Lendl (270) und Jimmy Connors (268) standen länger ganz oben.

Zahlenspielerei

An welchem Datum sich Nadal den Traum von der Nummer eins erfüllt, liegt in seiner Hand. Eine Halbfinalniederlage gegen Novak Djokovic - 18. August. Eine Niederlage im Endspiel - 11. August. Der sechste Turniersieg in Serie - am 4. August, also Montag.

Eigentlich wurde der Machtwechsel ja bereits in Wimbledon vollzogen. Jeder wusste es, auch Federer nach der dramatischen Fünfsatzniederlage bei "seinem" Turnier gegen Nadal: Sein ewiger Rivale ist inzwischen der beste Spieler der Welt. Mit der Nummer eins hat Federer, der, man vergisst es fast, auch erst 26 ist, bereits abgeschlossen. "Es interessiert mich nicht mehr, ich muss schauen, für die nächsten wichtigen Wochen endlich in Form zu kommen."

Seit 32 Matches unbesiegt

Nadal setzte seine Serie fort und strahlt jene Dominanz aus, die lange Federer zugeschrieben wurde. Nadal ist seit Anfang Mai in 32 Matches ungeschlagen. Er gewann in Wimbledon, bei den French Open, siegte bei den Masters-Turnieren in Hamburg (gegen Federer) und letzte Woche in Toronto sowie beim Rasenturnier in Queens.

Er hat sein Spiel seitdem stetig verbessert, an alle Beläge angepasst und das Image des Sandplatzspezialisten abgelegt. Federer stagnierte dagegen, wenn auch auf allerhöchstem Niveau. Was aber den Ausschlag gegeben hat, ist schwer zu sagen. Die Magen-Darm-Erkrankung von Federer vor den Australian Open und ein Pfeiffersches Drüsenfieber zu Jahresbeginn sind sicher mit Schuld. Federer war nicht fit, er verlor Matches, die er früher nicht verloren hätte. Kopfsache, der Glaube an die Unbesiegbarkeit ging verloren, bei ihm selbst und auch bei der Konkurrenz.

Elf Niederlagen hat er in diesem Jahr bereits zu Buche stehen. Das ist dem Baseler seit 2003 nicht mehr passiert. "Nach den US Open wird man über die Bücher gehen müssen", sagte er und kündigte damit eine Analyse an, "im Moment folgen die Highlights aber derartig Schlag auf Schlag, dass man nichts anderes machen kann, als auf das nächste Turnier zu hoffen."

Olympia also, einer der letzten beiden großen Träume im Sportlerleben des Schweizers neben den French Open. An seinem 27. Geburtstag, dem 8. August, wird er beim Einmarsch der Athleten die Schweizer Fahne tragen. Derzeit wohl ein schwacher Trost.