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Turbulente Nacht in München Blitz-Kick entscheidet Titelkampf - "Dracula" Surdu neuer Champion

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Gleich zwei Titelkämpfe stehen bei Oktagon 64 in München auf dem Zettel - bis einer von beiden auf kuriose Art und Weise ausfällt. Auch wenn das große Finale damit ins Wasser fällt, zeigen mehrere deutsche Vertreter herausragende Leistungen.

MMA-Fans in München erleben eine turbulente Nacht: Eigentlich soll es um zwei Titel gehen, doch Oktagon 64 muss auf den Hauptkampf im Schwergewicht verzichten - wegen eines Streits hinter den Kulissen. Das Mixed-Martial-Arts-Event in der bayerischen Landeshauptstadt hat dennoch jede Menge Highlights zu bieten.

Fedor Duric zeigte sein ganzes Repertoire an Kicks..

Fedor Duric zeigte sein ganzes Repertoire an Kicks..

Für den Frankfurter Fedor Duric sollte es das Debüt bei Oktagon werden, der 20-Jährige gilt als größtes MMA-Talent Deutschlands im Leichtgewicht. Nach dem Ausfall von Elias Jakobi bekam er mit Jan Stanovský einen neuen Gegner. Und Duric bewies gleich, dass es keine Rolle spielt, wer ihm gegenübersteht. Zu Beginn der ersten Runde zeigte er sein ganzes Repertoire an gefährlichen Kicks: Linker Highkick, Frontkick, Spinning Kick, Spinning Heel Kick zum Kopf. Stanovský hatte zwar die Deckung oben, wirkungslos waren die Treffer aber nicht. Mit einem Fußfeger beförderte Duric seinen Gegner gegen Ende der ersten fünf Minuten zu Boden und sicherte sich die Runde nach Punkten.

Stanovský änderte seine Taktik in Runde zwei und brachte früh einen Takedown durch, konnte seine Position am Boden aber nicht behaupten, sodass der Frankfurter schnell oben auf war. Souverän arbeitete Duric mit seinem Gewicht und landete Ellbogen und Schläge - sein tschechischer Gegner bewies allerdings eine gute Deckung und Defensive am Boden. Auch in Runde drei war Duric einfach der bessere Mann. Er setzt schnell einen Takedown an und rang den Tschechen zu Boden. Hier arbeitete er stetig mit Schlägen, Stanovský kam nicht mehr zur Geltung. Nach drei Runden stand der klare Sieger fest. Duric baute seine makellose Bilanz auf 7-0 aus.

Bartl packt wilde Triangle-Submission aus

Bartl zwingt Brajshori zum Abklopfen.

Bartl zwingt Brajshori zum Abklopfen.

(Foto: Oktagon MMA)

Für Endrit Brajshori war es in München ein "kleines Heimspiel". Der Rosenheimer mit kosovarischen Wurzeln hatte auch hörbare Unterstützung in der Arena, sein Gegner Marek Bartl mit 25 Profikämpfen den Erfahrungsvorteil, allerdings auch eine negative Bilanz. Die beiden Weltergewichtler tasteten sich in den ersten Sekunden noch ab, landeten beidseitig Treffer mit dem Jab. Dann stürmte der Tscheche vor, packte Brajshori und packte im Clinch einen heftigen Doppel-Ellbogen aus, der den Rosenheimer ordentlich durchrüttelte. Bartl verlagerte den Kampf schnell auf den Boden und versuchte mit Aufgabegriffen sein Glück. Ein Fehler Brajshoris, der bereits aus der Umklammerung herausgekommen war, ermöglichte Bartl dann eine kuriose Submission. Per Reverse-Triangle zwang er Brajshori zur Aufgabe.

Zweimal war der Kampf zwischen Gökhan Aksu und Jan Malach bereits angesetzt. Beim dritten Mal hat es nun geklappt. Malach hatte nach dem Einwiegen eine kleine Konfettikanone gezündet, um seine Freude zu zelebrieren. Im Kampf hatte er aber wenig Grund zum Jubeln. Aksu war deutlich schneller, was das Striking angeht, und landete gute Eins-Zwei-Kombinationen. Der Tscheche war eigentlich ständig im Rückwärtsgang. Erst mit einem Takedown konnte er den Österreicher bremsen. Am Boden zeigte Aksu dann aber, warum er in allen Bereichen gefährlich ist. Erst hebelte er Malach aus, dann bearbeitete er seinen Gegner mit Schlägen und setzte einen Rear-Naked-Choke an. Malach klopfte schnell ab. Der Kampf war entschieden.

Auf einen Kampf müssen die Fans in München allerdings verzichten - und zwar ausgerechnet auf den Hauptkampf. Nach Ungereimtheiten mit dem Veranstalter hat Hatef Moeil angekündigt, nicht kämpfen zu wollen. Oktagon hatte den Champion nach einem Eklat während der Pressekonferenz bestrafen und die Gage kürzen wollen - da wollte Moeil nicht mitmachen. Der Kampf um den Titel im Schwergewicht gegen Lazar Todev wurde abgesagt.

Jaime Cordero aus Bremen bekam es mit Ion Taburceanu zu tun. Dem Sieger des Kampfes winkte ein Platz im Millionen-Turnier im kommenden Jahr im Mittelgewicht - ein Turnier, das der Deutsche bereits ins Auge gefasst hatte. Der 32-Jährige konnte auch schnell für klare Verhältnisse sorgen. Nach einer Minute, in der beide Legkicks und Jabs austauschten, landeten die Fighter im Clinch. Taburceanu warf Cordero zwar zu Boden, doch dieser setzte blitzschnell einen Kimura-Armhebel an. Nach einigen Sekunden klopfte der Rumäne mit schmerzverzerrtem Gesicht ab.

Deiga-Scheck läuft mit Krücke ein

Für Lokalmatador Michael Deiga-Scheck hätte es in München der letzte Kampf der Karriere werden sollen, seine Niederlage in Frankfurt gegen Deniz Ilbay hat den Veteranen aber nicht zur Ruhe kommen lassen. "Erst in München gewinnen, dann nochmal Ilbay", sagte der Deutsch-Brasilianer vor dem Duell mit Jakub Dohnal. Mit Krücke lief der 38-Jährige zum Ring - bereits in Frankfurt hatte er trotz Knieverletzung gekämpft. Deiga-Scheck legte in der ersten Runde den Vorwärtsgang ein, landete Frontkicks zum Körper, kassierte aber die schnellen Konterschläge des Tschechen. Dohnal setzte dann zu einem fulminanten Takedown an und versuchte eine Würgegriff anzubringen. Der Münchner wandte sich jedoch geschickt heraus und verbesserte seine Position. Die Runde ging nach Punkten aber knapp an Dohnal.

In Runde zwei wirkte der Tscheche aber sichtlich ausgepowert, schüttelte immer wieder seine Arme aus. Die heruntergelassene Deckung nutzte Deiga-Scheck für ein paar saubere Treffer mit der rechten Geraden. Nach einigen Minuten machte sich aber die Knieverletzung des 38-Jährigen bemerkbar. Leicht humpelnd trieb er Dohnal vor sich her, musste aber immer wieder Treffer kassieren. So ging auch die zweite Runde an den sechs Jahre jüngeren Tschechen. So musste Deiga-Scheck in der finalen Runde alles auf eine Karte setzen. Das eröffnete für Dohnal erneut die Chance zum Takedown. Er kletterte auf den Rücken des Münchners und zwang ihn mit einem Rear-Naked-Choke zur Aufgabe. Den Kampf hat Deiga-Scheck zwar verloren, die Herzen der Fans, die ihn feierten, aber gewonnen.

Der "Gladiator" schlägt zu

Vespaziani war am Boden und im Stand eine Macht...

Vespaziani war am Boden und im Stand eine Macht...

Ein deutsch-deutsches Duell stand im Schwergewicht an: Patrick Vespaziani aus Frankfurt traf auf Sebastian Herzberg aus Hannover. Mit einer Gladiatorenmaske marschierte Vespaziani in die Halle und auch in Runde eins auch nach vorne. Herzberg konnte den ersten Kickversuchen noch gekonnt ausweichen, der Mann aus Hannover, der unter dem Spitznamen "Mettbrötchen" in die Arena einlief, entschied sich aber dann, im Clinch sein Glück zu suchen. Ein Fehler, wie sich herausstellte. Der Pfälzer Vespaziani setzte zu heftigen Kniestößen zum Körper an, die Wirkung hinterließen. Herzberg brachte aber dennoch einen Takedown durch. Am Boden wusste sich der Fighter aus dem MMA Spirit in Frankfurt aber zu wehren. Er schnappte sich den Fuß des Hannoveraners und setzte zum Heel Hook an. Herzberg drehte sich immer wieder clever, letztlich ermöglichte er dadurch seinem Gegner, aufzustehen.

Die zweite Runde schaltete Vespaziani dann noch einen Gang höher und suchte seinerseits den Clinch. Erneut landeten kraftvolle Kniestöße zum Körper Herzbergs, der wenig später zusammensackte. Vespaziani setzte nach, Herzberg hielt nur noch die Hände schützend vor den Kopf. Der Ringrichter ging dazwischen und erklärte Vespaziani zum Sieger durch technischen Knockout.

Holzer albert vorm Kampf und liefert im Cage ab

Holzer siegt gegen Black-Dell.

Holzer siegt gegen Black-Dell.

Publikumsliebling Max Holzer lief für seinen Kampf gegen Eugen Black-Dell mit Sombrero, Totenmaske und zur Musik von Deniz Ilbay ein - eine kleine Spitze in Richtung des Kölners, mit dem er im Clinch liegt und gegen den er gern kämpfen würde. Zuerst musste er aber am Rheinland-Pfälzer Black-Dell vorbei. Und der Underdog landete gleich einen krachen Jab - eine Art Wachmacher für den Hannoveraner. Beide Federgewichtler tänzelten zunächst und im Striking war Black-Dell auch immer wieder gefährlich. Holzer entschied sich früh für einen Takedown. Am Boden dominierte Holzer den Kampf, landete Treffer, versuchte Submissions. Black-Dell wehrte und schützte sich gut, konnte aber nie seine Position verbessern.

In Runde zwei und drei das gleiche Bild: Zunächst drückte der Underdog aufs Tempo, Holzer fing sich einige Treffer ein und presste seinen Gegner an den Käfig. Von hier ging es auf den Boden. Der 22-Jährige aus Hannover dominierte, Black-Dell gab ihm aber wenig Lücken für wirklich entscheidende Treffer oder Aufgabegriffe. Holzer fuhr entsprechend nach Punkten seinen zehnten Sieg im zehnten Profi-Kampf ein. Im Interview nach seinem Kampf forderte Holzer wiederholt den Kampf gegen Ilbay - eine Paarung, die wir im kommenden Jahr bei einem der zahlreichen Deutschland-Events sehen dürften.

Poppeck am Boden stark - bis der Kniestoß kam.

Poppeck am Boden stark - bis der Kniestoß kam.

Alexander Poppeck startete im Co-Main-Event gegen Mateusz Strzelczyk druckvoll, drängte den Polen an den Käfigzaun und bearbeitete ihn mit Schlägen zum Körper. Stetig zog er Strzelczyk weiter Richtung Boden. Auch dort versuchte er seinem Gegner keine Luft zu lassen. Dann unterlief dem Dachauer allerdings ein fataler Fehler: Poppeck setzte zu einem Kniestoß Richtung Kopf an und traf voll. Da der Pole mit beiden Beinen und einer Hand am Boden war, war dies eine illegale Aktion. Der Ringrichter griff ein, stoppte den Kampf und rief den Ringarzt. Nach mehreren Minuten war Strzelczyk noch wackelig auf den Beinen, konnte mit den Augen dem Finger des Mediziners nur schwer folgen. Es ging nicht weiter. Der Kampf wurde ohne Wertung beendet.

Durch die Absage von Moeil vs. Todev wurde der Titelkampf im Weltergewicht zwischen Kaik Brito und Ion Surdu zum Main Event in München. Der Brasilianer, der bereits Champion bei Oktagon war, zeigte gegen den Rumänen mit dem Spitznamen Dracula früh seine Klasse. Viele Finten und kreative Attacken beschäftigten Surdu, ehe sich Brito in einen Griff von ihm drehte. Nachdem sich der Ex-Champ aus der Umklammerung gelöst hatte, verpasste Surdu ihm einen Ellbogen und setzte wie aus dem Nichts sofort zum Highkick an, der voll traf. Brito ging sofort K.o. Ion Surdu ist neuer Champion im Weltergewicht, und forderte im Interview danach Christian Eckerlin heraus.

Quelle: ntv.de

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