Kritiker zurechtgestutztRückendeckung für Rohwein
Mit einem Machtwort hat DSV-Sportdirektor Pfüller die Diskussion um Bundestrainer Rohwein zunächst beendet und die Kritiker aus den eigenen Reihen zurechtgestutzt.
Mit einem Machtwort hat DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller vor dem Auftaktspringen der Vierschanzentournee die Diskussion um Bundestrainer Peter Rohwein zunächst beendet und die Kritiker aus den eigenen Reihen zurechtgestutzt. "Peter Rohwein hat über die Vierschanzentournee hinaus das Vertrauen des Verbandes. Er steht nicht auf der Abschussliste. Wenn wir ihn hätten entlassen wollen, hätte ich schon gehandelt", sagte Pfüller. Nur wenn die Stimmungslage im geschlossen hinter Rohwein stehenden Team kippen sollte, müsse neu nachgedacht werden.
In einem Rundumschlag wies Pfüller die heftige Kritik des Oberhofer Stützpunkttrainers Heinz Kuttin an Rohwein zurück und watschte auch den im Deutschen Skiverband (DSV) für die Stützpunkte zuständigen Rudi Tusch ab. "Wir können nicht davon reden, dass an den Stützpunkten gute Arbeit gemacht wird. Das kann man an den Ergebnissen messen. Wir haben ein gewisses Potenzial. Was daraus gemacht wurde, ist zu wenig. Die zweite Reihe bringt momentan nicht das, was wir erwarten. Daran ist nicht Rohwein Schuld", kritisierte Pfüller den Technischen Leiter Skisprung und die Heimtrainer.
Nach einem Gespräch mit Rohwein und den Stützpunktleitern kündigte Pfüller einen Krisen-Gipfel nach der Vierschanzentournee an. "Wir wollen uns über mehrere Stunden über die Probleme und mit den Arbeitsweisen auseinandersetzen", sagte Pfüller. Er wolle sich in den kommenden Wochen verstärkt um den Skisprung kümmern, "denn die Disziplin ist eine Hauptader im DSV".
Vor der Qualifikation zum Tournee-Auftaktspringen in Oberstdorf war der Trainerstreit eskaliert, nachdem Kuttin via "Bild-Zeitung" verkündet hatte: "Mit Peter Rohwein ist eine Zusammenarbeit nicht möglich. Im Sommer haben wir Stützpunkttrainer viele Weltcup-Athleten nach vorne gebracht - doch bei der ersten schlechten Leistung schreit Rohwein in der Öffentlichkeit herum, dass sich niemand weiterentwickelt. Das ist eine Charakterfrage." Pfüller zeigte für die öffentliche Attacke kein Verständnis. "Das hat mich sehr geärgert. Es ist notwendig, dass in das engere Trainer-Team eine Einheit reingebracht wird", sagte der Sportdirektor.
Kuttin beklagte zudem, dass Rohwein ihn ignoriere. "Er sagt immer, dass es keine deutschen Talente gibt - aber dann nimmt er den besten deutschen Nachwuchsspringer (Andreas Wank) nicht in die Weltcup- Mannschaft auf. Meine Meinung wird nicht akzeptiert", sagte der Österreicher. Man habe viel Arbeit investiert und müsse nur Kritik einstecken.
Rohwein wies dies entschieden zurück. "Wenn du im Weltcup bestehen willst, musst du im Continental-Cup wenigstens unter die ersten Zehn springen. Momentan ist von den jungen Springern keiner dazu in der Lage. Es ist Blödsinn, mit denen in der Welt herum zu reisen, nur damit sie einen Weltcup-Start haben und dann schaffen sie die Qualifikation nicht", erklärte der Coach.
In der Qualifikation für den Tournee-Auftakt wurde Rohwein darin bestätigt. Wank scheiterte als 59. kläglich. "Die Antwort hätte er mit Leistung geben können, die Kuttin provoziert hat", sagte Skisprung-Legende Jens Weißflog. Rohwein selbst wollte in der Öffentlichkeit keine schmutzige Wäsche waschen. "Wir werden die Dinge intern klären", sagte der Allgäuer.
Dafür sprach Pfüller Klartext. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass zwischen den Trainern private und emotionale Dinge im Vordergrund stehen und eine fachliche und sachliche Zusammenarbeit nicht möglich ist", erklärte der Sportdirektor und forderte alle Beteiligten zu einer vernünftigen Kommunikation auf. "Persönliche Dinge müssen zurückgesetzt werden. Wir müssen die Kräfte jetzt bündeln. Wenn uns das gelingt, ist mir um die Entwicklung des Skisprungs nicht bange."