Demontage eines Denkmals Schalke nach Assauer
18.05.2006, 13:54 Uhr"Alkoholprobleme", gebrochene Absprachen und schlechter Stil: Einen Tag nach seinem erzwungenen Rücktritt als Manager geht die Demontage des Denkmals Rudi Assauer beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 unvermindert weiter. Vor allem Aufsichtsrat-Chef Clemens Tönnies, dessen Gremium sich am Dienstag einstimmig gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Assauer ausgesprochen hatte, rechnete erbarmungslos mit der Galionsfigur der Königsblauen ab.
"Es haben sich einige Dinge summiert. Rudi Assauer hat mehrmals Vereinbarungen gebrochen, die wir vorher mit ihm getroffen hatten. Das ist kein Umgang. Dazu kamen die Alkoholprobleme. Das sind die Gründe, die den Aufsichtsrat an einer weiteren fruchtbaren Zusammenarbeit zweifeln ließen", sagte Tönnies der "Recklinghäuser Zeitung": "Der Verein leidet darunter. Wir brauchen eine top-professionelle Führung."
Im "kicker" fügte der 49 Jahre alte Fleischfabrikant aus Rheda-Wiedenbrück hinzu, dass Assauer "alle Brücken ausgeschlagen" habe, die man ihm gebaut hätte. Auch vom Vorstand habe es Signale gegeben, die auf "Zweifel an der Zusammenarbeit hindeuteten".
Rumpfmannschaft
Der Vorstand der Königsblauen umfasst nach dem Rücktritt Assauers nur noch vier Personen: Präsident Gerd Rehberg, Teammanager Andreas Müller, Geschäftsführer Peter Peters und Finanzchef Josef Schnusenberg. Der 70 Jahre alte Rehberg erklärte sich bereit, sein Amt weiter auszuüben, bis der Klub eine neue Lösung gefunden hat.
Ursprünglich sollte der 62-jährige Assauer am 1. August dieses Jahres die Nachfolge Rehbergs antreten. Mit dem Rücktritt Assauers war diese Lösung dann aber hinfällig geworden. Offenbar war der Manager selbst auf dem mit wenigen Kompetenzen ausgestatteten Präsidenten-Posten untragbar geworden.
Nette Worte, gestern
Noch in der offiziellen Schalker Verlautbarung war Assauer, der vor kurzem für den finanziell angeschlagenen Klub noch mit einem Privatkredit in Höhe von einer halben Million Euro in die Bresche gesprungen war, mit allen Weihen verabschiedet worden ("Galionsfigur", "Gesicht unseres Vereins"). Tönnies hatte sich mit den Worten zitieren lassen: "Ich sage aus ehrlicher Verbundenheit und Freundschaft zu Rudi, dass mir diese Entwicklung unendlich Leid tut. Denn wir waren als Team sehr erfolgreich." Kurze Zeit später war die Schonzeit schon beendet.
Doch nicht nur Tönnies, sondern der komplette Aufsichtsrat hatte am späten Dienstagabend in einer gut vierstündigen Sitzung in Tönnies' Privathaus "Assi" die Gefolgschaft verweigert. Dazu gehörte auch Weltmeister Olaf Thon. "Die Angelegenheit tut unheimlich weh. Es war ein langer Prozess, wir mussten leider so handeln", sagte Thon, einer von Assauers Ziehsöhnen, der "Bild"-Zeitung. Teammanager Müller bestätigte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, dass Assauer mit seinem Rücktritt offenbar nur einer Entlassung zuvorkam: "In dieser Woche hat Rudi gespürt, dass eine Entscheidung gegen ihn nur aufgehoben wäre."
Rest-Verbundenheit
Lediglich Schnusenberg spürt offenbar noch eine gewisse Loyalität gegenüber Assauer: "Alles geht seinen gewohnten Gang. Wir stellen nicht die Arbeit ein, nur weil einer nicht mehr dabei ist," sagte er der dpa. Gleichwohl habe ihn der Rückzug seines langjährigen Weggefährten persönlich tief getroffen. "Es gibt nur Verlierer, keine Gewinner. Ich habe mit Rudi zwölf Jahre lang eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Deswegen ist es für mich äußerst schmerzlich."
Zwar bedauert Schnusenberg die Entwicklungen der vergangenen Wochen, Assauers spontanen Entschluss kann er aber nachvollziehen. "Ich hätte mich auch nicht vor ein Tribunal schleppen lassen."
Wie ist die Finanzlage
Geschäftsführer Peters deutete unterdessen an, dass nicht die Personalie Assauer momentan das größte Schalker Problem sei. Man müsse den völlig falschen und schädlichen Eindruck aus der Welt schaffen, der durch die Focus-Geschichte über die Finanzlage des Klubs entstanden sei.
Das Nachrichtenmagazin hatte über alarmierende wirtschaftliche Zustände beim Revierklub geschrieben und Vereinsinterna genannt. Assauer war als "Maulwurf" unter Verdacht geraten. Tönnies hob aber hervor, dass "die gesamte Angelegenheit nichts mit den Medienveröffentlichungen der letzten Tage zu tun hatte".
Assauer, der während seiner ersten Amtszeit (1981 bis 1986) auf Schalke den Satz gesagt hatte, "Entweder schaffe ich Schalke, oder Schalke schafft mich", ist nach Klub-Angaben auch in Zukunft in seiner Loge in der Veltins-Arena herzlich willkommen.
Quelle: ntv.de