Pokalsieger zieht sich zurück Tischtennis-Streit endet mit großem Knall
23.02.2023, 16:31 Uhr
Dimitrij Ovtcharov steht beim TTC Neu-Ulm unter Vertrag - und wird künftig wohl nicht mehr in der Bundesliga spielen.
(Foto: Joaquim Ferreira/dpa)
Der TTC Neu-Ulm wird künftig nicht mehr in der Tischtennis-Bundesliga antreten. Diese Konsequenz zieht der Spitzenklub aus einem eskalierten Streit mit der Liga bekannt. Damit verliert die Bundesliga auch einen ihrer größten Stars.
Der TTC Neu-Ulm zieht sich nach nur vier Jahren aus der Tischtennis-Bundesliga zurück und will sich mit Stars wie Dimitrij Ovtcharov künftig allein auf die Champions League konzentrieren. Das gab der Klub in einer Pressemitteilung und in einem Schreiben an den Ligaverband TTBL bekannt. Die Neu-Ulmer stellten kurz dem Ablauf der Frist keinen Antrag für eine Bundesliga-Lizenz in der nächsten Saison und schrieben in ihrer Mitteilung: "Dass der Abschied gerade jetzt nach dem so grandios gewonnenen Final Four im Pokal vor toller heimischer Kulisse erfolgen muss, das ist bitter und tut allen Beteiligten richtig weh!" Stattdessen bitte man um die Einstufung als "freiwilliger Absteiger".
Hintergrund dieses Rückzugs ist ein Streit mit der TTBL um die beiden Neu-Ulmer Stars Truls Moregardh aus Schweden und der Taiwanese Lin Yun-ju. Beide spielten im Januar auch für einen jeweils anderen Klub im Ausland und wurden deshalb von der Liga zu einer Geldstrafe und einer Sperre von zehn Spielen verurteilt. Diese Sperre gilt jedoch erst in der kommenden Saison. Beide Spieler hatten das Pokalfinale abgewartet, damit aber die Frist für einen Wechsel zur Rückrunde versäumt. Der TTC räumt den Verstoß ein, Streitfrage ist der Zeitraum der Sperre.
TTBL-Chef Stehle hat dafür wenig bis gar kein Verständnis. "Wir bedauern den Rückzug, aber der TTC hat vorsätzlich gegen die Regularien verstoßen. Es geht dem Verein anscheinend gar nicht um die Bundesliga, sondern lediglich um den Pokal und die Champions League", sagte er. "Sie führen den Verzicht auf einen Lizenzantrag auf die ausgesprochenen Strafen zurück, da werden wir als Hüter der Regularien gar nicht respektiert."
Ovtcharov drohte schon
Der Pokalsieger und Champions-League-Halbfinalist Neu-Ulm hatte Protest vor einem Schiedsgericht eingelegt, rechnet mit einem Urteil aber erst in sechs bis acht Wochen. "Die beiden Spieler können und wollen aber nicht zwei oder drei Monate warten bis zu einer Entscheidung des Schiedsgerichtes, ob sie weiterhin spielen dürfen", heißt es in der Mitteilung des Pokalsiegers. In der Champions League gilt die Sperre jedoch nicht. Dort setzen die Ulmer als Klub auch wie schon in den beiden vergangenen Jahren auf eine Wildcard des europäischen Verbands ETTU.
Der Olympia-Dritte Dimitrij Ovtcharov, Spitzenspieler des TTC Neu-Ulm, hatte zuvor schon mit einem Abschied aus der Bundesliga gedroht. "Leider ist es mehr als fraglich, ob ich in der TTBL weitermachen kann, da meine Teamkollegen Truls (Möregardh, Anm. d. Red) und (Lin, Anm. d. Red) Yun-Ju von der Liga suspendiert und finanziell bestraft wurden", schrieb Ovtcharov am Montagabend auf Instagram.
Wenige Stunden zuvor hatte der 34-Jährige in einem Posting zudem die Liga scharf angegriffen, diese Kritik löschte Ovtcharov jedoch später wieder. Der Ausnahmespieler hatte die Doppelrolle von Andreas Preuß bemängelt, der Manager ist für Neu-Ulms Ligakonkurrenten Borussia Düsseldorf und ebenfalls als Aufsichtsratschef der TTBL tätig. Neu-Ulm und Düsseldorf sind in der TTBL und auf internationaler Ebene scharfe Konkurrenten: Erst am Sonntag waren die Rheinländer um Rekordeuropameister Timo Boll gegen die Neu-Ulmer ins Champions-League-Finale eingezogen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa/sid