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"BMF" und "König von Europa" Unfassbare Nicht-Titelkämpfe stehlen bei UFC 300 die Show

Justin Gaethje taucht ab - genau in einen Spinning Kick von Max Holloway.

Justin Gaethje taucht ab - genau in einen Spinning Kick von Max Holloway.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Wer wird der "König von Europa" und wer der "härteste Hund" im Mixed-Martial-Arts-Zirkus der UFC? Bei der 300. PPV-Veranstaltung sorgen ausgerechnet die inoffiziellen Titelkämpfe für die ganz großen Highlights. Die Duelle um die beiden Kronen im Halbschwer- und Strohgewicht gehen dabei fast unter.

Jubiläum, Spektakel und krachenden Knockouts: Die Jubiläumsveranstaltung UFC 300 hält, was sie verspricht. Unter anderem zwei Titelkämpfe standen in der T-Mobile Arena in Las Vegas auf dem Programm. Die Zuschauer von ihren Sitzen rissen aber zwei andere Fights, in denen es eher um das Prestige ging.

Den Hauptkampf des Abends bestritten die beiden Halbschwergewichte Alex Pereira und Jamahal Hill. Der brasilianische Titelträger hatte in Hill den Ex-Champion vor den Fäusten, der seinen Championsgürtel aufgrund eines Achillessehnenrisses vor rund einem Jahr abgeben musste. Entsprechend attackierte Pereira das Bein des US-Amerikaners. Hill konterte mit Legkicks.

Einer der besagten Legkicks setzte Hill dann etwas zu hoch an, streifte den Tiefschutz des Champions. Der wiegelte gleich ab, es könne weitergehen. Und dann setzt er einen linken Haken an, genau auf die Wange Hills, der zu Boden ging. Die Folgeschläge konnte der Herausforderer nicht mehr abwehren, sodass der Referee einschritt und Pereira zum Sieger durch technischen Knockout erklärte.

"Ich werde den Gürtel weiter verteidigen, würde aber gerne in Brasilien kämpfen", sagte der Champion. Dafür wolle er am 5. Mai in Rio de Janeiro im Schwergewicht antreten. Vom Gewicht her ist dieser Schritt durchaus möglich, für seine Kämpfe im Halbschwergewicht hungert und schwitz Pereira - wie alle anderen Fighter auch - bis zum Tag der Waage mehrere Kilos in einem langwierigen und kräftezehrenden Prozess herunter. Das würde bei einem Schwergewichtskampf für den Brasilianer wegfallen und ein schnelles Comeback möglich machen.

Zhang trotz Knockdowns nicht zu stürzen

Der Titel im Frauen-Strohgewicht sollte in jedem Fall in Fernost bleiben. Die beiden Chinesinnen Zhang Weili (c) und Yan Xiaonan machten den Gürtel schließlich unter sich aus. Herausforderin Yan hatte in Runde eins gute Momente. Mit einem Takedown und einem Knockdown-Schlag setzte sie der Championess zu. Zhang wiederum hatte gegen Rundenende einen Takedown verbuchen können, der sogar in einem tiefen Würgegriff endete. Die Sekunden tickten herunter und Yan rettete sich sichtlich benommen in die zweite Runde. Hier setzte Zhang erneut zum Takedown an und dominierte ihre Gegnerin die kompletten fünf Minuten.

In der dritten Runde setzte Yan wieder auf ihren Distanzvorteil. Erst verpasste sie ihrer Landsfrau einen deftigen linken Haken, Sekunden später schickte sie Zhang mit einer krachenden rechten Geraden zu Boden - setzte aber nicht nach und ließ die Championess wieder aufstehen. Runde vier war wieder geprägt von einer Herausforderin, die bessere Treffer landete und Zhang, die auf dem Boden die Kontrolle suchte. Das gleiche Bild zeigte sich in der finalen Runde - die ebenfalls an Zhang ging. Am Ende stand ein Punktsieg, der allerdings viele Schwächen bei der Titelträgerin offenbarte.

BMF-Titelkampf wird zum Spektakel

Ein echtes Spektakel sollte der Titelkampf werden, der eigentlich keiner ist. Der Gürtel des "Baddest Motherfucker" (BMF) - frei übersetzt der härteste Hund im MMA -ist aus der Idee entstanden, den Fighter mit den eindrucksvollsten K.-o.-Siegen zu würdigen. Es gibt kein Ranking wie in den anderen Gewichtsklassen und bislang wurde er auch nur zweimal ausgekämpft. Mit Justin Gaethje wurde der BMF-Titel zuletzt zumindest von einem der spektakulärsten Fighter der UFC gehalten. Keiner hat mehr Boni kassiert für seine vorzeitigen Siege. Herausforderer ist Max Holloway. Er hält den Rekord für die meisten signifikanten Treffer in der Organisation - keiner teilt mehr aus.

Präzisionsarbeit von Holloway (r.)

Präzisionsarbeit von Holloway (r.)

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Angesichts der fünf angesetzten Runden dosierten beide Leichtgewicht-Fighter ihre Kräfte, setzten auf Nadelstiche in Runde eins. Vor allem Holloway hatte sehr gute und vor allem schnelle Kombinationen, die Geathje zusetzten. Dieser wiederum hinterließ mit Legkicks Wirkung bei seinem amerikanischen Landsmann. Gegen Rundenende kassierte Gaethje allerdings einen heftigen Drehkick, der bei ihm eine gebrochene Nase hinterließ.

Der in Hawaii lebende Holloway legte in Runde zwei nach und fand mehr zu seinem Rhythmus, lediglich unterbrochen durch zwei unfreiwillige Pausen. Dabei landeten die Finger Holloways unerlaubter aber unbeabsichtigter Weise zweimal im Auge Gaethjes. Der BMF-Titelträger verließ sich zu sehr auf wilde Schwinger und die besagten Legkicks, Holloway hatte ein breiteres Repertoire an Kicks und Körpertreffern. Einfach effizienter zeigte sich der ehemalige Federgewicht-Champion auch in Runde drei. Doppelt so viele Treffer gingen auf das Konto des Hawaiianers. In der vierten Runde musste Gaethje kommen, nach Tritten zum bereits heftig geschwollenen Bein seines Gegners ließ er nun weitere Schläge folgen, die Holloway kräftig durchschüttelten. Dieser wiederum zielte immer wieder auf die gebrochene Nase. Jeder Treffer ließ Gaethje vor Schmerz kurz zusammenzucken.

Die Materialschlacht der beiden Leichtgewichte hielt dann bis 10 Sekunden vor dem Ende. Holloway forderte Gaethje in der Mitte des Rings zum wilden Schlagabtausch auf - und beide Fighter feuerten aus vollen Rohren. Einer der wilden Schwinger traf dann letztlich das Kinn des BMF-Champions, der in der letzten Sekunde zu Boden ging - Knockout-Sieg für Holloway, der sich den Nicht-Titel schnappt. "Applaus für Gaethje, er ist ein echter BMF", sagte Holloway nach dem Kampf. Er wolle nun um einen Titel kämpfen, egal ob gegen Ilia Topuria in seiner angestammten Gewichtsklasse oder gegen Islam Makhachev im Leichtgewicht.

Tsarukyan bringt sich in Stellung

Seltener Anblick: Tsarukyan und Oliveira tauschten nur wenige Kicks und Schläge aus.

Seltener Anblick: Tsarukyan und Oliveira tauschten nur wenige Kicks und Schläge aus.

(Foto: USA TODAY Sports via Reuters Con)

Ex-Champ gegen aufstrebendes Talent. Mit dem Brasilianer Charles Oliveira traf der UFC-Fighter mit den meisten vorzeitigen Siegen auf den ringerisch begabten Arman Tsarukyan. Die beiden Leichtgewichte legten in der ersten Runde offensiv los. Beide Fighter setzten zu Rundenbeginn zu einem Legkick an, der des Brasilianers fegte den Armenier von den Füßen. Oliveira fing Tsarukyan sofort ab, setzte einen Würger an und brachte seinen Gegner fast zur Aufgabe. Der Armenier konnte sich aber noch irgendwie befreien. Aber Boden ging es weiter und beide Fighter konnte kleinere Treffer landen.

Runde zwei hatte Tsarukyan die Oberhand, brachte Oliveira zu Boden und setzte dem Brasilianer mit Ellbogenstößen zu. Beim 34-jährigen Ex-Champion öffneten sich kleinere Cuts am Kopf. Runde drei machte Tsarukyan weiter Druck, brachte seinen Gegner zu Boden. Er landete erneut starke Treffer, gegen Rundenende fand sich der Armenier aber erneut in einem gefährlichen Aufgabengriff des Brasilianers wieder. Die Uhr rettete schließlich den 27-Jährigen, der den Kampf durch Split Decision für sich entscheiden konnte.

Procházka erobert Europas Krone

Der "König von Europa" sollte zwischen dem Tschechen Jiří Procházka und dem Österreicher Aleksandar Rakić ausgefochten werden. Die beiden Halbschwergewichte hätten unterschiedlicher nicht sein können. Procházka wollte im Käfig Chaos verbreiten, Rakić steht eher für Kontrolle. Die erste Runde startete vor allem der Österreicher stark. Mit Legkicks malträtierte er die Beine seines Gegners, der dadurch immer wieder die Auslage wechseln musste. Zudem landete Rakić auch über ein besseres Distanzgefühl die besseren Treffer. Procházka übte zwar Druck aus, lief aber immer wieder in Konterhände seines Gegners.

In Runde zwei hielt der Tscheche den Druck hoch, aber auch Rakić hatte gute Aktionen. Es entwickelte sich ein echtes Feuerwerk an Schlagkombinationen, die den Kampf auf beiden Seiten hätten beenden können. Als dann eine rechte Gerade des Tschechen das Ohr des Österreichers traf, geriet dieser ins Wanken und drehte sich weg. Procházka setzte umgehend nach, feuerte Schläge in die Deckung. Als Rakić an den Käfig gedrückt wurde, brachte Ex-Champion Procházka ein Knie zum Kopf durch. Der Österreicher ging zu Boden und kassierte weitere Schläge, ehe der Ringrichter einschritt. Mit dem Sieg platzierte sich der Tscheche als Anwärter auf einen Titelkampf. "Ich habe den perfekten Sturm versprochen", sagte Procházka. "Schaut meine Augen", verwies er auf seine erlittenen Blessuren. "Es war kein perfekter Sturm - aber ein Sturm", so der Tscheche.

UFC 300

Main Card:

Halbschwergewicht: Alex Pereira (c) besiegt Jamahal Hill durch TKO in Runde 1.

Frauen Strohgewicht: Zhang Weili (c) besiegt Yan Xiaonan nach Punkten.

Leichtgewicht: Max Holloway besiegt Justin Gaethje (c) durch Knockout in Runde 5.

Leichtgewicht: Arman Tsarukyan besiegt Charles Oliveira durch Punktentscheidn (Split Decision).

Mittelgewicht: Bo Nickal besiegt Cody Brundage durch Submission in Runde 2.

Prelims:

Halbschwergewicht: Jiří Procházka besiegt Aleksandar Rakić durch TKO in Runde 2.

Federgewicht: Aljamain Sterling besiegt Calvin Kattar nach Punkten.

Frauen Bantamgewicht: Kayla Harrison besiegt Holly Holm durch Submission in Runde 2.

Federgewicht: Diego Lopes besiegt Sodiq Yussuf durch TKO in Runde 1.

Leichtgewicht: Renato Moicano besiegt Jalin Turner durch TKO in Runde 2.

Frauen Strohgewicht: Jessica Andrade besiegt Marina Rodriguez nach Split Decision.

Leichtgewicht: Bobby Green besiegt Jim Miller nach Punkten.

Bantamgewicht: Deiveson Figueiredo besiegt Cody Garbrandt durch Submission in Runde 2.

Quelle: ntv.de

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