Handball-Schiedsrichter klagen an Wieder ein Bestechungsversuch
19.03.2009, 17:00 UhrNach einem Bericht des NDR hat ein deutscher Schiedsrichter erneut einen Bestechungsversuch geschildert und die Europäische Handball-Föderation (EHF) schwer belastet. Demnach sagte Referee Jürgen Rieber, dass am Vorabend eines Champions-League-Spiels der Damen seinem Kollegen auf der Toilette ein Zettel gereicht worden sei, auf dem gestanden habe: "Wir müssen dieses Spiel gewinnen."
Zunächst sei von 10.000 Dollar Bestechungssumme die Rede gewesen, später von 20.000. "Wir haben natürlich beide brüsk abgelehnt", sagte Rieber dem Sender. Bei der Partie im Januar 2006 standen sich laut NDR der russische Club Lada Togliatti und der dänische Verein Slagelse DT gegenüber.
Überraschung: "Massives Korruptionsproblem"
Der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), Frank Bohmann, bestätigte den Vorfall. "Es scheint ein massives Korruptionsproblem zu geben. Das schlägt in die Kerbe, von der Lemme und Ullrich berichtet haben." Die Magdeburger Referees Frank Lemme und Bernd Ullrich hatten von mehreren ähnlichen Fällen berichtet, nachdem ein Bestechungsversuch bei einem Europacup-Spiel unter ihrer Leitung publik geworden war. Beide bestreiten, Geld angenommen und eine Partie manipuliert zu haben.
Ihr Kollege Rieber wird seit Jahren mit Holger Fleisch eingesetzt. Laut Rieber haben die beiden deutschen Referees nach Rücksprache mit dem Schiedsrichterwart des Deutschen Handballbundes (DHB), Peter Rauchfuß, den Bestechungsversuch noch vor dem Spiel beim anwesenden EHF-Delegierten angezeigt. Später hätten sie einen ausführlichen schriftlichen Bericht an den Dachverband gesandt. Eine Reaktion der EHF sei ausgeblieben. "Wir haben das auch bei der EHF angemahnt: Warum hat sich keiner darum gekümmert?", sagte Bohmann.
Keiner hat sich drum gekümmert
Fleisch und er hätten "inoffiziell eine Quittung bekommen, dass wir ungefähr ein halbes Jahr international nicht mehr angesetzt wurden", sagte Rieber. "Die Sache kam uns sehr, sehr komisch vor. Aber wir haben dann den Vorfall auf sich beruhen lassen, weil wir beide uns nichts vorzuwerfen hatten." Dem NDR hat Rauchfuß diesen Vorfall bestätigt. Der Bestechungsversuch sei von einem Betreuer des russischen Clubs unternommen worden. Die beiden Unparteiischen hätten sich jedoch "äußert korrekt" verhalten. Enttäuscht sei er von der EHF, so Rauchfuß: "Man verniedlicht das, aber die Situation ist nicht zu verniedlichen."
EHF-Wettbewerbsmanager Markus Glaser verwies darauf, dass dieser Vorfall untersucht werde. Der Eindruck, dass die EHF nicht an einer Klärung interessiert sei, könne entstehen, "weil diese Fälle weit zurückliegen und erst jetzt auf den Tisch kommen", sagte er dem NDR.
Quelle: ntv.de