Sport

Olympiabewerbung München 2018 "Winterspiele nicht verantwortbar"

Garmisch-Partenkirchen und München wollen die Olympischen Winterspiele 2018 nach Deutschland holen – und erleiden einen Rückschlag nach dem anderen: Nach Bewerbungschef Willy Bogner steigt auch der Deutsche Naturschutzring aus. Der Grund: Falsche Zahlen und Verstoß gegen die Alpenkonvention.

Die Naturschützer fürchten den Einfluss möglicher Winterspiele auf "ökologisch bedeutsame Flächen".

Die Naturschützer fürchten den Einfluss möglicher Winterspiele auf "ökologisch bedeutsame Flächen".

(Foto: picture alliance / dpa)

Weiterer Rückschlag für Münchens Olympia-Pläne: Der Deutsche Naturschutzring (DNR) hat sich aus der Bewerbungsgesellschaft zurückgezogen und Winterspiele 2018 in Garmisch-Partenkirchen als "nicht verantwortbar" bezeichnet. "Wenn der Dachverband aussteigt, ist das auch für das Internationale Olympische Komitee ein sehr deutlicher Hinweis, dass es mit der Umwelt doch nicht so weit her sein kann", betonte DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen am Montag bei einer Pressekonferenz in Berlin, nachdem der DNR seine Mitarbeit in der Fachkommission Umwelt beendet hatte. Dem DNR-Dachverband gehören 96 Mitgliedsverbände an.

Insbesondere der weitere Ausbau der Kandahar-Abfahrt für Olympia ist den Umweltschützern ein Dorn im Auge. Dort seien für die WM 2011 bereits neun Hektar Schutzwald gerodet worden - gegen die Alpenkonvention. Zudem meinte Sebastian Schönhauser vom Bund Naturschutz in Bayern, dass statt der angegebenen 420.000 Tonnen Kohlendioxid bei Olympia 1,8 Millionen Tonnen anfallen würden. Das DNR-Präsidiumsmitglied wetterte vor allem gegen Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, der in seiner "Selbstverliebtheit" alles zusage.

"Entscheidung nicht nachvollziehbar"

Michael Vesper, überrascht.

Michael Vesper, überrascht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der DNR versicherte, bei einem möglichen Zuschlag durch das IOC das Projekt kritisch zu begleiten und so naturverträglich wie möglich zu gestalten. Man wolle den Draht nicht abreißen lassen, sagte Röscheisen. Vogtmann kritisierte allerdings das "unprofessionelle" Vorgehen der Münchner Olympia-Planer im Falle möglicher Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen und sprach von einer Bewerbungsgesellschaft, "die überhaupt keine Ahnung hat".

"Diese Entscheidung hat mich überrascht und ist für mich nicht nachvollziehbar", sagte Michael Vesper, Aufsichtsratschef der Bewerbungsgesellschaft und zugleich Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes. Die Münchner Kandidatur kommt einfach nicht zur Ruhe. In der Vorwoche trat Bewerbungschef Willy Bogner aus gesundheitlichen Gründen zurück. Zudem fehlt weiter die Zustimmung einiger Bauern, die ihre Grundstücke für Olympia nicht zur Verfügung stellen wollen.

Rückzug verringert Chancen

Nach Ansicht des DNR dürften sich die Münchner Chancen auf den Zuschlag für die Spiele "deutlich verringern". Vesper vermutet politische Gründe für den Rückzug. "Da gibt es wohl unterschiedliche Meinungen von Mitgliedsverbänden innerhalb des DNR und dadurch stand der Dachverband unter Druck", betonte der Spitzenfunktionär, "unser Sport- und Umweltkonzept kann sich sehen lassen und wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass wir dem IOC ein tolles Angebot machen und auch eine gute Chance haben".

Die neuen WM-Strecken.

Die neuen WM-Strecken.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Laut DNR werden der Deutsche Alpenverein (DAV) und der Landesbund für Vogelschutz ihre Arbeit für die Münchner Kandidatur fortsetzen. Wichtigster Baustein aus DAV-Sicht sei die Umsetzung der 18 "Umwelt- und Nachhaltigkeits-Leitprojekte, deren Finanzierung zwischenzeitlich weitgehend gesichert ist".

Favorit aus Asien

Die Natur- und Umweltschützer wollen dem IOC zudem vorschlagen, Winterspiele in Zukunft nur noch dorthin zu vergeben, wo sie bereits stattfanden. "Was in Sotschi passiert, ist um einiges schlimmer als in München", sagte DNR-Vizepräsident Hartmut Vogtmann mit Blick auf das Winterspektakel 2014 an der russischen Schwarzmeerküste.

Die bayerische Landeshauptstadt bewirbt sich neben Annecy aus Frankreich und dem südkoreanischen Pyeongchang um die Winterspiele in acht Jahren. Die Asiaten sind für Vesper der "klare Favorit, weil sie sich schon zweimal beworben haben". Am 6. Juli 2011 fällt das IOC im südafrikanischen Durban die Entscheidung über den Ausrichter.

Quelle: ntv.de, dpa

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