Sport

High-Tech beim Schwimmen Zieh' die Badehose an!

Dabei wäre die Sache doch so einfach: Männer ziehen eine Badehose an, Frauen einen Badeanzug, dann springen sie ins Becken und schwimmen so schnell sie können. Doch der Schwimmsport ist längst – fast wie die Formel 1 – nicht mehr nur ein Kampf der Athleten, sondern auch einer der Ausrüster.

Wunder der Technik? Britta Steffen und ihr neuer Anzug.

Wunder der Technik? Britta Steffen und ihr neuer Anzug.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ein Kommentar von
Stefan Giannakoulis

Aber kann es sein, dass ein Anzug entscheidet, wie schnell jemand im Wasser ist? Offenbar ja. Nicht nur Britta Steffen glaubt fest daran. Und sie muss es wissen. Schließlich hat die Schwimmerin bei den Olympischen Spielen in Peking zwei Goldmedaillen gewonnen. Jetzt hat sie bei den 121. deutschen Meisterschaften einen Weltrekord aufgestellt. Sie brauchte im Vorlauf für die 100 Meter Freistil 52,85 Sekunden und verbesserte die bisherige Bestmarke der Australierin Lisbeth Tricket vom 27. März 2008 um drei Hundertstel Sekunden.

Kleider machen Schwimmer – und Rekorde

Und sagte hinterher, dass vor allem ihr neuer Ganzkörperanzug dafür verantwortlich sei. "Das ist das krasseste Teil, was ich je getragen habe. Du stirbst nicht auf den letzten Metern, du hast keine Schmerzen." Nun ist dieser Schwimmanzug nicht einfach ein Schwimmanzug, sondern eine High-Tech-Schwimmanzug, ein Wunderanzug. Diese Anzüge wurden im Labor entwickelt und sind aus Materialien, die den Schwimmern im wahren Sinne des Wortes Auftrieb verleihen. Und kosten bis zu 400 Euro. Kleider machen Schwimmer – und Rekorde.

Das hat auch der Weltverband Fina erkannt und prompt gehandelt. Allerdings nicht im Sinne des Sports, sondern zugunsten derjenigen, die diese High-Tech-Anzüge herstellen. Vor der Weltmeisterschaft Ende Juli in Rom hat die Fina am Montag all jene Anzüge wieder zugelassen, die sie zuvor noch verboten hatte. Bei der WM sind nun 385 Schwimmanzüge erlaubt. Schließlich wollen die Hersteller ihre Produkte auch verkaufen. Das Schwimmen, so formulierte es die "Süddeutsche Zeitung", steckt im Würgegriff der Industrie.

Erst im nächsten Jahr will der Verband wieder strengere Regeln für die Anzüge erlassen. Das weiß auch Britta Steffen. "Dieser Anzug ist nächstes Jahr nicht mehr erlaubt, was auch gut ist, weil diese Materialschlacht den Schwimmsport kaputt macht." Übrigens hat sich die Berlinerin bei ihrem Weltrekord noch nicht einmal völlig verausgabt. "Da kann man nicht meckern, wa."

Kann man schon, finden wir. Und dabei haben wir über Doping noch gar nicht geredet.

Quelle: ntv.de

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