Heppenheim steht Kopf, der Vater heult Alle feiern Weltmeister Vettel
14.11.2010, 17:47 UhrDie Heimatgemeinde des neuen Weltmeisters steht Kopf, Vater Norbert lässt seinen Tränen freien Lauf und die Konkurrenz zieht geschlossen den Hut: Die letztlich unerwartete Titelfahrt von Sebastian Vettel zum jüngsten Formel-1-Weltmeister der Geschichte sorgt für riesige Emotionen.
Heiterkeit in Heppenheim: Vettel Weltmeister? Da freut sich der Nachwuchs!
(Foto: REUTERS)
"Das ist einfach geil, unglaublich", sagte Norbert Vettel als Streckengast des Saisonfinales in Abu Dhabi mit brüchiger Stimme: "Wir haben jetzt das, was wir immer wollten und wir haben immer dran geglaubt." In Heppenheim verfolgten 1500 Vettel-Fans das atemberaubende letzte Rennen beim Public Viewing, bei dem sein Sohn Sebastian Vettel sich selbst zum Weltmeister krönte. "Alle Heppenheimer sind sehr stolz und freuen sich mit Sebastian Vettel über diesen großartigen Erfolg, der in die Geschichtsbücher eingehen wird", sagte Heppenheims Bürgermeister Gerhard Herbert und versprach einen gebührenden Empfang: "Wir werden uns auf jeden Fall etwas einfallen lassen, wie wir dieses Ereignis in Heppenheim gebührend feiern können."
Alonso als fairer Verlierer
Derweil zeigte sich der geschlagene Ferrari-Pilot Fernando Alonso als fairer Verlierer. "Leider ist alles nicht so gelaufen, wie geplant. Aber so ist der Motorsport", sagte der Spanier: "Es ist alles fair und sauber gelaufen, da kann man nur gratulieren. Nächstes Jahr sind wir wieder da." Und auch Vettels Teamkollege Mark Webber, als Zweiter hinter Vettel ins letzte Rennen gegangen, gestand ein: "Ich war nicht schnell genug. Sebastian hatte das richtige Timing. Wir haben alle mal in der WM-Wertung geführt. Es ist kein leichter Tag für mich. Das Leben geht aber weiter."
"Ich war nicht schnell genug": Fernando Alonso.
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Rekord-Champion Michael Schumacher, nun nicht mehr einziger deutscher Weltmeister, versprach "spätestens beim Race of Champions in zwei Wochen mit Sebastian zu feiern" und analysierte: "Der letzte Teil der Saison war für Sebastian grandios. Ich kenne seine Pläne nicht, aber wir werden das spätestens beim Race of Champions in zwei Wochen in Düsseldorf gemeinsam feiern." Sein Sportchef bei Mercedes, Norbert Haug sah einen würdigen Weltmeister. "Das war keine Lotterie, das war absolut verdient", sagte Haug: 'Sebastian hat einen Megajob gemacht. Red Bull hat es verdient, und Sebastian hat es ganz besonders verdient.'
"Habe am Schluss vergessen zu atmen"
Sky-Kommentator Marc Surer hatte nach dem Teamorder-Skandal von Hockenheim, der Alonso sieben zusätzliche Punkte eingebracht hatte, "das Gefühl, dass es noch eine Gerechtigkeit gibt in der Formel 1. Ferrari hat mit einer Stallregie Punkte geholt, jetzt haben wir einen richtigen Weltmeister, der alle Punkte ehrlich gewonnen hat."
Im Red-Bull-Lager sorgte Vettels Titelfahrt für beinahe gesundheitsgefährdende Spannung. "Ich habe am Schluss beinahe vergessen zu atmen", erzählte Teamchef Christian Horner: 'Es ist unglaublich, was unser Team geleistet hat. Wir haben den Titel ohne Teamorder gewonnen, sondern sehr sportlich auf der Strecke geholt.'
Dies betonte auch Red-Bull-Berater Helmut Marko. Ihn freute es besonders, "dass die Taktik gegen all die Besserwisser, die immer von Stallregie gesprochen haben, aufgegangen ist". Teambesitzer Dietrich Mateschitz, der Sky-Moderatorin Tanja Bauer direkt nach dem Rennen erst einmal vertröstet hatte, weil er keine Worte fand, blieb auch nachher wortkarg. "Wunderschön, gewaltig", meinte der Milliardär: "Am Schluss haben wir vielleicht mehr Glück als Verstand gehabt, aber es passt schon."
Quelle: ntv.de, Thomas Straka, sid