Niki Lauda über Weltmeister Vettel "Einmalig in der Geschichte"
15.11.2010, 14:00 Uhr
Triumphator Vettel: Deutschland steht Kopf nach dem Titel für den jungen Deutschen
(Foto: REUTERS)
Die Formel-1-Saison ist vorbei und Sebastian Vettel ist Weltmeister. Der dreimalige Champion und RTL-Experte Niki Lauda spricht im Interview mit n-tv.de über den neuen deutschen Sporthelden, die Leistung von Red Bull und die Fehler von Ferrari.
Herr Lauda, ein sensationelles Finale der Formel 1. Haben Sie so etwas schon mal erlebt?

"Red Bull hat alles richtig gemacht", sagt Niki Lauda über das Team der Saison 2010.
(Foto: REUTERS)
Ich habe schon öfter erlebt, dass die Entscheidung um den Titel erst im letzten Rennen fiel. Was es noch nicht gegeben hat ist, dass Red Bull mit dem olympischen Gedanken im Kopf, ohne Einfluss auf die Fahrer, die Konstrukteursmeisterschaft und jetzt mit dem Sebastian Vettel auch den Fahrertitel gewonnen hat. Das ist einmalig in der Geschichte der Formel 1.
Im Grunde hat Red Bull ja alles richtig gemacht. Wenn sie Webber in Brasilien die Punkte geschenkt hätten, dann hätte es nicht gereicht.
Stimmt, Red Bull hat alles richtig gemacht. Ganz besonders das Fahrzeug.
Ist das der Beginn einer neuen Ära?
Die erste Formel-1-Weltmeisterschaft ist immer die schwierigste. Darum kämpft man relativ lange. Jede weitere fällt danach leichter. Sebastian macht eine super Entwicklung mit. Er lernt aus Fehlern so, dass er sie nicht wiederholt. Das ist das Wichtigste, wenn man langfristig Erfolg haben will.
Was trauen Sie denn Red Bull langfristig zu? Können sie sich für längere Zeit an der Spitze halten?
Natürlich, warum nicht? Ein Privatteam hat in diesem Jahr alle großen Automobilhersteller in Grund und Boden gefahren. Sie haben ein technisch perfektes Auto heuer gehabt. Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum das nächstes Jahr nicht weiter gehen sollte.
Bei Ferrari gibt es Bitterkeit. Lag es gestern an der falschen Taktik?
Die Taktik von Ferrari war, sich auf Webber zu konzentrieren, weil Vettel uneinholbar vorne weg fuhr. Webber wollten sie immer hinter Alonso halten. Dieser Schuss ging nach hinten los. Das Safetycar zu Beginn des Rennens war der Grund, warum Alonso dann nie mehr nach vorne gekommen ist. Das haben Petrov und Rosberg genutzt, um früh die Reifen zu wechseln.
Verstehen Sie, dass sich Alonso so über Petrov geärgert hat? Schließlich hat er dem Russen in der Auslaufrunde den Stinkefinger gezeigt.
Nein. Der Petrov hat mich sehr überrascht. Er hat sein Auto perfekt gefahren und ein einwandfreies Rennen abgeliefert. Er ist ein junger Fahrer und hat es geschafft, den Alonso die ganze Zeit hinter sich zu halten. Eine wirklich super Leistung.
Mark Webber hat ja ein ganz schwaches Wochenende erwischt. Fehlte ihm da irgendwie auch der Biss, den Titel wirklich zu wollen?
Mark hat leider im falschen Moment ein richtigen Durchhänger gehabt. Der ist das ganze Wochenende nicht auf Trab gekommen. Dementsprechend auch dieses enttäuschende Resultat.
Michael Schumacher wirkte ja gestern nach seinem Unfall sehr entspannt und sagte, dass die positiven Momente der Saison für ihn überwiegen würden. Ist das glaubwürdig für jemanden, der so ehrgeizig ist wie Schumacher?
Man muss ihm das erst mal glauben, wenn er das so sagt. Für mich macht er den Eindruck, dass er sich wohl fühlt in seinem ersten Jahr. Obwohl er die Erwartungen vieler Fans nicht erfüllt hat. Aber er weiß natürlich, wie schwierig und kompliziert das ist. Er wird das im nächsten Jahr sicher besser machen.
Mit Niki Lauda sprach Markus Mechnich
Quelle: ntv.de