Schärfere Geschütze im Gummikrieg Formel 1 droht Reifen-Eskalation
14.05.2013, 13:12 Uhr
(Foto: REUTERS)
Nicht die Technik entscheidet derzeit in der Formel 1, wie schnell die Autos sind, sondern die Reifen. Red Bull und Mercedes geht das zu weit, ihre Autos sind zu schnell für die Pirelli-Pneus. Sie verlangen erneut Änderungen, die Konkurrenten Ferrari und Lotus sträuben sich.

Die Reifen von Pirelli sollten mehr Boxenstopps erzwingen und damit für mehr Spannung sorgen.
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Die Formel 1 steuert im Gummikrieg auf ein Zerwürfnis der Titelkandidaten zu. Sebastian Vettels Red-Bull-Team erhöhte noch einmal den Druck auf Hersteller Pirelli. "Die Situation ist derzeit einfach zu undurchsichtig. Pirelli ist eine fähige Firma. Für ihr eigenes Image müssen sie da endlich etwas tun", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner der "Sport Bild". Neben Mercedes leidet Vettels Rennstall am meisten unter den in diesem Jahr noch sensibleren Pneus. Dagegen sträuben sich Ferrari und vor allem Lotus gegen weitere Änderungen. "Das wäre nicht fair", warnte Lotus-Teamchef Eric Boullier.
Das Spanien-Rennen zeigte zuletzt die Konfliktlinien klar auf. "Wir hatten eben das schnellste Paket für diese Aufgabenstellung", betonte Alonso nach seinem Sieg spitz in Richtung Konkurrenz. Der zweitplatzierte Kimi Räikkönen profitiert schon seit Saisonbeginn von seiner reifenschonenden Fahrweise und dem perfekt auf die Pneus abgestimmten Auto. "Wir haben das eben besser gelöst. Warum sollte man etwas ändern?", fragte der finnische Lotus-Pilot kühl.
Red Bull ist zu schnell für die Reifen
Dagegen klagen Red Bull und Mercedes darüber, dass sie zwar pfeilschnelle Autos gebaut haben, die Reifen ihnen aber jeglichen Vorteil im Rennen rauben. "Unser Limit waren zuletzt weder der Fahrer noch das Auto. Stattdessen mussten wir unseren Speed den Reifen anpassen", erklärte Vettels Teamchef Horner. Das Ferrari viel besser mit den Reifen zurecht kommt, hatte unlängst zu Gerüchten geführt, die Scuderia sei vorab mit Informationen zu den neuen Reifen versorgt worden.
Sogar Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz ging ungewohnt forsch auf Exklusiv-Lieferant Pirelli los. "Die Formel 1 ist doch kein Reifenmanagement-Wettbewerb", polterte der Getränke-Milliardär in der "Bild"-Zeitung. "Wenn man künstlich langsam fahren muss, um schneller am Ziel zu sein, widerspricht das allem, wofür Rennsport steht", befand Mateschitz.
Landsmann Niki Lauda, Aufsichtsratschef beim Mercedes-Team, zeigte sich ähnlich ungehalten. "Es kann nicht sein, dass das schnellste Auto nicht gewinnt", sagte der dreimalige Champion. Schon nach dem Saisonauftakt hatten Mercedes und Red Bull von Pirelli Nachbesserungen verlangt. Die etwas robustere harte Mischung für Barcelona bezeichnete Vettel dann aber als "Griff ins Klo".
"Was wollt ihr denn von uns?"
Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery geht die Debatte längst auf die Nerven. "Was wollt Ihr denn von uns? Sagt uns, was Ihr wollt, und wir machen es", knurrte der Brite vor der Abreise aus Barcelona.
Tatsächlich waren die empfindlichen Reifen ein Wunsch der Formel 1 und ihres Chefvermarkters Bernie Ecclestone, um die Rennen wieder spannender zu machen. Nun aber geht es einigen Teams und auch Ecclestone zu weit. "Das ist doch einfach bizarr. Wir machen doch nur, was wir in den vergangenen zwei Jahren auch gemacht haben", konterte Hembery. Er steht mitten zwischen den Fronten. Und egal, wie er entscheidet - für mindestens eine Seite wird er der Prügelknabe sein.
Quelle: ntv.de