Formel1

Gift-Duell bei Mercedes Hamilton kündigt Rosberg die Freundschaft

"Sowas hat er schon gemacht, als wir 14 waren." Sagt Nico Rosberg, rechts, über seinen Kollegen Lewis Hamilton.

"Sowas hat er schon gemacht, als wir 14 waren." Sagt Nico Rosberg, rechts, über seinen Kollegen Lewis Hamilton.

(Foto: imago/HochZwei)

Nach dem Wut-Gipfel in Monaco sorgt Formel-1-Pilot Lewis Hamilton für eine Eskalation seines knallharten WM-Duells mit Nico Rosberg. Die Mercedes-Spitze bemüht sich um einen Burgfrieden, will aber vorerst noch keine Stallorder verhängen.

In der Gala-Nacht beim Monaco-Fürsten tanzte Nico Rosberg den bösen Gedanken an das giftige Duell mit Lewis Hamilton für ein paar Stunden davon. Doch der eisigen Realität im Titel-Zweikampf mit seinem schmollenden Mercedes-Stallrivalen konnte der Formel-1-Spitzenreiter nicht lange entkommen. "Wir sind keine Freunde. Wir sind Kollegen", knurrte Hamilton nach Rosbergs Sieg in Monte Carlo und trieb damit den Psychokrieg der Silberpfeil-Piloten auf die nächste Eskalationsstufe.

WM-Stand nach 6 v. 19 Rennen

P.

 

 

Fahrer

 

 

 

 

 

 

Pkt.

  1.   Nico Rosberg   Mercedes      122
  2.  Lewis Hamilton Mercedes     118
  3.   Fernando Alonso Ferrari         61
  4.  Daniel Ricciardo Red Bull        54
  5.  Nico Hülkenberg Force India       47
  6.  Sebastian Vettel Red Bull       45
  7.  Valtteri Bottas Williams       34
  8.  Jenson Button McLaren       31
  9.  Kevin Magnussen McLaren       21
10.  Sergio Perez Force India       20

Rosberg indes tat die Frust-Aussagen seines einstigen Kart-Kumpels als Kindereien ab: "Sowas hat er schon gemacht, als wir 14 waren." Die Teamspitze hat zunehmend Mühe, die beiden Ehrgeizlinge unter Kontrolle zu halten. "Wenn die zwei sich um die gleiche Frau streiten würden, wäre es auch nicht anders", sagte Motorsportchef Toto Wolff. Nach sechs Saisonrennen und fünf Doppel-Erfolgen trennen Rosberg und Hamilton nur vier Punkte in der Gesamtwertung, die Konkurrenz ist chancenlos. Und so spitzen sich die Gefechte zwischen beiden zu, weil nur einer den Titel gewinnen kann. Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda hat dafür sogar Verständnis: "Du musst ein Bastard sein, wenn du in der Formel 1 Erfolg haben willst."

Presse sieht "komplettes Zerwürfnis"

Dazu schien bisher eher Hamilton bereit, der in Monaco auf seine ärmliche Herkunft verwies und Rosberg als Wohlstands-Sprössling mit geringerem Erfolgshunger darstellte. Der Deutsche gab die Antwort auf der Strecke und trieb den Briten damit zur Weißglut. Erst unterstellte Hamilton seinem Teamgefährten Absicht bei dessen Fahrfehler in der Qualifikation, der eine Verbesserung des Ex-Champions verhinderte. Dann fühlte er sich auch im Rennen von der Box benachteiligt und stellte die Mercedes-Regel infrage, nur auf einen Strategen für beide Fahrer zu setzen. "Ein komplettes Zerwürfnis", lautete die Diagnose von "Tuttosport". Der britische "Telegraph" stellte fest: "Die Fehde zwischen Hamilton und Rosberg eskaliert."

Die Vertrauensbasis zumindest ist schon nach dem ersten Saisondrittel nachhaltig gestört. Vor dem nächsten Grand Prix in Kanada in knapp zwei Wochen soll nun eine Gesprächstherapie helfen. "Das Wochenende war eines der schwierigeren. Aber dann lassen wir es etwas ruhen, setzen uns dann wie immer zusammen und reden drüber", sagte Rosberg. Auch der dreimalige Weltmeister Lauda kündigte ein Treffen mit Wüterich Hamilton an, um die Wogen zu glätten.

"Mag, wie Senna damit umgegangen ist"

"Das sind beides erwachsene Leute, und ich bin sicher, Lewis kommt darüber hinweg, wenn er drüber geschlafen hat", sagte der Österreicher. Hamilton allerdings wirkte in Monaco für einen Burgfrieden wenig empfänglich. Auf dem Podium verweigerte er Rosberg sogar die Gratulation. Schon vorher hatte Hamilton angedeutet, sich ein Beispiel am überharten Duell zwischen Ayrton Senna und Alain Prost nehmen zu wollen.

Sogar als McLaren-Teamkollegen waren sich die Formel-1-Legenden einst im Titelkampf ins Auto gefahren. "Ich mag, wie Senna damit umgegangen ist, also werde ich mir davon eine Scheibe abschneiden", ließ der 29-Jährige wissen. 2007 in seiner ersten Formel-1-Saison hatte sich Hamilton bei McLaren mit Fernando Alonso derart überworfen, dass am Ende beide mit leeren Händen dastanden. Angesichts der komfortablen Situation an der WM-Spitze will Mercedes die beiden Kampfhähne trotz der extrem angespannten Lage nicht einbremsen. "Wir werden dem aber mit Sicherheit keinen Einhalt gebieten, indem wir Teamorder ausgeben. Deshalb müssen wir damit leben", verfügte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche via "Sport Bild online". Der Crash auf offener Strecke scheint längst nur noch eine Frage der Zeit.

Quelle: ntv.de, Christian Hollmann, dpa

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