Formel1

Formel 1: Schwerer Unfall in Budapest Massa auf Intensivstation

Ferrari-Pilot Felipe Massa hat bei seinem schweren Unfall in der Qualifikation zum Großen Preis von Ungarn einen Schnitt an der Stirn, einen Knochenbruch am Schädel und eine Gehirnverletzung erlitten. Wie das italienische Formel-1-Team am Hungaroring mitteilte, verlief die Operation im AEK- Hospital in Budapest positiv. "Felipe bleibt nun unter Beobachtung in der Intensivstation." Neuigkeiten über seinen Zustand würden am späten Sonntagvormittag mitgeteilt. Gerüchte, Massa schwebe in Lebensgefahr, wies Ferrari zurück. "Felipes Zustand ist stabil. Er liegt im künstlichen Koma und morgen soll er aufgeweckt werden", sagte Teamchef Stefano Domenicali.

Auf dem Weg ins Krankenhaus: Felipe Massa in einem Hubschrauber.

Auf dem Weg ins Krankenhaus: Felipe Massa in einem Hubschrauber.

(Foto: dpa)

Überschattet vom spektakulären Massa-Crash hat sich das Red-Bull-Duo Sebastian Vettel und Mark Webber im 25 Minuten lang unterbrochenen Qualifying eine glänzende Ausgangsposition im Titelrennen gegen WM-Spitzenreiter Jenson Button verschafft. Massa wurde im zweiten Durchgang von einer etwa 800 Gramm schweren Stahlfeder, die an der Hinterradaufhängung Rubens Barrichellos Brawn- Mercedes abgebrochen war, am Kopf getroffen und schoss danach mit seinem Ferrari beinahe ungebremst in einen Reifenstapel. Er war beim Einschlag nach Angaben von Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali 190 Stundenkilometer schnell.

Feder im Blickpunkt

"Wir sind sehr betroffen", sagte Brawn-GP-Besitzer Ross Brawn, der Massa aus seiner Zeit als Technischer Direktor von Ferrari bestens kennt. Barrichello habe über Boxenfunk mitgeteilt: "Es ist etwas gebrochen." Der Brite erklärte, die Stahlfeder am dritten Dämpfer wiege zwischen 700 und 800 Gramm. Es habe sich um ein Standardteil gehandelt. "Wir wissen nicht, wie es sich gelöst hat." Die Kappe war abgefallen. Aus Sicherheitsgründen wurde diese Feder an Buttons Auto ausgetauscht. Der Internationale Automobil-Verband FIA untersucht nun die Feder von Barrichellos Brawn-Mercedes.

"Sein Zustand ist stabil", hatte eine Formel-1-Sprecherin wenige Minuten nach dem spektakulären Crash mitgeteilt. Formel-1-Arzt Gary Hatstein berichtete nach der ersten Untersuchung im Streckenhospital: "Felipe war ein bisschen durcheinander, aber er konnte seine Arme und Beine bewegen."

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali besuchte Massa im Krankenhaus. Er bestätigte, dass der 28 Jahre alte Brasilianer beim Rennen an diesem Sonntag (Start: 14 Uhr/RTL) nicht starten werde. Einen Ersatzfahrer darf die Scuderia nicht nominieren, da dieser laut Reglement schon an der Qualifikation hätte teilnehmen müssen.

Verwirrung pur

Angesichts der Dramatik gingen Fernando Alonsos erste Pole- Position in dieser Saison und das Chaos bei der Zeitnahme völlig unter. Wegen eines technischen Defektes herrschte minutenlang komplette Ratlosigkeit, wer welchen Platz belegt hatte. "Das Allerwichtigste ist, dass es Felipe gut geht", sagte der Zweitplatzierte Vettel erleichtert, dass der Unfall nach derzeitigem Stand keine schlimmen Folgen für Massa hatte. "Es ist erfreulich, dass es Felipe den Umständen entsprechend gut geht", sagte Renault- Pilot Alonso.

Auch Rekord-Weltmeister und Ferrari-Berater Michael Schumacher machte sich Sorgen über den gesundheitlichen Zustand seines ehemaligen Teamkollegen. Er sei genauso erschrocken gewesen wie alle anderen und habe sich sofort erkundigt, wie es Felipe gehe, erklärte Schumachers Sprecherin Sabine Kehm.

Erste Entwarnung hatte Barrichello gegeben. "Felipe redet, ist aber sehr aufgewühlt", sagte der brasilianische BrawnGP-Pilot, der seinen Landsmann ins Streckenhospital begleitet hatte. Eine von seinem Auto abgebrochene Radfeder an der Hinterradaufhängung war Auslöser des Unfalls. Das Teil drückte Massas Helm auf fünf Zentimeter Länge ein und schlug das Visier weg. Ferrari-Sprecher Colajanni erklärte in einer ersten Stellungnahme: "Daraufhin hat er die Kontrolle übers Auto verloren." Offensichtlich stark benommen oder gar bewusstlos, drückte der Pilot sowohl das Brems- wie das Gaspedal.

Vom Rad getroffen

Der schreckliche Crash weckte Erinnerungen an den tödlichen Unfall von Henry Surtees am vergangenen Sonntag in England bei einem Formel- 2-Rennen. Der Sohn des ehemaligen Motorrad- und Formel-1-Weltmeisters John Surtees war von einem herumfliegenden Rad des Autos eines Konkurrenten am Kopf getroffen worden.

Abtransport: Helfer räumen Massas Ferrari von der Strecke.

Abtransport: Helfer räumen Massas Ferrari von der Strecke.

(Foto: REUTERS)

"Man muss sich Gedanken machen", betonte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Williams-Pilot Nico Rosberg, der sich im Qualifying am Ende Platz fünf sicherte, meinte: "Das ist schockierend." Man müsse sich auch angesichts des tödlichen Unfalls von Surtees "echt was überlegen". Das bereite einem große Sorgen, sagte WM-Spitzenreiter Jenson Button, der sich mit Startplatz acht zufriedengeben musste. "Unsere Gedanken sind bei Felipe Massa und wir hoffen, dass es ihm den Umständen entsprechend gut geht", erklärte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. BMW- Motorsportchef Mario Theissen sagte, alle hofften, dass Massa sich "nicht ernsthaft verletzt" habe.

Schutz vor Blicken

Der Rettungswagen fuhr nach dem heftigen Unfall sofort an die Unglücksstelle. Mit Planen wurden das Auto und der Pilot vor neugierigen Blicken geschützt. Offenbar verlor Massa schon vor dem Unfall das Bewusstsein. Auf der Trage bewegte er sich aber. Zuvor hatte der Brasilianer keinerlei Reaktionen gezeigt, nachdem er von der Feder am Helm getroffen worden war. Massa nahm vor dem Einschlag nicht die Hände vom Steuer, um sich weiter zu schützen.

Zum Sportlichen sagte Vettel: "Ich bin zuversichtlich fürs Rennen. Es hat nicht viel zur Pole gefehlt." Die größte Gefahr drohe von den hinter ihm und Webber lauernden Autos mit dem Energierückgewinnungs- System KERS. Weltmeister Lewis Hamilton kam im McLaren-Mercedes auf den vierten Rang; sein Teamkollege und Vorjahressieger Heikki Kovalainen wurde hinter Rosberg Sechster.

Enttäuschung herrschte bei den restlichen drei Deutschen: Timo Glock (Wersau) haderte mit seinem 14. Platz im Toyota. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) wurde im BMW-Sauber nur 16. Force-India-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) ließ als 18. immerhin Robert Kubica im zweiten BMW-Sauber hinter sich. Vor dem zehnten Saisonlauf führt Button die WM-Wertung mit 68 Punkten souverän an. Vettel (47) hat als Gesamtzweiter bereits 21 Zähler Rückstand.

 

Quelle: ntv.de, dpa

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