Freies Training in Istanbul McLaren jagt Red Bull
28.05.2010, 14:38 UhrDas freie Training zum Großen Preis der Türkei ist fest in britischer Hand. Sowohl im ersten als auch im zweiten Durchgang legt ein McLaren-Pilot die schnellste Zeit hin und macht den Rennstall damit zum ernsthaftesten Red-Bull-Konkurrenten. Dort testet man in Istanbul den F-Schacht, allerdings mit bescheidenem Erfolg.

Sebastian Vettel war nicht unzufrieden mit seinen Trainingsläufen in Istanbul.
(Foto: dpa)
Sebastian Vettel blickte nach dem ersten Date mit seiner PS-Partnerin "Randy Mandy" zufrieden. Mit dem Plätzen fünf und drei in den ersten beiden Trainingseinheiten zum Großen Preis der Türkei in Istanbul schaffte der Red-Bull-Pilot mit seinem neuen Auto einen passablen Einstand. "Das war nicht allzu schlecht", meinte er. Für die Zeiten des McLaren-Duos Lewis Hamilton und Jenson Button reichte es für den Formel-1-Vizeweltmeister nicht. "Die sehen hier sehr gut aus", sagte der 22-Jährige.
Am Vormittag hatte Ex-Weltmeister Hamilton auf dem 5,338 Kilometer langen "Istanbul Park Circuit" in 1:28,663 Minuten die beste Zeit erzielt und Weltmeister Button um 0,962 Sekunden auf Rang zwei verwiesen. Dritter war Mercedes-Pilot Michael Schumacher vor seinem Teamkollegen Nico Rosberg geworden.
Im zweiten Abschnitt am Nachmittag lag dann Rosberg als Sechster einen Platz vor dem 41-jährigen Formel-1-Senior. "Ein schwieriger erster Tag für uns - aber wir haben viel gelernt und unsere Pace im Renntrimm auf den weicheren Reifen sah am Ende ganz passabel aus", zog Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug Bilanz.
Button bestimmt die Pace
Das zweite Training dominierte Button, Zweiter wurde der WM-Führende Mark Webber im zweiten Red Bull. Allerdings verlief bei dem Australier, der im ersten Training noch Achter gewesen war, nicht alles nach Wunsch: Fünf Minuten vor Ende der zweiten Session am Nachmittag blieb der WM-Führende Webber mit einem Motorschaden liegen. Glück für ihn: Das Aggregat war alt und fällt nicht in das Motoren-Kontingent für diese Saison.
Immerhin hat sich sein Teamkollege Vettel, der seinen Autos Frauennamen gibt, mit "Randy Mandy" ("Scharfe Mandy") schnell angefreundet. Das bisherige Chassis seines mit dem Namen "Luscious Liz" ("Leckere Liz") war wegen eines Defekts nach dem Monaco-Rennen aus dem Verkehr gezogen worden.
Tests mit dem F-Schacht
Weniger Freude als "Mandy" löste bei Vettel der erstmals eingesetzte F-Schacht aus. Viele Teams - neben Red Bull unter anderem Mercedes und Force India - nutzten das Training, um das System zu testen. "Es hat nicht 100 Prozent funktioniert. Wir hatten noch nicht den erwünschten Effekt", meinte Vettel, der in seinem 50. Grand Prix endlich das erste Mal die WM-Führung übernehmen will.
Mit dem F-Schacht kann der Pilot während der Fahrt die aus einem Einlass am vorderen Teil des Autos strömende Luft gezielt zum Heckflügel lenken. Dies führt zu einem Strömungsabriss und zu einem geringeren Abtrieb. Je niedriger der Abtrieb, desto schneller ist der Bolide auf der Geraden. In schnellen Kurven benötigen die Wagen wieder mehr Abtrieb, um nicht von der Strecke zu fliegen. McLaren hatte die Konstruktion eingeführt. Der Entwicklungsvorsprung machte sich zumindest am Freitag in Istanbul bemerkbar.
Red Bull dominiert
Vor dem siebten Lauf der Saison am Sonntag (14.00 Uhr MESZ/Sky und RTL) führen Webber und Vettel das Klassement mit je 78 Punkten an. Alonso (75) liegt Vor dem 800. Grand Prix auf Rang drei. Rosberg (56) ist Achter vor Schumacher (22).
Die Zahlen drücken nur unzureichend die Red-Bull-Dominanz aus. Die Konkurrenz rätselt und arbeitet fieberhaft daran, den Vorsprung zu verringern. Doch im Moment scheint das Team nur sich selbst schlagen zu können. "Red Bull fährt in einer eigenen Welt", hat schon Rekordweltmeister Michael Schumacher festgestellt. McLaren hat am Freitag die Hoffnung geschürt, zumindest in Istanbul in die Red-Bull-Welt einzudringen.
Quelle: ntv.de, dpa