Rennstrecke pleite, Beck vor Desaster Nürburgring kämpft um Formel 1
18.07.2012, 12:47 Uhr
In der Boxengasse ist es düster: Wir die Formel 1 jemals wieder auf dem Nürburgring starten?
(Foto: dpa)
Der Nürburgring ist pleite. Die rheinland-pfälzische Landesregierung beschließt, dass die landeseigene Gesellschaft ein Verfahren wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einleiten soll. Was das für die Formel 1 heißt, steht in den Sternen. Die Betreiber jedenfalls kämpfen verzweifelt.
Der traditionsreiche Nürburgring ist pleite und steht vor dem Aus. Damit könnten auch die Formel-1-Rennen auf dem Kurs in der Eifel Geschichte sein. Wie der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck mitteilte, hat das rot-grüne Kabinett beschlossen, dass die landeseigene Besitzgesellschaft Nürburgring GmbH von sich aus ein Insolvenzverfahren einleitet. Die werde nun einen Antrag beim Amtsgericht Bad Neuenahr-Ahrweiler einreichen. Das Gericht bestimmt dann einen Insolvenzverwalter, der künftig die Fäden am Nürburgring in der Hand halten wird.
Damit ist Becks Plan gescheitert, aus dem Gelände einen Freizeitpark mit Ferienhäusern, Veranstaltungshallen, Hotels und Kneipen zu machen. Insgesamt hatte die frühere SPD-Alleinregierung unter Beck 330 Millionen Euro in den Nürburgring investiert, um die überschuldete Besitzgesellschaft aus den roten Zahlen zu bringen, Arbeitsplätze zu sichern und der strukturschwachen Eifelregion etwas Gutes zu tun. Ein Vorhaben, das nun in ein Desaster mündet. Beck allerdings sieht die Schuldigen bei der Europäischen Union, weil die EU-Kommission eine Rettungsbeihilfe der rheinland-pfälzischen Regierung von 13 Millionen Euro genauer unter die Lupe nehmen will. Mit dem Geld und der Stundung von Krediten sollte die Nürburgring GmbH eigentlich die nächsten sechs Monate überbrücken.
Der Ministerpräsident gibt sich empört: "Das ist eine Vorgehensweise, die ich für bedenkenswert halte. Das ist eine bittere Wahrheit." Die Kommission habe nach zunächst positiven Signalen Ende vergangener Woche erklärt, dass vor dem 30. Juli möglicherweise keine positive Entscheidung über den Antrag auf Rettungsbeihilfe ergehen werde. "Wir konnten bis vor wenigen Tagen davon ausgehen, dass unser Ansinnen eines Rettungsdarlehens dort auf offene Ohren stößt", sagte Beck. Der Landesvater soll nach Medienberichten Anfang der Woche sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat darum gebeten haben, bei der EU um einen positiven Bescheid zu werben. Beck erklärte nun, die Wettbewerbskommission habe durch ein aufwendiges und zeitraubendes Prüfverfahren eine Hilfe unmöglich gemacht.
Hockenheim steht bereit
Was das für die Formel 1 am Nürburgring heißt, steht derweil in den Sternen. Zurzeit und eigentlich bis 2018 richten der Nürburgring und der Hockenheimring in Baden-Württemberg abwechselnd den Großen Preis von Deutschland aus, am Wochenende geht es in Hockenheim rund, im kommenden Jahr wäre die Eifel wieder an der Reihe. Während die Hockenheimer bereits signalisiert hatten, durchaus bereit zu sein, den Grand Prix jährlich auszurichten, kämpfen die Betreiber des Nürburgrings verzweifelt um die Formel 1. Nach einer Übereinkunft mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sei das Rennen in der Eifel gesichert - falls das Land ihm das Personal des Nürburgrings zur Verfügung stelle und der Brite als Veranstalter auftreten könne.
"Die Gesellschafter der Nürburgring Automotive GmbH, Jörg Lindner und Kai Richter, haben sich mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone auf ein Konzept verständigt, nach dem auch künftig die Formel 1 auf dem Nürburgring gesichert ist", teilte die GmbH mit: "Bereits ab dem Rennen 2013 würde Ecclestone auf die Zahlung einer Fahrerfeld-Gebühr verzichten. Damit entfielen künftig Zuschüsse des Landes Rheinland-Pfalz für das Rennen. Im Gegenzug würde Ecclestone als Veranstalter am Nürburgring auftreten und sämtliche Kosten tragen, aber auch alle Einnahmen beanspruchen. Als Basis dieser Vereinbarung erwartet er die Bereitstellung der Rennstrecke und der Anlagen sowie des erforderlichen Personals für den bisher üblichen Veranstaltungszeitraum von circa 14 Tagen." Gleichzeitig machte man Druck auf das Land. Die Nürburgring Automotive GmbH habe Innenminister Roger Lewentz am Montag über die Übereinkunft informiert und deutlich gemacht, "dass es nur noch ein kleines Zeitfenster für die Zustimmung des Landes für die nun erreichte Lösung gebe". Man erwarte hierzu eine kurzfristige positive Stellungnahme.
Quelle: ntv.de, sgi/dpa/sid