TSG Hoffenheim gerät unter Druck Akustik-Affäre weitet sich aus
16.08.2011, 15:10 UhrNicht der Gärtner, aber der Hausmeister war's. Sagen die Verantwortlichen der TSG Hoffenheim - und waschen ihre Hände in Unschuld. Jetzt allerdings kommt heraus, dass der akustische Angriff auf die Dortmunder Fans nicht der einzige Vorfall dieser Art ist.
Die Beschallungs-Affäre beim Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim weitet sich aus. Wie der Klub nun mitteilte, soll ein Mitarbeiter bei insgesamt vier Bundesliga-Partien wie am Samstag beim 1:0 gegen Meister Dortmund eine Apparatur aufgebaut haben, mit der gegnerische Fans durch Hochfrequenztöne angegriffen wurden. Es handele sich nach Aussage des Mitarbeiters um die Partien gegen Dortmund, Mainz, Köln und Frankfurt.Die Vereinsführung bleibt aber bei seiner Darstellung, nichts davon gewusst zu haben. Ein Hausmeister soll ganz alleine verantwortlich sein.
Die Polizei Sinsheim bestätigte, dass sich ein Angestellter der TSG gemeldet und angegeben hat, it einem Bekannten der Verantwortliche für die Installation der Lautsprecheranlage beim 1:0 der TSG 1899 Hoffenheim gegen Borussia Dortmund gewesen zu sein. Der Beschuldigte habe die "selbst konstruierte und eigenverantwortlich betrieben Apparatur" mit auf die Dienststelle gebracht. Bislang war von nur einem Verantwortlichen die Rede gewesen. Anhaltspunkte dafür, dass Verantwortliche der TSG in die Installation involviert waren, hätten sich "bislang nicht ergeben". Ob zuvor Beschwerden über solche Angriffe auch bei den vier benannten Spielen eingegangen sind, war in Hoffenheim nicht bekannt.
Nun droht dem Verein ein juristisches Nachspiel beim Deutschen Fußball-Bund. "Im Moment laufen Vorermittlungen, um den genauen Sachverhalt in Hoffenheim zu klären. Danach wird entschieden, ob vom Kontrollausschuss ein Verfahren eingeleitet wird", sagte Mediendirektor Ralf Köttker. Die Deutsche Fußball Liga wollte nach Angaben eines Sprechers den bislang wohl einmaligen Vorfall "nicht kommentieren" und verwies auf die DFB-Zuständigkeit. Beim 1:0-Sieg der Kraichgauer am Samstag gegen den deutschen Meister Borussia Dortmund hatte ein Hausmeister ein Beschallungsgerät mit Hochfrequenztönen eingesetzt, um Schmähgesänge der BVB-Fans gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp zu übertönen. Hopp hatte nach eigener Bekundung von dem Vorfall nichts mitbekommen.
Staatsanwalt und Fußballbund ermitteln
Hoffenheim hatte mitgeteilt, "der Mann sei sich der Tragweite seiner Handlung nicht bewusst gewesen und dass die Aktion auch einen eher scherzhaften Charakter haben sollte". Der Klub leitete arbeitsrechtliche und disziplinarische Schritte gegen den Mitarbeiter sowie eine unverzügliche Ermittlung ein. Der Mitarbeiter habe "nach eigener Aussage ein Gegenmittel gegen die aus seiner Sicht nicht mehr erträglichen Beleidigungen gegenüber Herrn Hopp einsetzen wollen".
Die zuständige Staatsanwaltschaft Heidelberg hatte bestätigt, dass ein BVB-Fan aus Pforzheim Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hat. "Wir müssen prüfen, ob überhaupt eine Straftat vorliegt - das ist keinesfalls sicher", sagte der Heidelberger Staatsanwalt Florian Pistor auf Anfrage. Die Polizei müsse nun prüfen, ob man mit diesem Gerät und dem entstehenden Schall überhaupt eine Körperverletzung begehen kann. "Wenn man nur jemanden mit Geräuschen belästigt, ist das keine Straftat", betonte Pistor. Er nannte den Fall ein "Sommerloch-Thema" und ergänzte: "Aber König Fußball interessiert wohl immer."
Quelle: ntv.de, dpa/sid