Fußball

Berater droht Boateng mit Klage Ballack: Nicht nachkarten

Nach den ersten offenen Vorwürfen gegen Kevin-Prince Boateng zeigt sich Michael Ballack gegenüber dem Portsmouth-Profi versöhnlich, weil man im Fußball nicht "nachkarten sollte". Das übernimmt nun Ballacks Berater. Der nennt Boateng einen "uneinsichtigen Gewalttäter" und droht ihm offen mit einem juristischen Nachspiel.

Michael Ballack will erstmal gesund werden und dann wieder angreifen.

Michael Ballack will erstmal gesund werden und dann wieder angreifen.

(Foto: dpa)

Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, der aufgrund einer Bänderverletzung im rechten Sprunggelenk seine WM-Teilnahme in Südafrika absagen musste, hat versöhnliche Töne in Richtung von Kevin Boateng (FC Portsmouth) angeschlagen. "Ich bin natürlich noch sehr verärgert und enttäuscht, aber im Fußball sollte man nicht nachkarten", sagte der 33-Jährige im DFB-Quartier im sizilianischen Sciacca.

Boateng hatte Chelsea-Star Ballack im FA-Cup-Finale am Samstag in der ersten Halbzeit gefoult. Bei der Attacke hatte der DFB-Kapitän die schwere Bänderverletzung im rechten Sprunggelenk erlitten, die ihn zu einer achtwöchigen Trainingspause zwingt. Trotz der schweren Verletzung blickt Ballack optimistisch in die Zukunft.

"Ich will so schnell wie möglich wieder Fußball spielen. Ich gehe davon aus, dass ich zum Saisonbeginn wieder fit bin", erklärte Ballack. Zuvor muss er "einige Dinge überdenken und sortieren. So war es ohnehin geplant." Wo er im nächsten Jahr spielen wird, ist völlig offen. Sein Vertrag beim FC Chelsea wird aller Voraussicht nach nicht verlängert, zuletzt war über einen Wechsel in die Bundesliga zum FC Schalke oder dem Hamburger SV spekuliert worden. Ob er mit dem DFB-Team die Europameisterschaft 2012 in Angriff nehmen wird, gehört laut Ballack auch zu den Fragen, "mit denen ich mich beschäftigen werde".

Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff hält es durchaus für möglich, dass der 33-jährige Ballack noch ein großes Turnier mit dem DFB-Team spielt: "Die EM 2012 ist für ihn sicher machbar. Das Alter spielt keine so große Rolle. Und es ist ja die gute Nachricht in der schlechten Nachricht, dass seine Karriere nicht gefährdet ist." Ballack will nun zunächst bis zum Sonntag auf Sizilien bleiben. "Das ist das Beste für mich. Es ist ein wichtiger Schritt, jetzt bei der Mannschaft zu sein und ihr Unterstützung zu geben", sagte der 98-malige Nationalspieler in Sciacca.

Berater kündigt Klage an

Geht es nach Ballacks Berater, hat dieser Tritt für Boateng noch juristische Folgen.

Geht es nach Ballacks Berater, hat dieser Tritt für Boateng noch juristische Folgen.

(Foto: REUTERS)

Während Ballack sich mit Blick auf Boateng versöhnlich zeigte, kündigte sein Berater Michael Becker juristische Schritte gegen den England-Legionär an. "Meiner Meinung nach handelt es sich bei Boatengs Attacke nicht nur um einen hinterhältigen Tritt, sondern um Körperverletzung mit Ansage. Wir behalten uns ausdrücklich eine juristische Bewertung vor. Das umfasst sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Konsequenzen", sagte Becker.

Boateng, seit kurzem für Ghana spielberechtigt und damit auch Gegner der deutschen Nationalmannschaft im abschließenden WM-Gruppenspiel, hatte sich am Montag öffentlich für seine Attacke gegen Ballack entschuldigt. "Ich kann mich nur entschuldigen. Ich komme einfach zu spät und treffe ihn voll. Es sah dumm aus. Ich habe mich auf dem Platz zweimal entschuldigt. Nun zum dritten Mal. Es tut mir leid. Es war keine Absicht", sagte Boateng der "Sport Bild".

"Uneinsichtiger Gewalttäter"

Die Aussagen von Boatengs Vater Prince lassen allerdings den Schluss zu, dass es sich beim Foul von Boateng um eine Revanche handelte. "Ich habe schon viel schlimmere Fouls gesehen. Ich denke, die beiden hatten eine Rechnung offen. Ich erinnere mich an ein Vorkommnis aus Berliner Zeiten. Kevin hatte eine Woche vorm Spiel gegen die Bayern sein erstes Bundesliga-Tor geschossen. Im Spiel ist ihm dann Ballack auf den Fuß getreten. Als Kevin nachgefragt hat, was das soll, hat Ballack zu ihm gesagt: 'Halt die Klappe! Nur weil du gegen Frankfurt ein Tor geschossen hast, musst du nicht denken, dass du der Größte bist'", hatte Boatengs Vater der Berliner Boulevardzeitung "B.Z." gesagt. Zudem verwies Vater Boateng darauf, dass Ballack seinem Sohn im Pokalfinale vor dessen Foul mit der Hand durchs Gesicht gewischt sei, ihn also provoziert habe.

Becker brachte diese Erklärung in Rage. "Wo kämen wir denn hin, wenn jeder der vor einigen Jahren mal von einem anderen Spieler gefoult worden ist, Jahre später einen Rachefeldzug auf dem Spielfeld fortführt", sagte er und fügte hinzu: "Jeder Zuschauer hat gesehen, was Boateng getan hat. Das war ein Tritt mit Ansage. Wenn sein Vater öffentlich mitteilt, dass Boateng mit Ballack noch eine Rechnung offen hatte, dann bestätigt das die Vermutung, dass hier mit Verletzungsabsicht vorgegangen wurde." Boateng selbst bestreitet jeden Vorsatz energisch.

Dass sich der 23-Jährige bereits auf dem Platz bei Ballack für seinen bösen Tritt entschuldigt haben soll, glaubt Becker indes nicht: "Diese nachgeschobene Entschuldigung ist frei erfunden. Das ist eine reine Schutzbehauptung eines uneinsichtigen Gewalttäters, der schon des Öfteren in dieser Richtung auffällig geworden ist."

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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