"Realitätssinn nicht verlieren" DFL verteilt TV-Geld erstmal gleichmäßiger
07.12.2020, 16:31 Uhr
Die TV-Gelder werden künftig anders verteilt als bisher.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Deutsche Fußball-Liga wird in den kommenden Jahren über die Hälfte der TV-Gelder gleichmäßig unter den Klubs der beiden obersten Spielklassen verteilen. Damit trage man auch den Auswirkungen der Corona-Pandemie Rechnung.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) trägt bei ihrem neuen Verteilungsschlüssel für die TV-Gelder bis zur Saison 2024/25 den Auswirkungen der Corona-Pandemie Rechnung. Wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nach einer virtuellen Mitgliederversammlung mit den 36 Profiklubs aus der Bundesliga und 2. Bundesliga mitteilte, sollen 53 Prozent der Gelder in den kommenden beiden Jahren gleich verteilt werden. Alle Klubs der Bundesliga erhalten demnach in der kommenden Saison sicher 24,7 Millionen Euro, in der 2. Liga werden an alle Vereine 6,9 Millionen Euro gleich verteilt. Die Leistung dient als zweite große Säule.
"In einer Zeit, in der niemand absehen kann, kann man Vieles diskutieren. Aber man darf das Augenmaß und den Realitätssinn nicht verlieren", sagte Seifert. "Für den einen oder anderen Klub kann es eng, für manche sogar sehr eng werden. Deshalb haben wir versucht, einen Weg zu finden, der neue und strategisch wichtige Impulse setzt. Man kann kaum Lösungen finden, die es allen recht machen."
Die Gelder aus der nationalen Vermarktung werden anhand von vier Säulen verteilt. Neben der "Gleichverteilung" und "Leistung" dienen die Säulen "Nachwuchs" (die stärker gewichtet werden soll) und "Interesse" als Grundlage für die Verteilung. In letzterer Säule soll künftig das von einem Klub generierte Interesse berücksichtigt werden. Für die Rechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen brachen zuletzt von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Spielzeit ein. Die Mediengelder sind die mit Abstand größte Einnahmequelle der Vereine.
Die Klubs hatten seit Monaten um die Verteilung der Medieneinnahmen gestritten. Zuletzt folgte auf das Positionspapier der "Kleinen 14" (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) die Retourkutsche der "Großen 15" (14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) mit dem von Branchenführer Bayern München initiierten Gipfeltreffen.
"Jetzt kommt der Sturm"
Seifert befürchtet durch die Coronakrise im deutschen Profifußball Umsatzverluste von etwa zwei Milliarden Euro. "Die letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm", sagte der Boss der Deutschen Fußball-Liga: "Die finanziellen Belastungen und Risiken sind deutlich höher, als es Klubs, Spieler und Spielerberater sowie externe Betrachter wahrnehmen möchten."
Alle Beteiligten bräuchten "einen klaren Blick auf die Realität", so Seifert weiter. Allein in der Saison 2020/21 werde der Verlust laut ersten Prognosen wohl eine Milliarde Euro betragen. Ziehen sich die Geisterspiele bis Saisonende durch, entstehen Verluste von etwa 650 Millionen Euro. Dazu kommen 250 bis 350 Millionen Euro weniger Umsatz auf dem Transfermarkt. In der Saison 2021/22 werden weitere 750 bis 800 Millionen Euro fehlen, befürchtet der 51-Jährige. In der abgeschlossenen Spielzeit 2019/20 ging der Umsatz um sechs Prozent zurück, das entsprach etwa 275 Millionen Euro.
DFL will Angebote von Private-Equity-Firmen prüfen
Künftig will sich die DFL intensiver mit dem Einstieg von internationalen Finanz-Investoren beschäftigen. Gespräche soll es von Februar an geben. "Wenn sich die Klubs dazu entscheiden sollten, dann nicht deshalb, weil man jetzt kurzfristig Geld braucht, sondern weil man besser aufgestellt sein will für die Zeit nach der Covid-Pandemie", sagte Seifert.
Bei der Investoren-Frage geht es um den Verkauf von Anteilen an einer DFL-Tochtergesellschaft für die internationale Vermarktung. Die DFL hatte bereits angekündigt, Informationsgespräche mit an Minderheitsanteilen interessierten Unternehmen aus dem Bereich 'Private Equity' vorzubereiten.
Die DFL werde "einen Prozess aufsetzen, um die Angebote der Private-Equity-Firmen unter strategischen und finanziellen Gesichtspunkten zu prüfen", heißt es weiter. "Das Verfahren startet voraussichtlich im Februar und wird frühestens im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen." Die Entscheidung treffe die DFL-Mitgliederversammlung.
Quelle: ntv.de, ter/sid