Fußball

Rehhagel gegen Meier, Hertha gegen Fortuna Der Altmeister träumt vom FC Barcelona

Lerhmeister Otto Rehhagel trifft heute auf seinen Schüler Norbert Meier. Für beide zählt nur der Sieg im Relegationsduell.

Lerhmeister Otto Rehhagel trifft heute auf seinen Schüler Norbert Meier. Für beide zählt nur der Sieg im Relegationsduell.

(Foto: dpa)

Der eine war der Trainer, der andere sein Spieler. Aber heute tritt nicht Otto Rehhagel gegen Norbert Meier an, sondern Hertha BSC gegen Fortuna Düsseldorf. Es geht darum, welcher Verein in der kommenden Saison in der Fußball-Bundesliga spielt. Und irgendwie dann doch wieder darum, ob sich der Lehrmeister oder sein Schüler durchsetzt. Die Fans sind elektrisiert.

Sie wissen in Berlin durchaus, dass sie Glück gehabt haben. Jetzt schon, obwohl das Wichtigste noch bevorsteht. Mittelfeldspieler Peter Niemeyer drückt das so aus: "Wir können alles sehr froh, dass uns der liebe Gott nach einer so beschissenen Rückrunde noch die Chance gegeben hat, dem Abstieg von der Schippe zu springen." Es wäre der sechste aus der Fußball-Bundesliga nach 1965, 1980, 1983, 1991 und 2010. Dass die Hertha nun versuchen darf, das in zwei Spielen gegen Fortuna Düsseldorf, zu verhindern, hat aber weniger mit transzendentalen Einflüssen zu tun. Sondern vielmehr damit, dass es in Deutschland im Gegensatz zu allen anderen europäischen Topligen etwas gibt, was Relegation heißt.

Hertha BSC - Düsseldorf, ab 20.30 Uhr
Team: Kraft - Janker (Lell), Hubnik, Niemeyer, Holland -  Perdedaj - Kobiaschwili - Ebert, Ben-Hatira - Raffael - Ramos
Trainer: Rehhagel
Team: Ratajczak - Levels, Lukimya-Mulongoti,  Juanan, Van den Bergh - Bodzek - Bröker, Oliver Fink, Lambertz -  Beister (Ilsö), Rösler
Trainer: Meier
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb).

Während eine Mannschaft in England, Frankreich, Spanien, Italien und Portugal direkt absteigt, wenn sie am Ende der Saison auf den drittletzten Tabellenplatz steht, gibt es hierzulande seit 2009 wieder zwei Entscheidungspartien gegen den Dritten der zweiten Liga. Einmal siegte seitdem der unterklassige Verein, zweimal setzte sich der Erstligist durch, im vergangenen Jahr Borussia Mönchengladbach in zwei engen Spielen gegen den VfL Bochum. Und da die Berliner im Moment nehmen, was sie kriegen können, dürfen sie das getrost als gutes Omen werten. In dieser Saison stürmten die Gladbacher auf Rang vier. Passt zu einem wie Herthas Trainer Otto Rehhagel, der mit seinen 73 Jahren jüngst nach dem - allein wegen der Münchner Schützenhilfe mit dem Sieg in Köln entscheidenden - Sieg gegen die TSG Hoffenheim sagte, natürlich träume er davon, "dass wir eines Tages so Fußball spielen wie der FC Barcelona".

"Das ganze Gequatsche bringt doch nichts"

Dazu würde es dann tatsächlich höherer Mächte bedürfen, abgesehen davon, dass Otto Rehhagel in den beiden Begegnungen gegen Düsseldorf die letzten beiden Male auf der Berliner Bank sitzen wird. Heute um 20.30 Uhr pfeift Schiedsrichter Marco Fritz das Hinspiel an, das Rückspiel findet am kommenden Dienstag in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens statt. Mehr als 60.000 Karten für den "Relegations-Knüller", wie sie das Spiel bei der Hertha ankündigten, sind verkauft, und natürlich hoffen sie auf ein mit 74.224 Zuschauern ausverkauftes Olympiastadion. Und der Altmeister sieht seine Mannschaft in einer ganz neuen Situation, zumindest, seitdem er sie vor knapp drei Monaten übernommen hat. Zwölf Spiele hat die Hertha unter Otto Rehhagel absolviert, nur drei davon gewonnen.

Nun sagt er: "Jetzt ist ganz klar, wir sind der Favorit." Schränkt aber mit der Weisheit seiner 832 Bundesligaspiele als Trainer ein: "Aber nicht immer haben die Favoriten gewonnen." Schließlich hätten sie "das erreicht, was wir erreichen mussten. Wir haben aber noch nicht erreicht, was wir erreichen wollen". Und überhaupt: "Das ganze Gequatsche bringt doch nichts, wichtig ist auf'm Platz." Dort wünscht er sich von seiner Mannschaft das, was unter dem Begriff kontrollierte Offensive firmiert. "Wir dürfen hier keinen Treffer kassieren, das ist das Thema." Denn die Ironie dieser Relegation ist, dass er mit seiner Hertha gar nicht zum vierten Mal gewinnen muss, um in der ersten Liga zu bleiben. Ein 0:0 heute und ein 1:1 in Düsseldorf würde zum Beispiel reichen, weil die Berliner dann im Gegensatz zu den Düsseldorfern auswärts ein Tor geschossen hätten. Eine Regel, die übrigens auch in anderen Teilen Europa gilt.

Bleibt das Problem, wie so oft im Sport, dass der Gegner auch gewinnen will. Auch wenn Trainer Norbert Meier zu Protokoll gab, diese Relegationsspiele seien für die Fortuna eine "Bonus-Veranstaltung". Angesichts der Tatsache, dass die Düsseldorfer nun die Chance haben, nach 15 langen Jahren in die Erstklassigkeit zurückzukehren, klingt das nach gepflegtem Understatement. Nach dem Abstieg aus dem Oberhaus 1997 führte der Weg der Fortuna 2002 sogar in die viertklassige Oberliga. Ein Grund, warum Norbert Meier sagt: "Dass ein Traditionsverein wie Fortuna davon träumt, wieder in die Bundesliga zurückzukehren, ist doch völlig normal. Wir müssen allerdings immer berücksichtigen, wo wir herkommen." Seit er im Januar 2008 sein Amt in Düsseldorf antrat, hat er die Fortuna von der dritten an die Spitze der zweiten Liga geführt.

Für Meier ein persönlicher Triumph

Norbert Meier könnte mit dem Aufstieg seine Kopfstoß-Affäre endgültig vergessen machen.

Norbert Meier könnte mit dem Aufstieg seine Kopfstoß-Affäre endgültig vergessen machen.

(Foto: dapd)

Und nicht zuletzt wäre der Aufstieg für Norbert Meier auch ein persönlicher Triumph. Denn das gibt es noch eine Geschichte vom 6. Dezember 2005, die ihm bis heute nachhängt, auch wenn er stets betont, für ihn sei die Sache längst abgehakt. Damals war er als Trainer des MSV Duisburg mit Albert Streit, damals Spieler des 1. FC Köln, an der Seitenlinie aneinandergeraten. Erst redeten sie, dann verpasste Norbert Meier seinem Kontrahenten eine Kopfnuss – und ließ sich theatralisch zu Boden sinken. Albert Streit bekam die Rote Karte, Norbert Meier für seine Schauspieleinlage drei Monate Berufsverbot und die Entlassung. Damals hätte es kaum jemand für möglich gehalten, dass er noch einmal einen Erstligisten trainiert.

Aber auch Norbert Meier hat mit seiner Mannschaft, die nach der Hälfte der Serie noch fünf Punkte vor dem Zweitligameister Greuther Fürth auf Platz eins stand, in der Rückrunde nur viermal gewonnen. Und er verweist darauf, für die Berliner spreche, dass sie "den Umkehrdrive" in der Bundesliga geschafft hätten. Vielleicht spricht daraus auch noch etwas Hochachtung vor Otto Rehhagel, unter dem der 16-fache Nationalspieler Norbert Meier neun Jahre lang bei Werder Bremen kickte und 1988 Deutscher Meister wurde. Sprechen will er darüber aber nicht groß: "Er war mein Trainer, ich sein Spieler. Das ist über 20 Jahre her. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Ansonsten ist es mitnichten so, dass er seiner Mannschaft keine Chance einräumt, vor allem nicht, weil die Düsseldorfer im zweiten Spiel auf den Vorteil bauen, im eigenen Stadion spielen zu dürfen. "16 Mal sind wir in der Rückrunde in Rückstand geraten, aber wir haben nur viermal verloren. Wir sind also in der Lage, ein Spiel zu drehen." Ansonsten rät er seiner Mannschaft, es einfach positiv zu sehen, dass das Wichtigste noch bevorsteht. "Jetzt gibt es Freude auf die Spiele, die Mannschaft soll sie genießen."

Quelle: ntv.de

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