Fußball

Supercup-Spektakel in Frankreich Der Fußballgott spielt verrückt

Andre Ayew setzte den Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Supercup - nach einer "Schutzschwalbe" seines Bruders. (Archiv)

Andre Ayew setzte den Schlusspunkt unter einen denkwürdigen Supercup - nach einer "Schutzschwalbe" seines Bruders. (Archiv)

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem wahnwitzigen Spiel startet der französische Fußball in die Saison. Im Supercup bezwingt Olympique Marseille den Doublegewinner OSC Lille mit 5:4 - dank vier Toren nach der 85. Minute und einer peinlichen Schwalbe. Selbst Marseilles Coach Deschamps findet das "irgendwie wirklich bekloppt".

Ein Torfestival in den letzten Spielminuten und eine lächerliche Schwalbe als spektakulärer Schlusspunkt: Beim 5:4 im französischen Supercup zwischen Vizemeister Olympique Marseille und Double-Gewinner OSC Lille erlebten Spieler, Zuschauer und Offizielle eines der verrücktesten Fußball-Spiele der vergangenen Jahre.

Irgendwie bekloppt, aber Werbung für den Fußball: OM-Coach Didier Deschamps war nach dem Spektakel zufrieden. Sein Team hatte ja auch gewonnen. (Archiv)

Irgendwie bekloppt, aber Werbung für den Fußball: OM-Coach Didier Deschamps war nach dem Spektakel zufrieden. Sein Team hatte ja auch gewonnen. (Archiv)

(Foto: picture alliance / dpa)

Bis fünf Minuten vor dem Ende hatte der Meister mit 3:1 geführt. Alles sah nach einem normalen Abend aus - doch dann überschlugen sich die Ereignisse im marokkanischen Tangiers und es wurde denkwürdig. Marseille drehte das Spiel durch drei späte Tore in der 85., 87. und 92. Minute (Foulelfmeter), musste in der 93. Minute aber dann selbst den Ausgleich hinnehmen. Zum Sieg kam "OM" schließlich durch einen geschundenen Elfmeter - in der fünften Minute der Nachspielzeit.

"Wirklich bekloppt"

Selbst einen alten Haudegen wie Didier Deschamps, als Spieler Welt- und Europameister und jetzt Trainer in Marseille, ließ das kuriose Ende nicht kalt. "Das war ein verrücktes Spiel. Lille hatte schon gedacht, dass sie gewonnen haben. Doch was dann folgte, war irgendwie wirklich bekloppt", sagte Deschamps, der selbst Minuten nach dem Schlusspfiff noch lachte: "Ich bin froh, bei solch einem Spiel auf der richtigen Seite gewesen zu sein. Für Lille ist das natürlich grausam."

Denn während Deschamps an diesem Abend als glücklicher Sieger vom Platz ging, rang sein Gegenüber Rudi Garcia um Worte. "Für uns ist das natürlich hart, aber wir haben eine Lektion für die Meisterschaft erhalten", sagte der Meistertrainer, der Lille in der vergangenen Saison zu den ersten Titeln seit 56 Jahren geführt hatte.

Ayew und die "Schutzschwalbe"

In seiner Enttäuschung machte er selbst dem marokanischen Schiedsrichter Bouchaib El Ahrach keine Vorwürfe - aber nur in Bezug auf die entscheidende Schauspieleinlage des OM-Stürmers Jordan Ayew. Mit hohem Tempo war Ayew von der rechten Seite in den Strafraum gezogen, um sich dann deutlich sichtbar neben dem Bein eines Abwehrspielers auf den Rasen fallen zu lassen. Erinnerungen an den 13. April 1995 wurden wach, als Andy Möller mit seiner "Schutzschwalbe" ("Ich dachte, dass Dirk Schuster mich voll umhauen würde") gegen den Karlsruher SC einen Elfmeter herausgeholt hatte.

Lille-Coach Rudi Garcia konnte sich nach der 85. Minute nur noch dezent für das Spiel begeistern. (Archiv)

Lille-Coach Rudi Garcia konnte sich nach der 85. Minute nur noch dezent für das Spiel begeistern. (Archiv)

(Foto: REUTERS)

"Wenn man 3:1 führt, kann man nur sich selbst verantwortlich machen. Auch uns als Trainerstab, wenn man merkt, dass das Spiel am Ende so verrückt wird." Seinem Ärger machte er nur wegen des Platzverweises für Aurelien Chedjou Luft, der damit für das erste Ligaspiel am 6. August gesperrt ist. Ein "Defizit an Psychologie" habe der Unparteiische in dieser Situation gezeigt.

Deschamps lobte dagegen die "gute Werbung für den französischen Fußball". Garcia hätte sicherlich liebend gerne darauf verzichtet.

Quelle: ntv.de, Dominik Kortus, sid

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