Fußball

Warum nur ist er so gut? Der beste Robben aller Zeiten

Arjen Robben – das ist der Mann für die besonderen Momente. Zumindest, wenn es um Fußball geht. Für die Bayern schießt er das entscheidende Tor. Wieder einmal, diesmal gegen Lyon. Und alle sagen: Der ist gut. Aber wie gut ist er wirklich?

Besser als je zuvor: Arjen Robben.

Besser als je zuvor: Arjen Robben.

(Foto: dpa)

Arjen Robben ist gut. So gut, dass die These, beim FC Bayern München spiele der beste Robben aller Zeiten, in diesem Fall sogar stimmen könnte. Normalerweise ist diese Formulierung ausgemachter Unsinn. Aller Zeiten – wer kann schon in die Zukunft blicken? Aber wer Arjen Robben, 26 Jahre alt, Fußball spielen sieht, kann sich nicht vorstellen, dass er es noch besser kann. Woran liegt das bloß? Eine Spurensuche.

SEINE TORE. Am einfachsten ist es, seine Tore zu zählen. Das ist deshalb nicht schwer, weil sie so spektakulär und wichtig sind, dass niemand sie vergisst. Zum Beispiel sein 1:0 gegen Olympique Lyon im Halbfinalhinspiel der Champions League am Mittwochabend in der Münchener Arena. Es war der Siegtreffer, in diesem Fall aus 25 Metern, mit seinem formidablen linken Fuß. Thomas Müller touchierte den Ball zwar noch, meldete aber keine Besitzansprüche an und hatte noch die Muße zu einem kleinen Scherz. "Ich hatte noch überlegt, ob ich nicht zum Friseur gehen soll. Aber ich hatte dann keine Zeit - das war wohl gut so."

Wieder Arjen Robben also. Schon im Achtelfinale beim AC Florenz und im Viertelfinale bei Manchester United war es der Niederländer, der mit seinen Treffern für die Entscheidung sorgte. War es in Florenz ein fulminanter Schuss aus fast 30 Meter, traf er im Old Trafford mit einer herrlichen Direktabnahme nach einem Eckball von Franck Ribéry. Die Mitspieler finden's gut. "Arjens linker Fuß ist Extraklasse", schwärmt Philipp Lahm. Und seine Chefs staunen. "Dass er in dieser Kontinuität Tore schießt, konnte man nicht erwarten", sagt Karl-Heinz Rummenigge. Nur Uli Hoeneß übernimmt, wahrscheinlich gerne, die Rolle des Motzkis: "Er hat auch 25 Millionen Euro gekostet. Da muss er auch ein bisschen mehr leisten als die, die zwei Millionen kosten." Fakt ist: 31 Mal hat Arjen Robben in dieser Saison für den FC Bayern gespielt, 20 Mal hat er ein Tor geschossen. Das ist für einen Mittelfeldspieler so schlecht nicht. Aber vielleicht ist er ja auch das, was früher einmal Außenstürmer hieß.

Geht es noch besser? Ja, aber nur theoretisch. Weil er eben nicht nur gegen Hannover 96, sondern auch gegen den FC Schalke 04, Manchester United und Olympique Lyon trifft. Also: Der torgefährlichste Robben aller Zeiten.

Und fit wie ein Turnschuh ist er auch.

Und fit wie ein Turnschuh ist er auch.

(Foto: dpa)

SEIN GLÜCK. Das große Glück des Arjen Robben – und damit auch des FC Bayern – ist, dass er, seitdem er in München spielt, von schwereren Verletzungen verschont geblieben ist. Das war früher anders, als er für den PSV Eindhoven, Real Madrid und den FC Chelsea kickte. Oder eben nicht. Zumal der damalige Trainer Chelseas, José Mourinho, ihm seine Verletzungsanfälligkeit als Wehleidigkeit auslegte. Im Januar 2007 eskalierte der Konflikt, als Robben im Spiel beim FC Liverpool nach 20 Minuten ausgewechselt werden wollte. Der Trainer schrie erzürnt auf den Platz: "Get him fucking off!" Nach der 0:2-Niederlage sagte ein sichtlich resignierter Mourinho: "Keine Ahnung, wie lange Robben ausfällt. Aber bei ihm dauert es normalerweise sehr lange."

Sinnbildlich auch der 7. November 2008, als sich Robben, inzwischen bei Real Madrid, beim Aufwärmen vor dem Champions-League-Spiel gegen Juventus einen Muskelfaserriss in der rechten Wade zuzog und für mehrere Wochen ausfiel. Zuvor war er immerhin fünf Monate fit - eine Rarität für Arjen Robben, der in sechs Jahren Madrid und London nur 62 Prozent der möglichen Ligapartien bestritt. Allein in den Spielzeiten 2007/2008 und 2008/2009 laborierte er an neun Verletzungen. Auch ein Grund, warum die Münchner ihn im Spätsommer vergangenen Jahres für 25 Millionen Euro bekommen haben. Das ist zwar immer noch sehr viel Geld, aber immerhin elf Millionen weniger, als Real Madrid 2007 nach London überwiesen hatte. Und das Risiko scheint sich auszuzahlen.

Geht es noch besser? Nein, auch wenn ihn bei den Bayern hin und wieder ein paar kleinere Verletzungen plagen. Also: Der verletzungsunanfälligste Robben aller Zeiten. Toi, toi, toi. Selbst José Mourinho mag ihn jetzt. Inzwischen trainiert er Inter Mailand und hat nach dem 3:1 im Hinspiel gegen den FC Barcelona gute Chancen, das Finale der Champions League zu erreichen. Und dieser Mourinho sagt tatsächlich: "Wenn wir es nicht schaffen, hoffe ich, dass Bayern im Finale sein wird, weil ich van Gaal und Robben liebe. Der eine war mein Spieler, der andere mein Lehrer und Boss. Wenn wir ins Finale kommen, ziehe ich es allerdings vor, gegen Lyon zu spielen."

Ärger mit Louis van Gaal? Na ja, so schlimm war's auch nicht.

Ärger mit Louis van Gaal? Na ja, so schlimm war's auch nicht.

(Foto: REUTERS)

SEIN EHRGEIZ. Lange Zeit galt Arjen Robben als Schwalbenkönig. Schlimmer noch, wie eben angedeutet: als verletzungsanfälliger, eigenbrötlerischer Schwalbenkönig mit Hang zum Wehklagen und zur Zänkerei. Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Er brennt vor Ehrgeiz und verkörpert die Sieger-Mentalität der Münchner Mannschaft wie kein Zweiter. So war er auch stinksauer, als sein Trainer Louis van Gaal ihn gegen Lyon nach 85 Minuten für Hamit Altintop aus dem Spiel nahm. Grollend stapfte der Matchwinner vom Rasen und verweigerte den Handschlag.

Ein Eklat, wie ihn der Reporter des übertragenden Senders gesehen haben wollte, war das nicht. Arjen Robben hat das hinterher gut erklärt: "Ich habe eine Mentalität, ich will immer gewinnen. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch ein Tor schießen könnte. Die Gegenspieler waren kaputt, konnten nicht mehr laufen und es gab viel Raum auf dem Platz." So wie im Halbfinale des DFB-Pokals beim FC Schalke 04, als er in der 112. Minute bei seinem Solo über den halben Platz die Gelsenkirchener Abwehr stehen ließ und dann auch noch den Ball aus elf Metern ins Tor schoss. Trotzdem erklärte er am Mittwoch brav: "Meine Reaktion war nicht gut, auch gegen den Trainer. Das war emotionell, nicht professionell." Das wiederum war sehr professionell. Und so war Louis van Gaal auch nicht wirklich sauer. "Er muss das schlucken, ich bin verantwortlich für das Spiel."

Geht es noch besser? Nein, er macht das wirklich gut. Auf dem Platz und vor dem Mikrofon.

Sie mögen ihn in München. Kein Wunder.

Sie mögen ihn in München. Kein Wunder.

(Foto: dpa)

SEINE MITSPIELER. Philipp Lahm ist Arjen Robbens kongenialer Partner auf der rechten Bayernseite, gegen Lyon trumpften beide groß auf, ergänzten sich so perfekt, dass auch Lahm sich bisweilen ins Angriffsspiel einschaltete. Auch ein überragender Bastian Schweinsteiger ("Robben lebt auch von seinen Mitspielern") trägt auf der Sechserposition vor der Abwehr viel dazu bei, dass sich eine wild entschlossene Bayern-Mannschaft zu immer neuen Höhenflügen aufschwingt. Arjen Robben ist nicht alleine, das Spiel der Bayern mehr als eine One-man-show. Aber er ist eben der Mann für die besonderen Momente.

Seine Stärken sind seine Geschwindigkeit, seine Dribblings und seine Schussstärke. "Es war vorauszusehen, dass das Spiel durch eine Einzelaktion entschieden wird. Und wer könnte das anderes tun als Arjen Robben." Sagt Franz Beckenbauer. Der muss es wissen Da stehen die Mitspieler schon mal gerne hinten an, wenn es um die mediale Aufmerksamkeit geht.

Geht es noch besser? Das, was Lahm und Robben gegen Lyon gezeigt haben, war schon beeindruckend. Und auch mit Arjen Robbens Akzeptanz bei seinen Kollegen scheint es gut bestellt. Was soll da noch besser werden?

SEIN PROBLEM. Wenn alles gut ist, kann es also nur schlechter werden. Aber bevor wir hier jemandem die gute Laune verderben, weisen wir lieber noch einmal darauf hin, dass Arjen Robben wirklich gut ist. Allerdings nicht so gut wie Lionel Messi, selbst als bester Robben aller Zeiten nicht.  Aber das ist ein anderes Thema.

Quelle: ntv.de

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